Kirchheim
Klimaschutz: Diese Häuser haben’s in sich

Auszeichnung Die Eigentümer von 16 Gebäuden im Landkreis Esslingen erhalten für ihr energieeffizientes Bauen, das weit über die Mindeststandards hinausgeht, das Gütesiegel „Klimahaus Baden-Württemberg“. Von Andreas Volz

Nachhaltigkeit zahlt sich aus – wenn auch oft nur langfristig. „Für uns Schwaben zahlt es sich besonders aus, wenn wir etwas für den Klimaschutz tun und dabei auch noch Geld sparen, zumindest auf lange Sicht“, sagte Landrat Heinz Eininger bei der erstmaligen Prämierung von „Klimahäusern“ im Kreis Esslingen. Um dieses Geld einsparen zu können, sind zunächst höhere Ausgaben zu tätigen, die sich als Investitionen in die Energieeffizienz früher oder später amortisieren.
 

Mit diesem Schild zeigen Sie: Ich hab was G’scheits g’macht!
Landrat Heinz Eininger
zu den 16 Vorbildern, die das Gütesiegel „Klimahaus“ erhalten haben

Manchmal aber zahlen sich diese Investitionen auch recht schnell und kurzfristig aus – wenn auch „nur“ ideell: Den 16 Bauherren, die jetzt auf dem Weiler Schafhof in Kirchheim ausgezeichnet wurden, bescheinigte der Landrat, dass sie Vorbilder sind, „weil sie zeigen, dass es geht, Energieeffizienz, Klimaschutz und ökonomischen Vorteil in Einklang zu bringen“.

Der Landkreis selbst gehe mit gutem Beispiel voran, sei es beim bevorstehenden Neubau des Landratsamts in Esslingen oder beim neuen Verwaltungsgebäude in Plochingen: „Bei beiden Gebäuden haben wir beinahe null Emissionen.“ Außerdem biete das Landratsamt Beratung und Unterstützung für private Bauherren, die klimaneutral und energieeffizient bauen oder sanieren wollen.

Private Akteure als Vorbilder

Die privaten Haushalte sind in diesem Fall nicht zu vernachlässigen, „denn landkreisweit produzieren sie ein Viertel der Treibhausgasemissionen“. Deswegen seien private Bauherren als Vorbilder umso wichtiger. Der Klimaschutz brauche viele Akteure – „gerade auch die privaten“, sagte Landrat Eininger. Viele Vorbilder könne er deshalb auszeichnen, die sich mit ihren Gebäuden dem Wettbewerb gestellt hätten. „Dabei ist aber nicht der Wettbewerb das eigentliche Thema. Vielmehr geht es darum zu zeigen, was diese 16 Akteure auf die Beine gestellt haben.“

Was er auf die Beine gestellt hat, konnte vor Ort vor allem ein Akteur zeigen, vor dessen Gebäude sich die Gesellschaft versammelt hatte. Wilfried Veeser stellte das Gebäude auf dem Schafhof vor. Auf einen alten Stall aus dem Jahr 1906 hat er fünf neue Wohneinheiten gebaut. Verbaut wurden insgesamt 240 Kubikmeter Holz, die zum allergrößten Teil aus süddeutschen Wäldern stammen. Ausgestattet ist das Gebäude mit einer hocheffizienten Wärmepumpe der neuesten Generation, die ein Kilowatt Strom in bis zu 4,5 Kilowatt Wärmeleistung umwandelt.

Die PV-Anlage auf dem Dach erzeugt rund 140 000 Kilowattstunden pro Jahr. Das würde reichen, um den Strombedarf aller fünf Wohnungen zu decken, einschließlich des Verbrauchs der Wärmepumpe.

Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann bestätigte dem Jungruheständler Wilfried Veeser entsprechend: „In dieser Lebensphase energieeffiziente Häuser zu bauen, anstatt mit dem Wohnmobil um die Welt zu fahren, ist sehr nachhaltig.“ Wilfried Veeser, der in Dettingen als Pfarrer tätig war, bescheinigte wiederum dem Bürgermeister: „Er ist selbst auch ein Vorreiter, der schon 2010 wichtige Standards gesetzt hat und der deswegen nun mit seinem Privatgebäude prämiert wird."

Der Landesenergieagentur KEA-BW, die das Gütesiegel „Klimahaus Baden-Württemberg“ koordiniert und vergibt, ist es wichtig, „nachhaltiges Bauen sichtbar zu machen“, wie Matthias Rauch, Projektmanager in der Abteilung Grundsatzfragen und Förderprogramme, konstatierte: „Nichts ist wichtiger als Vorbilder, die vorangegangen sind, nachhaltig zu bauen pder zukunftsträchtig zu sanieren. Sie zeigen, dass man nachhaltig bauen kann, ohne dass es zieht und ohne dass man frieren muss.“

Die ausgezeichneten Gebäude, deren Eigentümer nebst Urkunde auch ein Gütesiegel samt Hausnummernschild erhielten, verteilen sich auf neun Städte und Gemeinden im Kreis. Spitzenreiter bei den „Klimahäusern“ ist Kirchheim mit fünf Gebäuden, gefolgt von Nürtingen mit drei und Beuren mit zwei. Jeweils ein prämiertes Haus steht in Bissingen, Dettingen, Hochdorf, Holzmaden, Köngen und Ostfildern.