Kirchheim

Leiden auf hohem Niveau

Foto: Jean-Luc Jacques

Mit „Jammern auf hohem Niveau“ werden Klagen übers Gesundheitswesen gern weggewischt. Vieles ist gut, vieles hat sich jüngst noch verbessert.

So wurde manchen Ansinnen der Ärzte Rechnung getragen: 36-Stunden-Dienste nonstop im Krankenhaus gehören der Vergangenheit an. Abrechnungssysteme wie das Hausarztmodell vereinfachen das Wirtschaften für Praxeninhaber. Ausgeschlafene und zufriedene Mediziner sind wohl bessere Ärzte. All das kommt also den Patienten zugute, die hier das beste Gesundheitssystem der Welt genießen.

Alles gut? Nein. Patienten fühlen sich oft übergangen und als Bittsteller: Wer Ersatz für seinen alten Hausarzt sucht, braucht Hartnäckigkeit. Wer nicht gerade ein Notfall ist, muss beim Facharzt oft lange auf Termine warten. Für OPs und Spezialbehandlungen werden die Anfahrten immer länger. Am Informationsfluss hapert’s: In vielen Kliniken scheint der Einzige, der fließend Deutsch spricht, am Empfang zu sitzen.

Auf der anderen Seite schafft die Hightech-Medizin immer mehr Behandlungsmöglichkeiten. Es kommt vor, dass verzweifelte Patienten diese Therapien oft kritiklos fordern und dies vom behandelnden Arzt gar nicht zur Diskussion gestellt wird. Hier muss sich zuallererst was tun, hier kann man durch Gespräche, Beratung und Information wirklich was bewegen. Es ist nämlich leider nicht nur so, dass wir auf hohem Niveau jammern. Wenn‘s dumm läuft, leiden wir auch unsäglich auf hohem Niveau.