Kirchheim
Kirchheims Dekan: „Ich bin ein Mensch, der gerne lacht“

Investitur Mit einem Gottesdienst in der Martinskirche und einem Empfang wurde Kirchheims evangelischer Dekan Christian Tsalos eingeführt. Von Peter Dietrich​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

Den Katholiken wäre das vermutlich nicht passiert: Stand doch auf der Urkunde für den neuen evangelischen Dekan, die Ernennung gelte „Pfarrerin Christian Tsalos“. Sie habe gar nicht gedacht, dass die württembergische Landeskirche schon so durchgegendert sei, sagte die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold lachend. Die Ernennung gilt trotzdem, und auf Arnolds Frage, ob die Kirchheimer den Dienst ihres neuen Dekans annehmen wollen, antworteten das Besetzungsgremium und die Kirchengemeinderäte mit einem klaren „Ja“. „Das war schön laut, wunderbar“, kommentierte die Prälatin.

Als Allererste freute sich im Gottesdienst in der Martinskirche Schuldekanin Dorothee Moser „über ihren Kollegen im Dekanatamt“. Nachdem die bisherige Dekanin Renate Kath in den Ruhestand gegangen war, musste der Kirchenbezirk Kirchheim knapp sechs Monate auf eine Nachfolge warten.
 

„Ich finde, die
Kirchheimer haben eine gute Wahl getroffen.
Prälatin Gabriele Arnold
 

Die erste Sitzung des 38-köpfigen Besetzungsgremiums hatte es am 8. Juni 2021 gegeben, die Beratungen über die Bewerbungen fanden im Dezember statt, am 11. Februar dieses Jahres war die Wahl mit großer Mehrheit auf Christian Tsalos gefallen. Nun ist er der neue Vorgesetzte von 26 Pfarrern und Pfarrerinnen.

Bibelgarten erschaffen

„Ich finde, die Kirchheimer haben eine gute Wahl getroffen“, sagte die Prälatin. Christian Tsalos sei in der Lage, einen großen Garten zu bestellen: In Heimsheim im Enzkreis, wo er die vergangenen elf­einhalb Jahre als Pfarrer war, habe er einen verwilderten Pfarrgarten in einen öffentlichen Bibelgarten verwandelt. Diese Fähigkeit kommt im übertragenen Sinne auch seinem Amt zugute kommen, meint die Prälatin: Auch in Kirchengemeinden gebe es manchmal schräge Vögel, Überflieger und andere, die sich gerne unter der Erde verkriechen.

Seinen griechischen Nachnamen hat der neue Dekan vom griechischen Vater, der Pfarrer in der württembergischen Landeskirche war, seine Mutter ist Deutsche. Aufgewachsen ist der neue Dekan in Pfarrhäusern auf der Schwäbischen Alb. Theologie studiert hat er vor allem in Tübingen, mit seiner Frau hat er drei Kinder. Er war für die Kirche in Musberg auf den Fildern tätig, in Albstadt-Ebingen und einige Zeit als Pressesprecher der württembergischen Landeskirche. Er beschreibt sich selbst als „einen Menschen, der gerne lacht“, vor dem niemand Hemmungen haben müsse. Das Leben als Christ, ist er überzeugt, sei „eine lebensbejahende, fröhliche Sache“. In seiner Predigt betonte er, dass sich jeder Mensch für sein eigenes Handeln vor Gott verantworten müsse. „Das ist notwendig, weil wir sonst keinen Maßstab für unser menschliches Zusammenleben hätten.“

Manger, Botschafter, Moderator

Beim Empfang auf dem Martinskirchplatz begrüßte Landrat Heinz Eininger den neuen Dekan. Der gemeinsame Nenner von kirchlicher und bürgerlicher Gemeinde, sagte er, sei der Einsatz für das Wohl des Menschen – auch wenn es manchmal unterschiedliche Auffassungen dazu gebe, was zu diesem Menschenwohl gehöre. Ein Dekan müsse sich heute auf vielen Ebenen bewegen, als Manager, Botschafter und Moderator.

Oberbürgermeister Pascal Bader beschrieb Kirchheim als „fröhliche, lebendige Stadt“, daher passten die Stadt und der neue Dekan gut zusammen. Weil dieser in seiner Predigt die Blitzer auf den Schleichwegen von Heimsheim nach Stuttgart erwähnt hatte, warnte der Oberbürgermeister: „Es gibt relativ viele Blitzer in Kirchheim, und wir haben auch mobile Blitzer. Die Kirchheimer kennen die Ecken, Sie werden sie auch bald kennen, ich verrate sie Ihnen jetzt natürlich nicht.“

Für die Katholiken überreichte Dieter Groß, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats St. Ulrich, eine Bibel mit über 100 Bildern des Künstlers und Priesters Sieger Köder. Damit hatte er einen Volltreffer gelandet. „Ich schätze diesen Künstler sehr“, sagte der neue Dekan. „Im evangelischen Dekanat wird demnächst ein Bild von ihm hängen.“ Ein schönes Bild bot auch der Martinskirchplatz: Es gab vielseitiges Essen und ebenso vielseitige Musik von Alphörnern bis zum Jazz. Außerdem lockte bei herrlicher Abendsonne der Aufstieg auf den Martinskirchturm. Diese Gelegenheiten nutzten einige Besucher, um einen fantastischen Ausblick über Kirchheim zu genießen.