Kirchheim
Mit Virtuosität und Spielwitz

Musik Beim Frühjahrskonzert des Akkordeonvereins Kirchheim in der Stadthalle steht Akkordeon-Weltmeister Matthias Matzke mit auf der Bühne und sorgt für ein begeisterndes Feuerwerk. Von Martin Moll

Akkordeon-Weltmeister Matthias Matzke er­ober­te beim Frühjahrskonzert des Akkordeonvereins Kirchheim mit seiner virtuosen Spieltechnik im Nu die Herzen des Publikums. Aber auch das Akkordeonorchester unter der Leitung seiner Dirigentin Claudia Petrow sorgte mit spritzigen und mitreißenden Rhythmen für große Begeisterung bei den 200 Zuhörern in der Kirchheimer Stadthalle. Das Gemeinschaftskonzert wurde damit zu einem großartigen Hörerlebnis, das noch lange nachhallen wird.

Den musikalischen Reigen eröffnete das Akkordeonorchester mit der majestätisch anmutenden Europahymne „Anthem for Europe“, einer Auftragskomposition des Deutschen Harmonika-Verbandes anlässlich des World Music Festivals 2016 in Innsbruck. Geschrieben wurde dieses ausdrucksvolle Stück von Hans Günther Kölz, Komponist, Arrangeur und Dozent am Hohner-Konservatorium Trossingen, der nicht nur die Dirigentin Claudia Petrow unter seinen Fitti­chen, sondern auch Matthias Matzke zu einem stilsicheren Allrounder im Bereich Jazz- und Popularmusik formte.

Im nächsten Stück, einem Filmmusik-Medley „Movie Mix“, gab es Ausschnitte aus Kriminal-, Action- und Agentenfilmen wie „The Thomas Crown Affair“, „Charlies Angels“, „Pink Panther“ und „James Bond“ zu hören, unterhaltsam zusammengeführt vom Komponisten Wolfgang Ruß. Rhythmisch anspruchsvoll intonierte das Akkordeonorchester dies souverän mit konzentrierter Leichtigkeit und exaktem Zusammenspiel. Auch der von Claudia Petrow neu arrangierte Kult-Song „Let it be“ von Paul McCartney und John Lennon begeisterte das Publikum. Mit dem Pop-Tango „Colette shows him le Ropes“ von Michael Giacchino aus der Trickfilm-Komödie „Ratatouille“ und der lieblichen Titelmelodie „Il postino Theme“ von Luis Bacalov aus dem Film „Der Postmann“ folgten zwei weitere von Kölz bearbeitete Stücke für Akkordeonorchester. Den Solo-Part bei „Il postino“ spielte Nachwuchsspieler Moritz Manjura in inspirierender Weise. Mit der „Samba negra“ von Ernst-Thilo Kalke läutete das Akkordeonorchester zunächst den Schluss des ersten Konzertteils ein, wobei das Publikum bereits hier nach einer Zugabe gierte, die prompt mit dem Swing-Fox „Slapstick“ als musikalische Delikatesse serviert wurde. Zusammen mit einem spektakulär aufspielenden Matthias Matzke erreichte die Stimmung im Saal ihren vorläufigen Höhepunkt, denn der 30-Jährige aus Gingen an der Fils gehört bekanntlich zu den brillantesten Akkordeonisten dieser Zeit.

Von Klassik bis Jazz

Was die Zuhörer dann im zweiten Teil des Konzerts vom Akkordeon-Champion Matthias Matzke zu hören bekamen, war von höchster musikalischer Qualität. Mit meis­terhafter Fingerakrobatik, spektakulären Interpretationen sowie mehreren Eigenkompositionen von Klassik über Entertainment bis zu Jazz brachte er das Publikum unzählige Male zum Staunen. „Figaros Hochzeit“ von Wolfgang Amadeus Mozart war der Beginn eines virtuosen Feuerwerks. In dem mit viel Spielwitz vorgetragenen Charakterstück „Run“ erzählte er anschließend seine Leidenschaft als Hobbyläufer, assoziierte und taktierte nuancenreich Tempo, Pulsschlag, Erschöpfung und Glücksgefühle.

Mit „Valse for Anita“ und „Little Single“ folgten zwei weitere Eigenkompositionen. Ein Hingucker war die von Rudolf Würthner bearbeitete italienische Tarantella „La Campanella“ von Vivaldi, die Matzke in unglaublicher Schnelligkeit und Leichtigkeit akzentuiert vortrug. Einen weiteren Einblick in seine Interpretationskunst zeigte Matzke beim Schwäbischen Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“, das er in sieben Variationen intonierte.

Anschließend wechselte Matthias Matzke auf das elektronische Digital-Akkordeon, zu dessen Vorreiter er gehört und auf dem eingespielte Loops und verschiedene Instrumente gespeichert und gespielt werden können. Mit „Lost“, „Super-Smash“ und „Bros Melee“ tauchte er in die Computer-Spielewelt ein und spannte dann den Bogen zurück zur klassischen und andächtigen „Ave Maria“ von Franz Schubert. Der passende Abspann eines beeindruckenden Konzerts.