Kirchheim
Kirchheims Straßen sind ein teures Pflaster

Sanierungsbedarf Der aktuelle Kirchheimer Straßenzustandsbericht nennt hohe Kosten: Um sämtliche Schäden beheben zu können, wäre eine Mindestsumme von 42 Millionen Euro erforderlich. Von Andreas Volz

Kirchheims Straßen sind teils in einem desaströsen Zustand: Das ist das Ergebnis des entsprechenden Berichts, der nun der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat vorliegt. Am schlechten Zustand wird sich für viele Straßen auch so schnell nichts ändern: Nach der Befahrung von 242 Kilometern an Straßen und
 

Da muss jedes Jahr etwas passieren.
Sabine Lauterwasser
Die Grünen-Stadträtin ist nicht die einzige, die Kontinuität einfordert.

Wegen in Kirchheim beläuft sich die erste vorsichtige Kostenschätzung für die Behebung aller Schäden auf 42 Millionen Euro. Das dürfte aber nur die Spitze des Eisbergs sein, denn oft genug lässt sich das wahre Ausmaß der Schäden erst erkennen. wenn der oberflächliche Belag entfernt ist.

„Die 42 Millionen Euro sind das Ergebnis einer rein visuellen Beurteilung“, sagte Matthias Eisenschmid, der stellvertretende Leiter der Abteilung Technische Infrastruktur, im Ausschuss für Infrastruktur, Wohnen und Umwelt. Der tatsächliche Bedarf liege wahrscheinlich deutlich höher. Als Beispiel nannte er Stellen, wo sich Pfützen bilden und im Winter Eis. Das lasse sich auf Bildern nicht wirklich erkennen.

Den größten Sanierungsbedarf meldete Matthias Eisenschmid für die Tannenbergstraße und für die Jesinger Straße – wobei etliche Ausschussmitglieder ganz anderen Straßen, auch in den Teilorten, einen wesentlich schlechteren Zustand attestierten. Mit den Bewertungskriterien zeigten sich längst nicht alle einverstanden.

Das Grundproblem allerdings war allen Beteiligten bewusst: Die 42 Millionen Euro sind von vornherein nicht die richtige „Hausnummer“ – und sie werden sich auch aus einem anderen Grund noch gewaltig erhöhen. Diese Summe steht in den nächsten Jahren niemals komplett zur Verfügung, sodass die Schäden in den meisten Straßen noch stark zunehmen,  bevor an eine Sanierung überhaupt zu denken ist. Matthias Eisenschmid brachte es auf den Punkt: „Die 42 Millionen Euro lassen sich mittelfristig nicht aufholen, auch wenn wir kontinuierlich Mittel im Haushalt einstellen.“

Für die Priorisierung eins sind fünf Millionen Euro fällig. Das sind die Schäden, die am schnellsten zu beheben sind. Marc Eisenmann, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, hofft, dass wenigstens diese fünf Millionen Euro im nächsten Doppelhaushalt auftauchen. Zugleich mahnte er an, die Baustellen dann so einzurichten, dass nicht auf der Umleitungsstrecke der einen Baustelle gleich die nächste Baustelle wartet.

Oberbürgermeister Pascal Bader versprach, dass die Baustellen so gut wie möglich aufeinander abgestimmt werden sollen. „Aber bei Bundesstraßen sind wir nicht die einzigen, die da etwas zu bestimmen haben.“ Deshalb könne es trotz sorgfältigster Planung passieren, dass unterschiedliche Straßenbauarbeiten nicht perfekt Hand in Hand gehen.

Sabine Lauterwasser (Grüne) forderte: „Da muss jedes Jahr etwas passieren.“ Auch Fuß- und Radwege seien zu berücksichtigen. Linken-Stadtrat Heinrich Brinker wollte Letzteres sogar „höher priorisieren als Straßen“.

An dieser Stelle erklärte Bianka Wötzel, die Leiterin des Sachgebiets Tiefbau und Beiträge: „Bei Straßensanierungen sind immer alle Verkehrsströme berücksichtigt.“ Das gelte für den Rad- und Fußverkehr ebenso wie für Busspuren und Bushaltestellen.“

Zuerst kleinere Schäden sanieren?

Reinhold Ambacher (Freie Wähler) bemängelte, dass zu viel Zeit verloren gehe, bevor tatsächlich einmal eine Straße saniert wird. „Irgendwann stellen wir dann fest, dass wir gar kein Geld dafür haben.“ Er brachte deshalb eine umgekehrte Priorisierung ins Spiel: „Vielleicht sollten wir erst die vielen kleinen Schäden beheben. Das könnte uns viel Geld sparen helfen, weil daraus dann gleich gar keine großen Schäden mehr entstehen können.“

Thilo Rose von der CDU-Fraktion machte eine ganz andere Rechnung auf: „Bei einer Laufzeit von 30 Jahren müssten wir eigentlich jedes Jahr acht Straßenkilometer sanieren oder erneuern.“ Er empfahl deshalb, die Priorität auf die Funktionalität zu setzen: „Straßenbeläge zu sanieren halte ich für wichtiger, als irgendwo ein neues Buskap anzulegen.“

Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer brachte noch ein ganz anderes Thema zur Sprache: Die Finanzierung sei das eine. Es werde aber – bedingt durch den bevorstehenden Ruhestand der letzten geburtenstarken Jahrgänge – in Zukunft immer schwieriger, noch in genügender Anzahl qualifiziertes Personal zu finden, für die Stadtverwaltung ebenso wie für die Planungsbüros und die Straßenbauunternehmen.

Unter diesen Umständen stehen die Aussichten alles andere als gut, dass der Zustand der Straßen in Kirchheim jemals wesentlich besser wird, als es der aktuelle Bericht auflistet.