Kirchheim

Maske im Unterricht ist noch freiwillig

Bildung Nach dem Reißen der kritischen Marke von 50 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner in sieben Tagen läuft der Betrieb an den Schulen vorerst normal weiter. Neue Verordnungen sind aber möglich. Von Thomas Zapp

Masken gehören seit Ende der Sommerferien zum Schulalltag, bislang aber nur auf dem Schulgelände und auf den Schulgängen und dem
Masken gehören seit Ende der Sommerferien zum Schulalltag, bislang aber nur auf dem Schulgelände und auf den Schulgängen und dem Weg zum Platz.Foto: Carten Riedl

Dass sich die Kirchheimer Schülerinnen und Schüler warm anziehen müssen, daran haben sie sich gewohnt. Denn um die möglicherweise virenhaltigen Aerosole schnell wieder aus dem Klassenzimmer zu bekommen, sind Lehrer und Schüler angehalten, im Unterricht möglichst häufig die Fenster offen zu lassen. Nun könnte auch noch eine Maskenpflicht im Unterricht hinzukommen. Denn im Landkreis ist die Vorwarnstufe mit einer Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb sieben Tagen schon länger erreicht worden, am Freitag ist der Wert sogar auf 56,3 gestiegen. Das „Landeskonzept zum Umgang mit einer zweiten SARS-CoV-2-Infektionswelle“ sieht bei diesen Werten für Schülerinnen und Schüler ab sechs Jahren das Tragen einer Maskenpflicht im Unterricht vor. Allerdings ist das an die Schulleiter noch nicht kommuniziert worden. „Bei uns ist noch nichts angekommen“, sagt Marlon Lamour, stellvertretender Leiter der Teck-Realschule in Kirchheim. Er könne sich aber vorstellen, dass bis zum Wochenbeginn etwas kommt. Das Kultusministerium verweist an die Städte und Kreise. Man selbst werde nur eine Verordnung erlassen, wenn landesweit der Grenzwerte überschritten würden.

Am Schlossgymnasium halte die Schulleitung eine Maske im Unterricht für nicht umsetzbar, berichtet Anette Beck, erste Vorsitzende des Elternbeirats. Freiwilligkeit ist daher das Gebot der Stunde. „Wir bitten um das freiwillige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes möglichst auch im Unterricht. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass dies lediglich eine Bitte ist“, sagt Claudia Gerlach-Reck, Vorsitzende des Elternbeirats am LUG.

Auch in der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule appelliert Schulleiterin Ulrike Hauke Kubel an die Freiwilligkeit ihrer Schülerschaft. „Wir empfehlen das, aber nicht zwingend. Einige praktizieren das auch, sowohl Lehrer als auch Schüler“, sagt sie. Andere lehnten es ab und das sei kein Problem. Sie selbst unterbreche ihren Unterricht alle 30 Minuten, um die Maske abzunehmen und durchzulüften.

Beim Landkreis betont man, dass die allgemeinen Verordnungen für Schulen sich nicht verändert haben. So bleibt es zumindest vorläufig in der Verantwortung der Lehrer und Schüler, für maximale Sicherheit im Klassenzimmer zu sorgen.

Von offiziellen Stellen ist immer wieder zu hören, dass von den Schulen kein verstärktes Infektionsgeschehen ausgehe. Im Landkreis ist es bislang auch noch nicht zu Schulschließungen gekommen, lediglich einzelne Klassen sind in Quarantäne geschickt worden. In Kirchheim sind der Stadtverwaltung Fälle an der Alleenschule und der Grundschule Nabern bekannt. Dort sei aber alles problemlos geregelt worden, versichert Stadtsprecher Robert Berndt.

In der Praxis haben sich Zwischenlösungen bewährt. „Ich trage Maske, wenn ich mich im Raum bewege oder mich einem Schüler nähere“, sagt Gabi Miehe, Lehrerin für Englisch und Geschichte am Kirchheimer Schlossgymnasium. Beim Sprechen vom Pult aus nehme sie die Maske dann ab. Einen Unterricht durchgehend mit Maske abzuhalten, kann sie sich nicht vorstellen. „Ich finde es schwierig, wenn man nicht mal sieht, ob jemand lächelt.“

Ansonsten hat der Schulalltag in Corona-Zeiten seit den Sommerferien eine gewisse Routine erlangt. „Die Schüler haben Vorgaben, zu welchen Eingängen sie die Schule betreten sollen, damit der Schülerstrom möglichst gleichmäßig verteilt ist und während der Pausen halten sich die Schüler jahrgangsbezogen in zugewiesenen Bereichen im Schulhof auf“, sagt Claudia Gerlach-Reck. Das gilt auch für die Pausen. „Man darf sich nur noch innerhalb der zugewiesenen Zone und innerhalb des Jahrgangs sehen“, ergänzt ihre Tochter Sarah, die in die 10. Klasse geht. Auf dem Schulgelände, im Schulgebäude und in den Klassenzimmern auf dem Weg bis zum Sitzplatz gilt Maskenpflicht. Wer seine Maske vergisst, kann sich einen Ersatz im Sekretariat abholen.In jedem Klassenraum gibt es mittlerweile Wasser und Seife, Hände waschen gehört zur Routine. Der Unterricht verläuft teilweise aber kurios: „Einerseits haben wir eine Plexiglas-Scheibe am Lehrerpult zum Schutz voreinander, andererseits laufen die Lehrer frei durch das Klassenzimmer“, wundert sich Sarah Reck. Ihre Mutter äußert auch Kritik: „Die Vorgaben seitens des Kultusministeriums kommen oft sehr spät und unpräzise, so dass die Schulen selbst überlegen müssen, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Vorgaben einzuhalten.“ So wie es derzeit wieder der Fall ist.

Die Schulen allein können ohnehin nicht alle Probleme lösen. In seiner Video-Botschaft am Freitag sprach Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader von überfüllten Schulbussen. „Wir suchen nach einer Lösung und haben uns mit dem Landkreis und den Busunternehmen in Verbindung gesetzt“, sagt er.