Kirchheim
Limit mit ungewollten Folgen: Tempo 30 bremst die Feuerwehr aus

Katastrophenschutz Um Lärm und Unfälle zu vermeiden, setzt auch die Stadt Kirchheim auf Tempo 30. Das hat aber Auswirkungen auf die Einsatzfahrten der Feuerwehr. Von Daniela Haußmann

Zehn Minuten nach dem Alarm sollen Feuerwehren auch in der Teckstadt am Einsatzort sein. In Kirchheim ist das aktuell ein Problem. Verkehrsberuhigte Straßen schützen laut Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader vor Lärm und tragen zur Verkehrssicherheit bei. Aber jene, für die tatsächlich jede Minute zählt, haben Schwierigkeiten die vorgeschriebenen Hilfsfristen einzuhalten, wie die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim am Freitag zeigte. „Zur Hilfsfrist zählt nämlich auch die Zeit, die die Kameraden für die Fahrt zur Feuerwache brauchen“, so Michael Briki. Und gerade hier kommt es aus Sicht des Stadtbrandmeisters zu Verzögerungen durch 30er-Zonen, Ampelschaltungen und eine Baustelle, die die Zufahrt zur Wache in der Henriettenstraße durch Umwege zusätzlich erschwert.

Höherer Aufwand, mehr Kosten

„Um in zehn Minuten mit einer angemessenen Zahl an Kräften an der Einsatzstelle zu sein, müssen wir deswegen alle Abteilungen alarmieren“, sagte Briki. „Das führt zu höherem Aufwand und Mehrkosten.“ Hinzu kommt: Rückt die Feuerwehr aus geht es vor allem auch um Menschenleben. Deshalb bat der Stadtbrandmeister die Lokalverwaltung und anwesenden Landtagsabgeordneten um konstruktive Lösungen. 2022 gingen bei den Abteilungen Stadtmitte, Jesingen, Lindorf, Nabern und Ötlingen 431 Alarme ein. Ihre Mitglieder verbrachten rund 9400 Stunden im Einsatz. Im Detail bewältigten sie 196 Brände, 235 technische Hilfeleistungen und 35 Überlandhilfen. Außerdem fielen rund 7800 Übungsstunden an. Guido Kenner, Kreisbrandmeister des Landratsamtes Esslingen, lobte den Ausbildungstand und die Leistungsfähigkeit der Floriansjünger.

2022 wurden diverse Lehrgänge wie Sprechfunk, Atemschutz, Brandschutz- und Tunnelbrandbekämpfung besucht. „Letzterer fand in der Schweiz statt und vermittelt Gruppenführern zum Beispiel Know-how zu Einsatztaktik, Baustruktur und Selbstschutz“, berichtete Michael Grininger. „Um Kompetenzen für Zwischenfälle im Albvorlandtunnel aufzubauen geben die, die die Schulung besucht haben, ihr Wissen intern weiter.“ Im Oktober fand in dem Bauwerk eine Großübung statt. Auch die Kirchheimer Blaulichtorganisation war beteiligt, erzählte Andreas Bezler. Laut dem ersten stellvertretenden Stadtbrandmeister bildeten die Ergebnisse der Simulation die Basis für den künftigen Einsatzplan. 

Seit Dezember verfügt die Abteilung Nabern über eine Drohne im Wert von 12000 Euro. Bei Gefahrgutunfällen, Brandeinsätzen, Großschadensereignissen und Personensuchen soll das Gerät künftig Lagebilder aus der Luft liefern und so das taktische Vorgehen unterstützen, sagte Jörg Helfert der die Fachgruppe leitet. „Im Landkreis Esslingen sind wir bislang die einzige Feuerwehr, die eine Drohne besitzt“, so Michael Grininger, der darauf hinwies, dass die Aufgaben der Brandbekämpfer vielfältiger werden. Gleichzeitig würden Spezialisierungsgrad und Umgang mit modernster Technik zunehmen, das mache das Ehrenamt gerade für junge Leute interessant. Für Nachwuchs ist laut Fabian Carucci gesorgt: 2022 zählte der Jugendfeuerwehrwart 94 Kinder und Jugendliche in der Gesamtjugendfeuerwehr. 

Pascal Bader kündigte an, dass neben der Feuerwehrbedarfsplanung der Katastrophenschutz für die Stadtverwaltung ein wichtiges Thema ist. Der Starkregen, der 2021 die Fußgängerzone in einen reißenden Fluss verwandelt hatte, habe gezeigt, dass man die Gefahrenabwehr auf ein neues Niveau heben müsse. „Mit dem Klimawandel häufen sich vermutlich solche Ereignisse“, sagte der Oberbürgermeister. „Deshalb wird der Katastrophenschutz in der Stadt weiter professionalisiert.“ Schon in diesem Jahr soll dafür eine Übung stattfinden.