Kirchheim

Mit der Zange die Kommunion reichen

Kirche Ab dem 9. Mai sind öffentliche Gottesdienste unter Auflagen wieder erlaubt. Genau diese bereiten den Verantwortlichen vor Ort aber einiges an Kopfzerbrechen und schüren Zweifel. Von Thomas Zapp

Reicht der Abstand? Wie hier in Maria Königin wird es viel zu berücksichtigen geben für Pfarrer und Mitarbeiter. Foto: Markus Br
Reicht der Abstand? Wie hier in Maria Königin wird es viel zu berücksichtigen geben für Pfarrer und Mitarbeiter. Foto: Markus Brändli

Die E-Mail der evangelischen Landeskirche erreichte Axel Rickelt in der Walpurgisnacht um 23.10 Uhr: Sie konkretisierte den Beschluss der Bundes- und Landesregierungen, dass ab dem 9. Mai öffentliche Gottesdienste wieder möglich sind. Seitdem weiß der Pfarrer an der Kirchheimer Auferstehungskirche und stellvertretende Dekan, dass in der kommenden Woche viel Arbeit auf ihn und alle Mitwirkenden der Kirchen wartet.

Das fängt damit an, Vorkehrungen für die Abstandsregel von zwei Metern zu treffen. „Wir wissen ja gar nicht, wie weit die Bänke in den Kirchen auseinander stehen“, sagt er. Da wird also zunächst einmal alles ausgemessen. Auch muss genug Desinfektionsmittel vorgehalten werden. „Wir wissen noch gar nicht, wie viel wir brauchen“, sagt er. Ohnehin ist nicht klar, wo und in wie vielen Kirchen man den Gottesdienst feiern wolle. „Die Entscheidung trifft der Kirchengemeinderat“, sagt er. Das wird schon mühsam genug, denn auch der kann das Für und Wider einzelner Änderungen momentan nur per Videokonferenz ausloten.

Ohnehin wird vieles anders, denn gemeinsames Singen ist vorerst nicht erlaubt. Denkbar ist, dass das ein Kantor übernimmt. „Es wird eine andere Lithurgie und ein anderes Empfinden geben“, sagt Axel Rickelt. Dennoch freut er sich, dass wieder Gottesdienste mit persönlichem Kontakt stattfinden können. „Darauf haben alle gewartet“, sagt der Pfarrer.

Freude hält sich in Grenzen

Mit gemischten Gefühlen sieht Franz Keil, Pfarrer der katholischen St.-Ulrichs-Gemeinde in Kirchheim, die Vorgaben seiner Diözese. „Vielleicht hätte man noch etwas warten sollen“, meint er. Auch wenn er versteht, dass ein Bedürfnis da ist, den Gottesdienst wieder in der Gemeinschaft zu feiern. Speziell bei den Katholiken gibt es aber das Problem der Kommunion. Die Vorschläge der Diözese sehen nicht nur einen Mundschutz beim Abendmahl sowie einen Abstand von zwei Metern zwischen den Empfängern der Kommunion vor. Die Diözese empfiehlt darüber hinaus, dass die Hostie mit einer Zuckerzange überreicht wird oder der Priester oder die Kommunionhelfer Handschuhe tragen. „Ich kann mir das noch nicht so recht vorstellen“, sagt er ganz ehrlich. Den Hygieneplan komplett einzuhalten, wird seiner Ansicht nach jedenfalls „höchst kompliziert“.

Zudem sieht Pfarrer Keil auch eine Last der Verantwortung. „Was ist, wenn sich nachweislich jemand im Gottesdienst ansteckt“, gibt er zu bedenken. Sein vorläufiges Fazit lautet eher zurückhaltend: „Meine Freude hält sich in Grenzen.“ Aber auch bei den Katholiken trifft der Kirchengemeinderat die letzte Entscheidung.

Die Umsetzung der Aufgabe wird aber ein ökumenisches Projekt. St. Ulrich wird ab dem 4. Mai renoviert und die Gemeinde zieht dann in die evangelische Martinskirche um. Über die Anpassungen der Örtlichkeiten kann man sich dann konfessionsübergreifend die Köpfe zerbrechen.

Für Risikogruppen oder Unentschlossene weist Axel Rickelt darauf hin, dass aus der Martinskirche weiterhin ein Videostream angeboten wird: Jeden Sonntag ab 10.30 Uhr hier