Kirchheim. Was hinter dem Kürzel „KI“ steht, löst bei manchen Bewunderung, bei anderen Unbehagen aus: Künstliche Intelligenz ist das Feld, in dem sich der Wahl-Kirchheimer Tobias Oberrauch bestens auskennt. Nicht nur das: Er beschreitet auch neue Wege, um Unternehmen mit dem Thema vertraut zu machen und die Möglichkeiten zu erkennen. Das hat ihm im März den Titel „Innovator of the month“ verschafft, den der Wirtschaftsfördervereins „bwcon“ verleiht.
Gründer von Ai Pioneers
„Teilen“ heißt Oberrauchs Credo, denn das helfe auch, Energie zu sparen und mithin die Umwelt zu schonen. „Nehmen Sie die Wärmeabgabe von Rechenzentren“, erklärt der gebürtige Vaihinger in seinem Co-Working-Büro in Kirchheim. Die Energieleistung könne reduziert werden, wenn man Algorithmen teile und vernetze. Dadurch muss nicht jeder Prozess von jedem Rechner neu kalkuliert werden.
Neben seiner Tätigkeit für die kanadische IT-Firma CGI hat Tobias Oberrauch die Non-Profit-Organisation Ai Pioneers gegründet, die den Gedanken einer Vernetzung von KI-Wissen verfolgt. „Wir wollen mit einem offenen Plattformansatz KI zugänglich für jedermann machen und gewissermaßen einen Katalog von Lösungen für andere zur Verfügung stellen“, sagt er. Dadurch könnten andere Firmen, die von Haus nichts mit IT oder KI zu tun haben, das Wissen aufgreifen und selbst Innovationen schaffen.
Sein Ziel ist es auch, nicht nur die Möglichkeiten des KI-Einsatzes aufzuzeigen, sondern auch Unternehmen die Angst vor KI zu nehmen. Die Vorbehalte sind ihm bekannt: Künstliche Intelligenz übernimmt irgendwann die Herrschaft über die Welt, Arbeitsplätze fallen ersatzlos weg. „Was Künstliche Intelligenz besser als der Mensch kann, ist , Fehler in Strukturen zu erkennen und sie zu verbessern, etwa eine Anomalie in einer extrem großen Excel-Tabelle“, sagt der 36-jährige Informatiker, der auch als stellvertretender Regionalleiter für den KI-Bundesverband aktiv ist. Die Verarbeitung von Bildern und Sprache sei dagegen für einen Menschen um ein Vielfaches einfacher.
Tobias Oberrauch sieht die KI lieber als „Mitspieler“ des Menschen, nicht als Gegner. Sein Ziel ist es, mit seiner Plattform die Brücke zu möglichst vielen Unternehmen in vielen Branchen zu schlagen. Dadurch bekämen Start-ups eine Möglichkeit, sich auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren und die KI für andere Bereiche einzusetzen. Dieser Ansatz ist neu, und deshalb hat er den Innovation Award bekommen. Für die Zukunft hat er sich auch „analog“ einiges vorgenommen: sich in Kirchheim noch stärker mit Menschen zu vernetzen. „Darauf hab ich richtig Lust, denn ich bin hier mit offenen Armen aufgenommen worden.“