Kirchheim

Mit göttlichem Talent gesegnet

Das Theaterstück „Nonnenpoker“ von Jennifer Hülser begeistert die Jesinger Zuschauer

Die Theatergruppe des Dettinger Musikvereins strapaziert die Lachmuskeln der Besucher.Foto: pr
Die Theatergruppe des Dettinger Musikvereins strapaziert die Lachmuskeln der Besucher.Foto: pr

Kirchheim. Vor vollem Haus erlebte die extra aus Iserlohn angereiste Autorin des Theaterstückes, Jennifer Hülser, ein Feuerwerk gelebter und geliebter Schauspielkunst der Dettinger Theaterspieler vom Musikverein. Regisseurin Birgit Hayler war im vergangenen Jahr bei der Suche nach einem geeigneten Stück aufgrund des grassierenden Männerschwundes in der Truppe schier der Verzweiflung nahe, bis ihr der „Nonnenpoker“ in die Hände fiel. Ein Stück, das zu den Dettinger Akteuren wie auf den Leib geschneidert passt:

Im Kloster „Am Burgberg“ ist nichts mehr so, wie es mal war. Schwester Agathe, die gerade ihr Gebiss zur Inspektion abgegeben hat, träumt ständig von früher, als alles noch besser war. Nicole Wimmer haucht dieser alten und erfahrenen Nonne mit unheimlich viel Situationskomik Leben ein und feuert in einer „zahnlosen“ Meisterleistung über volle zwei Stunden eine Pointe nach der anderen ab.

Die Klosterfrauen vertreiben sich die Zeit mit Pokerspielen um Backoblaten und überlegen, wie man das Unternehmen Kloster wieder auf Kurs bringen könnte. Schwester Eva-Marias Kochkünste gehen über Eintopf nicht hinaus und tragen wenig bis gar nichts zur besseren Stimmung bei. Eine vortreffliche, am Herd überforderte Steffi Dettinger, die als kochtopf- und pfannenschwingende Ordensfrau für weitere Power sorgt und unbeobachtet lieber auf die heimlichen Essensvorräte in ihren Schränken zurückgreift. Das nächste Ass im Ärmel hat das „Nonnengeschwader“ mit Schwester Elisabeth, die als Pokerkönigin einen Royal Flush nach dem anderen fabriziert und ständig auf ihr Lavendelsäckle zurückgreifen muss – eine grandiose Vroni Brodbeck in der Rolle ihres Lebens: frömmelnd naiv und ständig in Angst um ihre Unschuld.

Und dann ist da noch Schwester Lucy, die als einzige den „neuen Medien“ wie Facebook und den weltlichen Dingen offen gegenüber steht. Die Ideen zur Wiederbelebung des Klosters sprudeln nur so aus ihr heraus. Mit der 15-jährigen Anna Steiner ist den Dettingern ein richtig fetter Fisch ins Netz gegangen. Das temperamentvolle Mädchen steht unglaublicherweise das erste Mal auf den Theaterbrettern.

Pokerkarten und feiner Schinken, Käse, Obst und Brot verschwinden, wenn die Chefin des Hauses aufschlägt. Oberschwester Lucretia führt ein strenges Regime. Die angebliche Langeweile ist vorbei, als zwei windige Gestalten mit einem Koffer voller Geld und einer noch größeren Klappe im Kloster Unterschlupf suchen. Steffen Lang als herrlich italienisch radebrechender Mafioso Salvatore und sein sich selbst im Weg stehender Kumpane Antonio – dargestellt von Mario Merte. Wenn es eng wird, schreit dieser erst mal lieber nach seiner Mama.

„Wir kommen direkt aus Rom vom Kloster-TÜV“, versichert Salvatore mit einem breiten Grinsen. In Wirklichkeit wollen er und Antonio die Zeit in der Abtei nutzen, um den Klosterschatz zu finden. Sie haben sich zuvor nämlich in eine äußerst missliche Lage manövriert: Salvatore hat sich aus dem Koffer bedient, und seinen „Big Boss Valencia“ um eine Stange Geld erleichtert. Der Schatz soll die Differenz wieder ausgleichen.

Mittlerweile lachen die Zuschauer Tränen. Als dann die beiden Italos nach einer Partie Strip-Poker mit Schwester Lucy nahezu ohne Klamotten aus dem Klosterkeller auftauchen, brechen alle Dämme.

Nun geht’s im Katz-und-Maus-Spiel hin und her. Auf der einen Seite die Nonnen, die den angeblichen Gesandten aus Rom inzwischen auf die Schliche gekommen sind, und auf der anderen Seite die Mafiosi selbst, die keine Gelegenheit auslassen, um das Kloster auf links zu drehen und den Schatz zu finden. Als am Ende klar wird, dass Big Boss Valencia und Oberschwester Lucretia Schwestern sind, fällt nicht nur Schwester Agathe aus allen Wolken – „Jetzt lecksch me no! Woher kennat dia sich?“ Im alles entscheidenden Pokerspiel zwischen den beiden ungleichen Schwestern gewinnen die Nonnen Dank Schwester Elisabeths sprudelnden Assen im Ärmel den eingesetzten Mafia-Koffer. Klar, dass man diesen Sieg mit einer Mafia-Torte feiern wird.

Am Ende hieß es wirklich „Moneten zählen“, denn der Erlös der Veranstaltung geht zu gleichen Teilen an die Jugendförderung des Musikvereins Dettingen und an den Tierschutzverein Kirchheim. bh