Kirchheim

Leni Breymaier

1. Vielen Genossen fallen Kritik an der Agenda 2010 und Korrekturen noch immer schwer. Wie findet die SPD einen angemessenen Weg?

Die Agenda ist 2003 beschlossen worden, jetzt haben wir 2017. Es ist falsch, wenn die SPD ewig zurückschaut und hadert und sich entschuldigt. Politik wird nicht im Rückwärtsgang gemacht. Mit dem gesetzlichen Mindestlohn sind Teile der Agenda bereits korrigiert worden. Im Detail wurde manches, bei dem man über das Ziel hinausgeschossen ist, schon verändert. Nach meinem Geschmack noch nicht alles, aber es geht nur im Vorwärtsgang.

2. Sie haben Martin Schulz einen „überzeugten Europäer“ genannt. Europa leidet an enormen Ungleichgewichten, der Exportweltmeister Deutschland lässt anderen keine Chance.

Wenn die Märkte außerhalb Europas so fragil werden wie die USA, wissen wir alle noch nicht, was das für Auswirkungen hat. Aber zwei Drittel der deutschen Exporte gehen nach Europa. Gegen das Ungleichgewicht zwischen Import und Export müssen wir die Nachfrage im Inland stärken. Die anderen zahlen mit ihren Schulden unseren Überschuss.

3. Sie haben die Position der AfD zur Rente erwähnt. Trotzdem wird sie von Rentnern gewählt, gegen die eigenen Interessen. Was tun gegen politische Unvernunft?

Das ist meine größte Herausforderung für die Bundestagswahl. Wenn man die Chance hat, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, ist das nicht schwierig. Hier im Raum habe ich mit vielen Leuten eine Schnittmenge, was wir an Medien aufnehmen. Aber es gibt Leute, die sind in ganz anderen Informationsblasen drin. Die demonstrieren wegen einer Vergewaltigung an einem Mädchen, die nie stattgefunden hat. Das ist völlig irre. Heute war ein schöner Abend, aber da fehlen ein paar Leute. Diejenigen, die meinen, dass alles schlecht ist, das man jetzt Protest machen muss, gegen die eigenen Interessen, die will ich erreichen. Da habe ich noch keine perfekte Lösung für gefunden. pd