Kirchheim
Legionellen sieht und riecht man nicht

Energie Wer richtig heizt, kann bares Geld sparen. Der Heizungstechniker Andreas Bezler warnt allerdings davor, die Wassertemperatur im Heizkreislauf zu niedrig einzustellen. Von Thomas Krytzner

Die bundesweit gültige Trinkwasserverordnung schreibt es klar und deutlich vor: Die Temperatur, die aus dem Warmwasserspeicher rausgeht, muss 60 Grad heiß sein. Die Verordnung besteht mit Recht, wie Heizungsbauer Andreas Bezler aus Jesingen bestätigt. Und dieser muss es wissen, immerhin ist er seit 25 Jahren Geschäftsführer in seinem Fachbetrieb für Heizung, Sanitär, Bad, Klima und Elektro sowie seit mehreren Jahren zertifizierter Probeentnehmer für Trinkwasser. Mit seinen 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie zehn Azubis und zwei dualen Studenten sorgt er für wohlige und gesunde Wärme in Wohnstuben und Gebäuden der Region.

Er bringt es auf den Punkt: „Wer die 60 Grad Wassertemperatur einhält, braucht sich vor drohenden Legionellen nicht zu fürchten.“ Weiter schreibt die Trinkwasserverordnung vor, dass der Rohrinhalt in den Warmwasserleitungen alle 72 Stunden ausgetauscht werden muss. In diesem Bereich sieht Andreas Bezler die größte Gefahr: „Viele wollen sparen und verzichten auf die Nutzung des Waschbeckens.“ Das sei zwar sparsam, aber durch den fehlenden Wasseraustausch können sich Legionellen bilden.

 

Beim Waschen und Zähneputzen besteht keine Gefahr.
Andreas Bezler
Der Heizungstechniker über Legionellen im Trinkwasser

 

Und diese haben laut Andreas Bezler eine meist unbekannte, aber umso unangenehmere Eigenschaft. „Legionellen wandern gegen die Flussrichtung“, betont der Trinkwasserexperte. Das bedeutet, dass die Krankheitserreger auch in benutzte Rohrsysteme wandern können. „Man riecht, schmeckt und sieht Legionellen nicht“, erklärt der Heizungsbauer. Legionellen können erst im Labor bei der Analyse der Wasserprobe festgestellt werden.

Andreas Bezler gibt teilweise Entwarnung: „Mit Legionellen kontaminiertes Wasser ist weder beim Waschen oder Zähneputzen schädlich.“ Gefährlich werde es unter der Dusche, wenn man den aufsteigenden Wasserdampf inhaliere. Andreas Bezler warnt: „Bei einem hohen Anteil an Legionellen drohen zum Teil schwere Atemwegserkrankungen.“ Schon allein deshalb sieht die bundesweite Trinkwasserverordnung eine Beprobungspflicht vor. Der Trinkwasserexperte präzisiert: „In Wohnblocks und öffentlichen Gebäuden muss alle drei Jahre eine Wasserprobe gezogen werden.“ Werden dabei Legionellen im Trinkwasser festgestellt, erfolgt gemäß Andreas Bezler eine thermische Desinfektion des Wasserleitungssystems durch einen zugelassenen Trinkwasser-Probeentnehmer. 

Auch wenn von den haushaltsüblichen Warmwasserspeichern mit 200 Litern kaum Gefahr ausgeht, häufen sich derzeit die Anfragen von besorgten Bürgerinnen und Bürgern. „Wir erhalten derzeit enorm viel Aufträge für Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, auch wenn die Kunden vier bis sechs Wochen warten müssen.“ Deutlich schlechter sieht es laut Andreas Bezler für den Austausch bestehender Heizungsanlagen aus: „Die Lieferzeiten für neue Heizungen liegen zwischen sechs und 18 Monaten. Am längsten warten Kunden auf Wärmepumpen.“ Einerseits durch die horrenden Energiepreise und andererseits durch hohe Fördergelder befeuert, wollen viele Kunden ihre Heizungsanlagen austauschen oder erneuern. „Die Nachfrage ist dadurch auf dem Gesamtmarkt so hoch, dass die Industrie den Bedarf nicht mehr zeitgerecht decken kann.“ Bei den Brennstoffen hat der Heizungsbauer einen Favoriten: „Die Pelletsheizer werden in naher Zukunft die Gewinner sein.“ Dies begründet er mit der CO2-Bepreisung bei fossilen Brennstoffen. „Beim Heizöl werden durch diese Steuer die Preise bis 2026 ansteigen und auf dem hohen Niveau bleiben.“ Bei den Pellets gab es zwar auch massive Kostensteigerungen, diese seien laut Andreas Bezler aber auf Hamsterkäufe zurückzuführen. „Für die Holzschnitzel wird kein Baum gefällt, Pellets sind Holzabfälle und daher nachhaltig.“