Kirchheim

Kommentar: Ein Hilfeschrei

Die Initiative der drei Grundschulleiterinnen, die nach Ohmden zur schulpolitischen Diskussion geladen haben, ist vor allem eines: ein Hilfeschrei. Die drei Frauen sind als hoch engagierte und kompetente Pädagoginnen bekannt. Nun stoßen sie an ihre Grenzen. Und sie sind bei Weitem nicht die Einzigen. Überall melden sich Grundschullehrer und -leiter zu Wort und machen auf die Missstände im baden-württembergischen Schulsystem aufmerksam. Um zu erkennen, dass da einiges schiefläuft, muss man kein Insider sein. Zuletzt aufgerüttelt hat die IQB-Bildungsstudie, laut der die baden-württembergischen Grundschüler im Ländervergleich sehr schlecht abgeschnitten haben.

Zufrieden können die Grundschulleiterinnen mit dem Ergebnis des Diskussionsabends in Ohmden jedoch nicht sein. Denn die Landtagsabgeordneten und die Vertreter des Schulamts haben weder die Verantwortung für die Missstände übernommen, noch haben sie genauer nachgehakt, wo es wirklich klemmt. Stattdessen reagierten sie mit Rechtfertigungen, legten ihre Errungenschaften dar und sprachen über die großen, langfristigen Pläne des Landes.

Entscheidungen ausschließlich am grünen Tisch zu treffen, ist jedoch nie eine gute Lösung. Diejenigen, die in Sachen Schulpolitik die Fäden ziehen, sollten diejenigen, die in den Schulen Tag für Tag mit den Problemen zu kämpfen haben, auch wirklich ernst nehmen und ihnen zuhören. Denn sie klagen nicht nur, sondern machen auch Vorschläge.

Ein erster Schritt wäre es, die bürokratische Starrheit aufzuweichen und kreative und flexible Lösungen - wie sie die Schulleiterinnen längst in petto haben - zuzulassen und zu unterstützen.

Um dem chronischen Lehrermangel Herr zu werden, ist aber vor allem eines unumgänglich: eine bessere Bezahlung für Grundschullehrer und -leiter. Nur so wird es möglich sein, den beklagten Personal- und Qualitätsmangel in den Griff zu bekommen und eine gute Bildung für Grundschulkinder sicherzustellen. Bianca Lütz-Holoch