Kirchheim
Kliniken feiern das Ende der 
Flurbereinigung

Festakt Die Psychiatrie im Kirchheimer Krankenhaus ist bereit, das Nürtinger Erbe anzutreten. Gestern Abend war im Neubau offiziell Eröffnung. Von Bernd Köble

Für den Klinikstandort Kirchheim war es der finale Akt, für die Kreiskrankenhäuser, die seit Dezember Medius-Kliniken heißen, ein Meilenstein auf dem Weg in eine wirtschaftlich sichere Zukunft. Aufgaben bündeln, Schwerpunkte setzen, in neue Gebäude, Personal und Technik investieren. Die Strukturreformen der zurückliegenden Jahre zeigen Wirkung. Die Kliniken im Kreis werden 2016 zum dritten Mal in Folge einen Gewinn erwirtschaftet haben.

Der gestern Abend offiziell eingeweihte Psychiatrie-Neubau in Kirchheim, der knapp 18 Millionen Euro gekostet hat, ist der vorerst letzte Teil eines 60-Millionen-Investitionspakets am Standort Kirchheim, der mit nun 435 Betten der größte im Klinikverbund dreier Häuser ist. Der nächste dicke Brocken wartet schon: Die Sanierung des Paracelsus-Krankenhauses in Ruit, die schon Ende des Jahres beginnen könnte, soll in den kommenden Jahren 112 Millionen Euro verschlingen.

Zahlen, bei denen dem Esslinger Landrat Heinz Eininger der Schreck inzwischen nicht mehr in die Glieder fährt. Eininger war am gestrigen Abend nicht nur der best gelaunte unter den Gästen, der Behördenchef sah sich nach einem fast 14 Jahre dauernden Kampf um eine Neuordnung der Kliniklandschaft auch ganz persönlich am Ziel. Dass man ihn an seiner alten Wirkungsstätte als Kirchheimer Bürgermeister dereinst zum Totengräber des Standorts in der Teckstadt gestempelt habe, als es um die Schließung der Geburtshilfe ging, habe ihn schwer getroffen, gestand Eininger. Heute sei das Krankenhaus mit seinen 900 Mitarbeitern größter Arbeitgeber in der Stadt. Nur durch die Bildung von Schwerpunkten und medizinisch abgestimmten Konzepten sei es gelungen, die Krankenhäuser wirtschaftlich zukunftsfest zu machen ohne auf Qualität zu verzichten. Dabei galt es auch Widerstände zu brechen, wie bei der Schließung der Plochinger Psychiatrie mit 150 Betten vor mehr als zwei Jahren. Eininger: „Wir sind nicht den einfachen Weg der Privatisierung gegangen. Deshalb entscheiden wir heute selbst über unsere Versorgung.“

Manfred Luchas beruflicheVergangenheit in der sozialpsychiatrischen Arbeit machte ihn gestern Abend zum kompetenten Redner. Ein gern gesehener Gast war Baden-Württembergs grüner Sozialminister ohnehin. Die 14 Millionen Euro, die das Land beisteuerte, liegen deutlich über der sonst üblichen Förderquote von 50 Prozent. Für den Minister aus Oberschwaben gut angelegtes Geld. Im Kreis Esslingen mit seinem Netz an sozialpsychiatrischen Diensten liege nicht nur die Wiege der Gemeindepsychiatrie im Land. „Esslingen war schon immer ein Kreis, für den Sozialplanung nichts Sozialistisches war.“

Die größte Arbeit steht den Klinik-Mitarbeitern nun bevor: 130 Patienten und 170 Fachkräfte beginnen am 21. Februar mit dem Umzug von Nürtingen nach Kirchheim. Zuvor erhält am 19. Februar die Bevölkerung Gelegenheit, bei einem Tag der offenen Tür die neuen Räume zu besichtigen.