Kirchheim

Krisen erkennen und zulassen

Hilfe Der Verein „Arbeitskreis Leben“ informierte und diskutierte beim Jesinger Männervesper über seelische Probleme.

Symbolbild: Tobias Tropper

Kirchheim. Die Psychologin und Geschäftsführerin des AKL, Dr. Elena Rögele, und die Sozial­arbeiterin und personenzentrierte Beraterin Lilly Weithofer waren am vergangenen Freitag die Referentinnen im evangelischen Gemeindehaus beim 69. Jesinger Männervesper.

Neben der Vorstellung des Angebots der Nürtinger Beratungsstelle vor der 30-köpfigen Männerrunde war das inhaltliche Thema die Wahrnehmung und Bewältigung psychischer Krisen, im zweiten Teil auch speziell aus „männlicher Sicht“. Krisen können als der Verlust des seelischen Gleichgewichts bis hin zum Gefühl der Hilfslosigkeit und des Erstarrens angesehen werden. Das Erleben und der Verlauf dieser seelischen Stresssituationen ist abhängig von der Schwere der Situation, der subjektiven Bedeutung.

Die Chancen des Faktors Resilienz als Möglichkeit der seelischen Widerstandskraft wurde auch angesprochen. Für jeden Menschen ist es also wichtig, sich zu fragen, wie sich sie oder er selbst stärken kann, was guttut und Kraft gibt.

Ein sehr bedenklicher Aspekt des Abends war die Schnittmenge der Themen „Mannsein“ und Suizidalität, denn gerade bei Männern steigt die Selbsttötungsrate ab circa 70 Lebensjahren dramatisch an und von den ungefähr 9000 Selbsttötungen in Deutschland pro Jahr sind 75 Prozent Männer. Zu den Gründen könnten laut den zwei Referentinnen gehören, dass viele Männer der älteren Generation noch das Selbstbild haben, „es alleine schaffen zu müssen“, und die Themen Einsamkeit und Krankheiten eine entscheidende Rolle spielen. Zudem werden Depressionen bei Männern seltener als solche erkannt und deshalb nicht behandelt.

Probleme nicht ignorieren

Der Tipp der Beraterinnen war deshalb: Warnzeichen, beispielsweise innere Erschöpfung, zu erkennen und zuzulassen, sich aktiv der Krise stellen und die „inneren Themen sortieren“, Ressourcen aktivieren und Stress verringern. Wenn das nicht hilft, sollte „Mann“ Verbindung zu vertrauten Menschen suchen und auch die professionellen Hilfen wie Therapeuten und Beratungsstellen in Anspruch nehmen.

Ein gewinnbringender Abend, so fanden die anwesenden Männer nach dem gemeinsamen Vesper und der anregenden Diskussionsrunde. Moderator Thomas Meyer-Weithofer vom Vorbereitungsteam des Männervespers bedankte sich mit dem berühmten Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ bei den Anwesenden und den Referentinnen und wiederholte nochmals das Motto des Abends: „Probleme, die du ignorierst, verschwinden nur, um Verstärkung zu holen.“ pm