Kirchheim

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Konzert Das Saxofon-Quartett Clair-Obscur mit Elisaveta Blumina am Klavier begeistert mit einer ungewöhnlichen Konstellation in der Kirchheimer Stadthalle. Von Gabriele Rolfs

Symbolbild

Jazz ist Freude am Spiel und deshalb Unterhaltung im besten Sinne“ - mit diesem Zitat von Leonard Bernstein lässt sich das mitreißende Konzert des Quartetts Clair-Obscur am besten umschreiben. Was an diesem Abend in der Stadthalle geboten wurde, war technisch und musikalisch auf hohem Niveau. Es hat einfach Spaß gemacht.

Alle Mitglieder des Saxofon-Quartetts Clair-Obscur sind regelmäßige Orchestermusiker bei den Berliner Philharmonikern; die Pianistin Elisaveta Blumina ist Echo-Klassik-Preisträgerin. Und zusätzlich hat die Gruppe mit Christoph Enzel auch noch einen begabten Arrangeur in den eigenen Reihen. Die Literaturauswahl ist groß, wenn Stücke entsprechend den Gegebenheiten orchestriert werden können wie bei der Jazz Suite Nr. 1 von Dimitrij Schostakowitsch an diesem Abend: Wenn weder Posaune, zwei Trompeten, Hawaii-Gitarre, Klavier noch Glockenspiel vorhanden sind, wird das Werk kurzerhand erfolgreich für vier Saxofone umgeschrieben.

Eröffnet wurde das Konzert mit „Three Dance Episodes from on the Town“, einer Orchestersuite aus Leonard Bernsteins erstem Musical. Frech, witzig und pulsierend spielte das Quartett „The Great Lover“, während bei „Lonely Town“ die klagenden Töne des Sopransaxofons interessant durch helle Klavierklänge ergänzt wurden. Es folgte die Jazz Suite Nr. 1 von Schostakowitsch mit Walzer, Polka und Foxtrott. Die Melodie des Walzers schwebte und tanzte gleichermaßen, getragen vom Sound der Gruppe.

Bei der Polka wurde die Musik noch durch eine gelungene Performance ergänzt, die das musikalische Erlebnis intensivierte. Mit Perfektion, Leichtigkeit und Witz erklang ein gelungenes Arrangement und Medley der Comedian Harmonists.

„Walking the Dog“ ist die Filmmusik zu einer Szene aus „Shall we Dance”, bei der ein Hund auf dem Deck eines Luxusliners spazieren geht. George Gershwin beschreibt hier musikalisch das gemütliche Schlendern auf Deck, vom Quartett mit Klavier humorvoll dargeboten.

Einen Sprung in andere Klangwelten bot das folgende Klavier-Solo von Elisaveta Blumina. Mit Fazil Says „Black Earth“ hatte sie ein Stück ausgewählt, das von einem weit verbreiteten türkischen Lied inspiriert wurde. Neben experimentellen Dämpfungseffekten prägt eine Kombination aus Jazz, romantischem Klaviersatz und Folklore das anspruchsvolle Werk.

Es folgte das Piano Quintet des ukrainischen Komponisten Nikolaj Kapustin, dessen Werke derzeit im Westen immer häufiger zu hören sind. Kapustin bringt in neoklassizistischem Stil Jazzelemente in formelle klassische Strukturen. Ein virtuoser Klavierpart kennzeichnet das Allegro; bewegt und verspielt kommt das folgende Presto daher. Wunderbar intensiv und dicht, scheinbar alles infrage stellend, wurde das Lento musiziert, gefolgt vom virtuosen Allegro, bei dem eine kreative und musikalisch aufgeregte Stimmung das Geschehen prägt.

Es war ein wunderbares Konzert, von den Zuhörern mit lang anhaltendem Applaus bedacht und ergänzt durch eine Zugabe der Rhapsodie in Blue. Was für ein Abend! Da gibt es nur ein Fazit: Mehr davon in der Kirchheimer Stadthalle.