Kirchheim

Künstler inszeniert den Krieg

Vernissage Der Kirchheimer Till Ansgar Baumhauer stellt im Kornhaus aus: Er zeigt Kriegsszenen von früher und heute.

Kirchheim. Am Sonntag, 23. September, findet um 17 Uhr die Ausstellungseröffnung „Re/Enactment - Nachbilder des Dreißigjährigen Krieges“ mit Arbeiten von Till Ansgar Baumhauer im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie im Kirchheimer Kornhaus statt. Zur Einführung spricht Prof. Dr. Judith Siegmund von der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst Stuttgart.

Kriege und vergleichbare Kollektiverfahrungen formen das kulturelle Gedächtnis von Gesellschaften über Generationen hinweg - auch wenn sich die konkreten Erinnerungen immer mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein verlieren. Doch wie können diese historischen Momente wieder in unser Blickfeld zurückgelangen? Wie gehen wir mit ihnen um, und wie können wir sie auf unsere heutige Lebenswelt beziehen?

Seit einiger Zeit erfreut sich das „Re-Enactment“, eine theatrale Möglichkeit, historische Geschehnisse neu zu inszenieren und dadurch erlebbar zu machen, wachsender Beliebtheit.

Alte Bilder in neuem Kontext

Der in Kirchheim geborene und in Dresden lebende promovierte Künstler und Publizist Till Ansgar Baumhauer macht sich den Begriff hier jedoch auf einer anderen Ebene zunutze: Er recherchiert historische künstlerische Zeugnisse aus dem Dreißigjährigen Krieg und reinszeniert ihren künstlerischen Entstehungsprozess, indem er sie von Künstlern und Kunsthandwerkern aus anderen Kulturen interpretieren lässt. Die beteiligten Künstler haben hierbei alle gestalterischen Freiheiten, das visuelle Material in ihre eigenen Bildwelten zu überführen und dabei den ästhetischen Kriterien ihrer Kultur und ihrer eigenen künstlerischen Arbeit zu folgen. So entstehen bestenfalls neue Versionen weitgehend vergessener Bilder, die über die Möglichkeiten und Grenzen der Kulturen Auskunft geben können. Dabei stellt sich auch die Frage, inwieweit diese über kulturelle Grenzen hinweg verständlich sein und wirksam werden können.

Deutschland und Afghanistan

Till Ansgar Baumhauer stellt den historischen Bilddokumenten aus dem Dreißigjährigen Krieg und ihren Interpretationen auch Zeugnisse von Krieg und Gewalt gegenüber, die unserer heutigen Lebenswelt entstammen - jedoch aus anderen Kulturen. Der weit über dreißigjährige Afghanistankonflikt, mit dem Baumhauer während seiner Aufenthalte in Herat (Westafghanistan) 2009 bis 2011 in Berührung kam, bildet dabei den zentralen gestalterischen wie inhaltlichen Gegenpol zur frühen Neuzeit im heutigen Deutschland. Zur Verdeutlichung dienen dem Künstler auch etwa Teppiche und Kalligrafien.pm