Kirchheim
Marktplatz: Die Theke darf bleiben ​​​​​​– nur der Glühwein ist tabu

Gastronomie Robert Ruthenberg darf vor dem Waldhorn auf Kirchheims Marktplatz weiterhin Speisen und Getränke im Straßenverkauf anbieten. Alkohol gibt es aber nur für Gäste, die sitzen.  Von Andreas Volz

Manchmal hilft Reden – notfalls auch über einen Mittelsmann: Als Robert Ruthenberg diese Woche Post von der Stadtverwaltung erhalten hatte, war er kurz sprachlos. Ihm wurde untersagt, im Außenbereich auf dem Kirchheimer Marktplatz eine Theke aufzubauen. Da diese Theke vor dem Waldhorn aber schon längst steht, traf ihn der nächste Satz des Schreibens umso härter: „Bereits aufgebaute Ausschankflächen müssen umgehend wieder abgebaut werden.“

An dieser Stelle war für Robert Ruthenberg Schluss. Über digitale Netzwerke machte er seinem Unmut Luft. Dabei erhielt er reichlich Zustimmung, auch wenn er nicht mit jedem Kommentar einverstanden ist: „Ich habe ziemlich sachlich geschrieben. Wenn das dann jemand unsachlich kommentiert, kann ich nichts dafür.“ Er selbst kommt gerne auf die Sache zurück, auch im Streit mit dem Ordnungsamt: „Wenn es nur hieße, ich darf keinen Alkohol ausschenken, wäre das kein Problem“, sagt er dem Teckboten gegenüber.
 

„Ich will eigentlich nur überleben.
Robert Ruthenberg
zur schwierigen Situation von Gastronomen in der vierten Corona-Welle

Was ihn aber auf die Palme bringt, ist die Anordnung, seine Theke wieder abzubauen: „Wir halten uns ja an alle Corona-Auflagen. Deswegen muss auch immer jemand draußen stehen, der die Impfzertifikate überprüft. Jeder QR-Code wird von uns gescannt. Fälschungen haben keine Chance. Immer wieder müssen wir auch Leute wegschicken.“

Die Theke diene in erster Linie dem Zweck, dass die „Corona-Kontrolleure“ sich dort aufhalten können. Wenn sie zusätzlich noch heiße Getränke an Passanten ausschenken oder eine Rote Wurst verkaufen, erhöht das zum einen den Umsatz – und zum anderen haben seine Mitarbeiter die Möglichkeit, sich an den Geräten die Hände zu wärmen.

Gastronomen geht’s „nicht so toll“

Für Robert Ruthenberg steht fest: Muss er die Theke abbauen, kann er auch gleich sein Lokal schließen. Allerdings gibt es diesen Winter keine staatlichen Hilfen für geschlossene Restaurants – „und auch die Banken setzen jetzt die Tilgungsraten nicht mehr aus“. Er spricht für nahezu alle seine Kollegen, wenn er sagt: „Uns Gastronomen geht es gerade nicht so toll. Ich will eigentlich nur überleben.“

Immerhin ist er der Stadtverwaltung dankbar, dass er seinen Außenbereich jetzt teilweise durch Glasscheiben vom sonstigen öffentlichen Straßenraum abgrenzen kann. Dadurch erhalten Gäste, die im Freien sitzen, einerseits einen Windschutz. Andererseits dienen die Scheiben dazu, die Hygieneregeln besser kontrollieren zu können, weil niemand mehr von der Seite aus die „Terrasse“ betreten kann. Somit müssen alle zwangsläufig den „Haupteingang“ an der Theke nutzen. Es könnte also alles ganz einfach sein.

Ein Anruf bei der Stadt zeigt denn auch, dass selbst der Glühwein nicht so heiß geschlürft wird, wie man ihn ausschenkt: Tatsächlich ist genau dieser Glühwein der Knackpunkt, teilt Oberbürgermeister Pascal Bader dem Teckboten mit: „Es gibt ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum. Wir wollen nicht, dass lauter kleine Glühweinstände den Weihnachtsmarkt ersetzen, den wir wegen Corona hatten absagen müssen.“ Verhindert werden sollte dadurch ja, dass zu viele Menschen zu lange zu eng beieinanderstehen.

Keine Stolperfallen nach außen

Wenn Robert Ruthenberg an seiner Theke alkoholfreien Punsch ausschenkt und Wurst oder Pizza verkauft, könne er alles so stehen lassen, wie es ist. An Gäste, die im Außenbereich sitzen, darf er sogar Glühwein ausschenken. Auch die „Windschutzscheiben“ hält Pascal Bader für praktisch: „Wir brauchten nur im Vorfeld einen Nachweis, dass sie bruchsicher sind. Und es musste klargestellt sein, dass die Füße, auf denen die Scheiben stehen, nicht nach außen ragen und so zu Stolperfallen werden.“

Somit scheint sich das Problem in Wohlgefallen aufgelöst zu haben – was in diesem Fall ein altes Sprichwort widerlegt: Reden kann manchmal auch Gold sein.