Kirchheim

Klares „Nein“ zur Kombihalle

Am Ende des Bürgerentscheids in Weilheim steht ein eindeutiges Ergebnis

Die Weilheimer haben sich mit großer Mehrheit gegen den Bau einer Kombihalle an der Lindach ausgesprochen. Wie es jetzt weitergeht, ist offen.

Das Interesse ist groß: Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle verkündet das Ergebnis des Bürgerentscheids zur Hallenfrage. Foto
Das Interesse ist groß: Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle verkündet das Ergebnis des Bürgerentscheids zur Hallenfrage. Foto: Carsten Riedl

Weilheim. Als Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle gestern Abend das vorläufige Ergebnis im gut besuchten Foyer des Rathauses verkündete, brandete Applaus auf: 2965 Weilheimer haben gegen den Bau einer Kombihalle in der Stadtmitte gestimmt. Das entspricht gut 68 Prozent der abgegebenen Stimmen. Damit haben sich weniger als ein Drittel derjenigen, die zur Wahl gegangen sind, für den Vorschlag von Verwaltung und Gemeinderat ausgesprochen, eine kombinierte Turn- und Festhalle an der Lindach als Ersatz für die Limburghalle und die Turnhalle der Limburg-Grundschule zu bauen.

„Das ist eben Demokratie“, kommentierte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle den Ausgang des ersten Bürgerentscheids in Weilheims Geschichte und betonte: „Es ist gut, dass das Ergebnis so eindeutig ist.“

Mit 54 Prozent war die Wahlbeteiligung ordentlich. Besonders viele Weilheimer hatten per Briefwahl abgestimmt: „Wir hatten noch nie so viele Briefwähler wie dieses Mal“, informierte Züfle. Insgesamt entspricht die Anzahl der „Nein“-Stimmen 37 Prozent aller Wahlberechtigten. Damit ist das vorgegebene Quorum von 20 Prozent mehr als erfüllt.

Wie es jetzt in der Hallenfrage weitergeht, ist offen. „Das ist die Schwierigkeit an einem Bürgerentscheid, bei dem man nur mit ,Ja‘ oder ,Nein‘ stimmen kann“, sagte Johannes Züfle. „Im Gemeinderat müssen wir nun schauen, wie es weitergeht und was sich finanzieren lässt.“ Das gelte für den gesamten Komplex von Schulturnhalle, Limburghalle, Freibad und Lehrschwimmbecken. „Allzu lange warten sollten wir nicht damit“, so Züfle. Im Herbst steht eine Klausurtagung des Gemeinderats an, bei der es um die Finanzen der Stadt geht, und bei der auch die Hallenfrage wieder Thema sein wird.

Froh über das Ergebnis zeigten sich die Mitglieder der Bürgerinitiative Limburghalle. „Es hat sich bestätigt, was man in den letzten Wochen und Monaten aus dem Volksmund gehört hat“, sagte Hans-Peter Sindlinger, der zusammen mit seiner Frau und anderen Vertretern der Initiative in den vergangenen Wochen Flugblätter verteilt und Plakate aufgehängt hat. Für die Bürgerinitiative sei das Engagement mit dem Entscheid nicht zu Ende, versichert Sindlinger: „Wir machen weiter“, sagt er. „Die Bürgerinitiative übernimmt die politische Verantwortung aus dem Bürgerentscheid und wird den weiteren Prozess konstruktiv begleiten.“

Begonnen hatte die Diskussion um Weilheims Hallen vor etwa einem Jahr. Damals hatte die Stadtverwaltung in einer Bürgerinfoveranstaltung ihre Pläne unter der Überschrift „Aus vier mach zwei“ vorgestellt. Die Idee war, statt des Freibads und des Lehrschwimmbeckens der Limburghalle ein Garten-Hallenbad an der Lindach zu bauen und statt der Limburghalle und der alten Schulturnhalle eine Kombihalle.

Im Dezember entschied der Gemeinderat – aufgrund eines Gutachtens und nachdem sich eine erste Bürgerinitiative gegründet hatte – , dass das Freibad bleiben solle. Auch der Bau eines neuen Lehrschwimmbeckens wurde in Aussicht gestellt. In der Hallenfrage jedoch sprach sich der Gemeinderat für den Bau einer Kombihalle an der Lindach aus, und damit implizit für den Abriss der Limburghalle. Daraufhin formierte sich eine Bürgerinitiative, die ein Bürgerbegehren für den Erhalt der Limburghalle ins Rollen brachte. Das wurde zwar aus formalen Gründen abgelehnt. Der Gemeinderat beschloss dann aber seinerseits, die richtungsweisende Hallenfrage in die Hände der Bürger zu geben.

Das Votum akzeptieren

Das „Nein“ zur Kombihalle in Weilheim ruft unweigerlich Assoziationen zum Referendum in Großbritannien hervor: Dort hat die Mehrheit der Bürger via Referendum für den EU-Austritt und damit gegen die Europapolitik der Regierung gestimmt.

Auch die Weilheimer sind beim Bürgerentscheid dem Vorschlag der Verwaltung und des Gemeinderats nicht gefolgt. Sie lehnen es ab, eine Kombihalle an der Lindach zu bauen, – und zwar mit deutlicher Mehrheit. Expertengutachten, Informationen und Zahlen der Stadtverwaltung konnten gegen Flugblätter und Stimmungsmache der Bürgerinitiative nichts ausrichten.

In Großbritannien sind einigen Bürgern die Konsequenzen der Entscheidung erst danach bewusst geworden. Dem Städtle ist zu wünschen, dass sich nicht auch dort noch Ernüchterung breit macht. Denn mit dem „Nein“ ist nicht nur die Kombihalle vom Tisch. Es müssen nun wieder ganz neue Lösungen für die Schulturnhalle und die Festhalle gefunden werden. Fraglich ist dann zudem, ob sich die Stadt die Sanierung des Freibads und den Bau eines neuen Lehrschwimmbeckens überhaupt noch leisten kann.

Trotz alledem müssen auch die Befürworter der Kombihalle die demokratische Entscheidung einer solch breiten Basis akzeptieren. Die Aufgabe von Verwaltung und Gemeinderat wird es sein, mit Energie nach neuen Lösungen zu suchen, mit denen dann möglichst viele Bürger gut leben können. Denn auch wenn Weilheim derzeit in zwei Lager gespalten ist, so teilen wohl doch fast alle Bewohner einen Wunsch: Dass endlich wieder Ruhe und Frieden ins Städtle einkehren.BIANCA LÜTZ-HOLOCH