Kirchheim
Konzertlesung in Kirchheim: Barockviolinen treffen auf Lausbubengeschichte

Kultur Entspannend und Informativ gleichzeitig gestaltete sich ein musikalisch umrahmter Literaturabend der Kirchheimer Volkshochschule. Von Patricia Jeanette Moser

Kirchheim. Informativ, spannend und entspannend zugleich war der Abend, zu dem die Volkshochschule Kirchheim unter dem Titel „Geschenkte Zeit“ eingeladen hatte. Bei der Konzertlesung mit Bernhard Moosbauer und Sabine Brodbeck wechselten sich Klänge klassischer Barockviolinen mit Textpassagen aus gut gewählter Literatur ab. Zu hören gab es Passagen aus „Pinocchio“ von Carlo Collodi, „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry und „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift. Bernhard Moosbauer verband die Themen spielerisch und öffnete ein Schatzkästlein mit Informationen zu Musik und Literatur.

Kurz und spritzig wurde der Abend eröffnet mit einem Stück von Georg Philipp Telemann aus „Kleine Stücke für zwei Violinen“. Noch hielt sich das lauschende Publikum – vorwiegende waren Frauen gekommen, die sich Zeit schenken ließen und den Abend miteinander genossen  mit Applaus zurück. Bei allen folgenden Stücken wurden Bernhard Moosbauer und Sabine Brodbeck mit verdientem Applaus belohnt.

Eine bekannte „Lausbubengeschichte“ bildete den Auftakt der Lesungen: Mit angenehmer Stimme las Bernhard Moosbauer von „Pinocchio“, dem Scheit Holz, das plötzlich mit zartem Stimmchen zu sprechen beginnt. Moosbauer entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer nach Italien zu Schreinermeister Antonio und Holzschnitzer Gepetto und ließ sie an der Geburt des „Hölzernen Bengele“ teilhaben. Am Höhepunkt empfahl er dem Publikum, selbst weiterzulesen.

Vielzitiert: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“

„Der kleine Prinz“ von Antoine de St.-Exupéry führte in die Wüste. Das Zitat „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ kenne wohl jeder – und es sei geradezu „zu Tode zitiert“ worden, befand Moosbauer bedauernd. Die gewählte Passage des Buches beschreibt, wie die Romanfigur den kleinen Prinzen kennenlernt. Die philosophischen Dialoge weckten beim Publikum den Wunsch, mal wieder ins Buch hineinzuschauen.

Der Roman „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift aus dem Jahr 1726  ist vielen als Kinderbuch bekannt, sei aber eigentlich als Gesellschaftssatire gedacht gewesen. Der musikalische Leseabend wurde ergänzt mit Ausführungen zur Vita der Autoren und zur Zeitgeschichte. „Pinocchio“ etwa wurde 1881 bekannt als Fortsetzungsgeschichte in einer italienischen Wochenzeitung , wie die Zuhörerinnen erfuhren. Weil die Geschichte so erfolgreich war, entschied sich der Autor Carlo Collodi, daraus ein Buch zu machen. Antoine de Saint-Exupéry war leidenschaftlicher Flieger und kam 1944 ums Leben.

Musikalisch überbrückten zahlreiche Stücke für zwei Violinen die Leseabschnitte und vertieften die entspannte Atmosphäre. Bernhard Moosbauer und Sabine Brodbeck spielten Melodien von Luigi Borghi, Michel Corrette und Georg Philipp Telemann und wurden dafür mit Applaus belohnt. Der musikalische Part war übrigens ebenso informativ wie der literarische: Das Publikum erfuhr Interessantes über die Vita der Komponisten und das Zeitgeschehen damals.