Kirchheim

Liga warnt vor Helfermangel in Tafelläden

Soziales Verbände fordern von Minister Hubertus Heil, das Einsatzverbot von „AGHlern“ bei den Tafeln wieder zurückzunehmen.

Kirchheim. In einem offenen Brief an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat die „Liga der freien Wohlfahrtspflege“ im Landkreis Esslingen vor einer drohenden Schließung der Tafeln wegen Personalmangels gewarnt. Das hat Eberhard Haußmann, Mitunterzeichner und Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands Esslingen, jetzt mitgeteilt. Hintergrund ist das kürzlich ausgesprochene Verbot der Arbeitsagentur für Arbeit, bei den Tafeln und ähnlichen Einrichtungen Langzeitarbeitslose in sogenannten Arbeitsgelegenheiten (AGH) einzusetzen. Ein möglicher Hintergrund ist der Schutz von Angehörigen einer Risikogruppe, wenn etwa Menschen wegen chronischer Erkrankungen arbeitslos geworden sind.

Bei den AGH werden Menschen durch verschiedene Maßnahmen wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt. „Ihnen bieten wir seit vielen Jahren in unseren Tafelläden Arbeitsgelegenheiten. Bei allen ist der Alltag von Armut und Perspektivlosigkeit geprägt. Diese AGH bieten Tagesstruktur und gesellschaftliche Teilhabe für Personen, die es ganz besonders schwer haben“, heißt es weiter in dem Brief. „Sie werden sozialpädagogisch begleitet und helfen dabei, Krisen und auch Krankheit zu vermeiden“, führen die Verfasser aus.

Ihr Einsatz ist wichtig

Aber auch auf der anderen Seite ist ihr Einsatz wichtig. In Esslingen haben die Betreiber der Tafelläden, der Kreisdiakonieverband, Caritas und DRK, diese trotz aller Schwierigkeiten am Laufen gehalten und viele Menschen mit Lebensmitteln zu günstigen Preisen mitversorgt. Ein Lieferservice wurde in Kooperation mit den Kommunen vor Ort aufgebaut, viele Bürger haben Ware gespendet und Aktion Mensch hat einen Sondertopf eröffnet. „Zudem wurden zum Schutz aller Helfenden, aber auch unserer Kunden, Hygienestandards eingeführt und umgesetzt“, heißt es weiter. Außerdem seien Personen in AGH, die zur Risikogruppe gehören, zu ihrem Schutz nach Hause geschickt worden.

„All das war nur möglich, weil wir die Unterstützung und Hilfe der AGH, die nicht zur Risikogruppe gehören, vor Ort hatten. Jede und jeder konnte freiwillig entscheiden, ob er weiterhin die Arbeitsgelegenheit wahrnimmt. Ohne sie ist der Betrieb der Tafeln nicht aufrecht zu halten und wir müssten die Tafeln wieder schließen. Das wäre eine Katastrophe für alle Menschen, die darauf angewiesen sind.“ Die Verfasser schließen mit einem dramatischen Appell. Wir bitten Sie deshalb dringend: Bitte ermöglichen Sie, dass die AGH in den Tafelläden wieder eingesetzt werden können. Sonst müssen wir die Tafeln schließen, weil wir keine Hände haben, um die Arbeit zu tun!pm/zap