Kirchheim. „Wahres Leben findet in der Begegnung statt.“ Vielleicht passt dieses Zitat von Martin Buber, das der Kabarettist Philipp Weber in seinem Auftritt nennt, besonders gut als Rahmen für die Veranstaltung. Gut gefüllt war die „Bastion“ am Samstagabend, alle Besucherinnen und Besucher mit Maske, sogar korrekt getragen. Unter dem Titel „KI – Künstliche Idioten“ hat der Kabarettist sein aktuelles Programm gestellt – und das Publikum begeistert.
Auf unnachahmliche Art karikiert er den Glauben an den technischen Fortschritt. Bei allem Witz und allen gelungenen Pointen ist ihm anzumerken, wie bitter es ihm mit der Frage ist, ob wir nicht immer mehr in einer Parallelwelt leben und wir damit durch Künstliche Intelligenz zu Künstlichen Idioten werden. „Und dann habe ich mit meinem Freund Waldo in Berlin telefoniert, der seine Wohnung als Smart-Home eingerichtet hat. Im Gespräch frage ich ihn, wie das Wetter in Berlin ist. Waldo antwortet: Meine Wetter-App funktioniert gerade nicht. Ich: Geh’ doch zum Fenster! Er: Gute Idee. Ich: Und, wie ist das Wetter? Er: Der Empfang ist hier auch schlecht.“
Aufgabe von Ethik-Algorithmen
In rasend schneller Abfolge kommt eine Pointe nach der anderen, der Zuschauer schafft es kaum, das alles aufzunehmen. „Die Lösung eines Problems birgt bereits das nächste Problem in sich.“ In welchem Ausmaß das zutrifft, beschreibt Philipp Weber anhand autonom fahrender Autos. Inzwischen gebe es „Ethik-Algorithmen“, die festlegen sollen, was das Auto macht, wenn beispielsweise die Bremsen ausfallen und es entweder auf ein Kind oder einen älteren Menschen zusteuern kann. Dem Kabarettisten gelingt es, Fragen so anzusprechen, dass die Zuschauer trotz der Ernsthaftigkeit lachen können. So fängt er laut an zu sinnieren, dass die potenzielle Lebenszeit eine Basis für den Algorithmus sein könnte. „Aber wie sieht es dann aus, wenn nicht ein Kind, sondern eine Schwangere dort steht oder eine ganze Gruppe Senioren?“ Damit schafft er es, die Schwere aus den Themen zu nehmen, ohne sich über die lustig zu machen.
Weber fragt: Werden wir künftig von Maschinen ersetzt? Ist es erstrebenswert, dass wir 150 Jahre alt werden? Für ihn gibt es ein klares Plädoyer, das er am Ende seines Programms verdeutlicht: „Wir wissen über die Geheimnisse des Lebens viel zu wenig, um es einer Maschine einzutrichtern.“ Und: „Software hat keinen Humor.“ Kai Sonntag