Kirchheim

Landeskirche lädt ein zur großen Wahl

Urnengang Fast zwei Millionen evangelische Christen in Württemberg sind aufgerufen, ihre Kirchengemeinderäte und die Landes­synode zu wählen. Von Andreas Volz

Die Martinskirche ist der traditionelle Sitz des Dekans im Kirchenbezirk Kirchheim. Foto: Carsten Riedl
Die Martinskirche ist der traditionelle Sitz des Dekans im Kirchenbezirk Kirchheim. Foto: Carsten Riedl

Am 1. Dezember wird gewählt: In ganz Württemberg geht es um die Vertreter der Evangelischen Landeskirche - von der Landessynode bis hin zum Kirchengemeinderat im kleinsten Dorf. Bei Bundes- oder Landtagswahlen würde längst der Wahlkampf toben. Aber Kirchenwahlen? In weniger als fünf Wochen? Weichenstellungen für die nächsten sechs Jahre? Interesse und Aufmerksamkeit in diesem Fall: Fehlanzeige.

Das wollen die Kirchen natürlich ändern. Dekanin Renate Kath und Pfarrer Axel Rickelt von Kirchheims Stadtkirchengemeinde betonen, wie wichtig die Wahlen sind: „Die Würt­tembergische Landeskirche hat über zwei Millionen Mitglieder. Wahlberechtigt sind alle Mitglieder ab 14 Jahren“, sagt Axel Rickelt. Was die Wahl zur Landessynode betrifft, hat Württemberg sogar ein Alleinstellungsmerkmal: „Wir sind die Einzigen innerhalb der EKD, die ihre Synode in Urwahl wählen lassen. Das heißt, auch die Theologen werden vom Wahlvolk gewählt.“

Das Verhältnis von Laien und Theologen in der Landessynode liegt bei zwei Dritteln zu einem Drittel. Im Kirchenbezirk Kirchheim, der gemeinsam mit dem Dekanat Nürtingen einen Wahlkreis bildet, werden sogar drei Laien gewählt - und nur ein Theologe.

Auswählen lassen sich aber nicht nur die einzelnen Kandidaten für die Landessynode, sondern auch die Gruppierungen, denen diese Kandidaten angehören: Zwar gibt es keine „echten Parteien“ im Kirchenparlament. Aber es gibt etwas Vergleichbares: „Gesprächskreise“ nennen sich diese Zusammenschlüsse. Die beiden größten unter ihnen heißen „Lebendige Gemeinde“ und „Offene Kirche“. Sie sind in der aktuellen württembergischen Synode mit 39 beziehungsweise 31 Mandaten vertreten. Die anderen beiden Gesprächskreise bringen es derzeit auf 14 Synodale („Evangelium und Kirche“) sowie auf deren fünf („Kirche für morgen“).

Kandidaten stellen sich vor

Wer sich über die Gesprächskreise und die einzelnen Kandidaten informieren möchte, hat die Gelegenheit dazu am morgigen Donnerstag im Gemeindezentrum Guckenrain in Dettingen sowie am Mittwoch, 13. November, im Gemeindehaus in Ötlingen. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.

Außer um die Synode geht es am 1. Dezember aber auch um die einzelnen Kirchengemeinderäte. Diese wiederum legen später ihre Delegierten für die Bezirkssynode fest. Auch für die Kirchengemeinderatswahlen gibt es Vorstellungstermine: In Kirchheim präsentieren sich die einzelnen Kirchengemeinden an zwei Samstagen, 26. Oktober und 16. November, auf dem Markt. Beim „Café-Mobil“ kann man mit den Kandidaten ins Gespräch kommen.

Was kann ein Kirchengemeinderat groß bewegen? Das kommt ganz drauf an. Für die Kirchheimer Stadtkirchengemeinde beispielsweise stellt Renate Kath fest: „Da geht es auch um die anstehende Innensanierung der Martinskirche.“ Axel Rickelt ergänzt: „Das hat Auswirkungen weit über die Kirche hinaus.“ Schließlich ist die Martinskirche das stadtbildprägende und wohl auch namengebende Gebäude für Kirchheim.

Fristen und Begriffe zu den Kirchenwahlen

Kandidaten für die Kirchengemeinderatswahlen können sich noch bis Freitag 25. Oktober, 18 Uhr, bewerben. In diesem Fall muss allerdings das 18. Lebensjahr vollendet sein, während das aktive Wahlrecht schon mit 14 Jahren beginnt.

Wahlunterlagen sollte jeder Wahlberechtigte bis zum 24. November zugeschickt bekommen. Enthalten sind in dem Umschlag außer der Wahlbenachrichtigungskarte und den Stimmzetteln auch Informationen zur Briefwahl und zu den Kandidaten.

Mitglieder der Synode nennt man „Synodale“. Das Wort ist geschlechtsneutral. Es heißt also sowohl „der Synodale“ als auch „die Synodale“. Trotzdem taucht immer wieder der - zwar gut gemeinte, aber falsche - Begriff „die Synodalin“ auf. vol