Kirchheim

Kirchheimer spielen „bei Kaisers“

Konzertreise Die Stadtkapelle tritt am Donnerstag bei den Promenadenkonzerten in der Innsbrucker Hofburg auf. Morgen gibt es einen Auszug des Programms für Tirol bei der Serenade im Schlosshof. Von Andreas Volz

In den Proben erhält die Stadtkapelle Kirchheim derzeit den letzten Schliff vor dem großen Auftritt in Innsbruck.Foto: Markus Br
In den Proben erhält die Stadtkapelle Kirchheim derzeit den letzten Schliff vor dem großen Auftritt in Innsbruck.Foto: Markus Brändli

Das ist die Krönung für die Stadtkapelle Kirchheim: Am Donnerstag, 26. Juli, werden die Musiker bei Hofe eingeführt. Und dabei geht es nicht etwa um den Hof eines x-beliebigen Provinzfürsten, sondern um die Kaiserliche Hofburg der Habsburger. Gut, es ist nicht die Wiener Hofburg, sondern die von Innsbruck. Aber das ist ja auch schon was: Vier Wochen lang spielen 38 Ensembles aus acht verschiedenen europäischen Ländern bei den 24. Innsbrucker Promenadenkonzerten im Innenhof der Hofburg.

Die Stadtkapelle Kirchheim ist mit dabei und zählt zu den „sechs europaweit führenden Blasorchestern“, auf die die Veranstalter in einer Pressemitteilung verweisen. Die Kirchheimer Musiker werden sogar als „Geheimtipp aus Deutschland“ beworben. Im Programmbuch aus Innsbruck gehen die Lobeshymnen weiter. Da steht schwarz auf weiß: „Es gibt Orchester, denen man über Jahrzehnte auf der Spur bleibt, bis es endlich klappt. Eine dieser wunderbaren Formationen, die auf eine großartige Vereinsgeschichte zurückblicken können, ist die Stadtkapelle Kirchheim unter Teck aus einer 40 000-Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg.“

Die Größe der Stadt wird auch gleich als wichtiger Grund angegeben für die Qualität der Musik - weil „Orchester aus dem ländlichen Bereich meist nicht mehr über die Qualität verfügen, um ans internationale Niveau anzuschließen, aber auch Orchester aus Großstädten aufgrund der Mobilität der Bevölkerung nicht mehr jene Konstanz aufbringen, um sich in die oberste Liga emporzuspielen.“

Kirchheim in der obersten Liga, in der Champions League der europäischen Blasmusik? So ist es. Die Innsbrucker schreiben weiter, dass die Stadtkapelle einst „von Harry D. Bath, einer führenden Persönlichkeit des deutschen Blasorchesterwesens, übernommen und zu neuen Ufern geführt wurde“. Lange schon sei das Ensemble im Visier der Innsbrucker Promenadenkonzerte. Nun sei es den Veranstaltern „eine große Freude, dass das Orchester unter der Leitung von Marc Lange endlich in Innsbruck auftritt“.

Marc Lange, der den Dirigentenstab 2012 übernommen hat, versucht im Gespräch zunächst, das Lob aus Innsbruck in aller Bescheidenheit zu relativieren: „Die machen eine Riesenwerbung, weil sie dem Publikum die Konzerte auch schmackhaft machen müssen.“ Andererseits aber ist der Stadtmusikdirektor voll und ganz von seinen Musikern überzeugt, sodass er selbstbewusst ergänzt: „Geheimtipp? Das weiß ich auch nicht so genau. Im deutschen Raum kennt man die Stadtkapelle Kirchheim schon.“

Der erste Kontakt für den jetzigen Auftritt in Innsbruck war vor zwei Jahren in Riva am Gardasee entstanden: Die Kirchheimer hatten beim internationalem Wettbewerb „Flicorno d‘Oro“ den zweiten Platz in der höchsten Stufe belegt. Der Innsbrucker Veranstalter Alois Schöpf hat daraufhin das Gespräch mit Marc Lange gesucht.

In den letzten Monaten hat sich der Kontakt intensiviert, bis Schöpf und Lange sich auf ein Programm geeinigt hatten, das alle Erwartungen erfüllt. Die Kirchheimer beginnen um 19.45 Uhr im Innsbrucker Burghof ganz majestätisch mit der Trompetensuite aus Händels Wassermusik. Auch Richard Wagners Huldigungsmarsch für König Ludwig II. von Bayern steht auf dem Programm. Ansonsten geht es überwiegend österreichisch-operettenselig zu: Das Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“ und „Spiel‘ ich die Unschuld vom Lande“ aus der „Fledermaus“ singt die junge französische Sopranistin Julie Erhart - die zum Abschluss auch noch „Summertime“ aus Gershwins „Porgy and Bess“ anstimmt.

„Hofmusik“ vorab in Kirchheim

Nicht nur in der Hauptstadt Tirols tritt das Orchester als musikalischer Botschafter der Stadt Kirchheim auf, sondern auch direkt in Kirchheims Innenstadt: Passend zur Hofburg in Innsbruck, gibt die Stadtkapelle auch am morgigen Sonntag schon ein Hofkonzert: die traditionelle Sommer-Serenade im Kirchheimer Schloss. Julie Erhart ist mit von der Partie, denn die Stadtkapelle stellt dem Kirchheimer Publikum bereits einen Großteil des Innsbrucker Programms vor. Außerdem zeigt Marc Lange morgen in Kirchheim, dass die Stadtkapelle auch für die Zukunft gut aufgestellt ist, weil die Jugendkapelle ebenfalls auftritt. Beginn im Schlosshof ist um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind jedoch willkommen.