Kirchheim
Mit weiblichem Führungsstil Erfolg haben

Austausch Frauen diskutierten in Kirchheim per Livestream über ihre Erfahrungen in der Unternehmensführung.

Kirchheim. Sie sind rar - Frauen in Spitzenpositionen. Obwohl 56 Prozent der Gesamtbevölkerung Frauen sind, spiegelt sich das nicht im Erwerbsleben wider. Einen Grund dafür hat Alt-Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in alten tradierten Rollenbildern der Frau ausgemacht, die noch immer in den Köpfen vieler spukten. „Trotz hoher Fachkompetenz trauen sich die Frauen nicht genug zu“, sagt sie. Auch ganz allgemein gibt es den Trend in einer gesättigten Gesellschaft, den bequemen Weg zu gehen. „Die Jugend hat alles, warum soll sie kämpfen?“

Doch Durchsetzungsvermögen ist gefragt in einer männerdominierten Arbeitswelt, in der Netzwerke aus der Historie heraus exis­tieren. Viele Jahre hätten die ersten Frauen vergeblich versucht, männliches Gehabe zu übernehmen, bis sie erkannten, dass weibliche Eigenschaften ihre Stärke waren.

Viele Frauen sind auf Beziehung geeicht, findet auch Iris-Patricia Laudacher, Leiterin der VHS. Meistens ist weiblicher Führungsstil mit Zuhören verbunden, empathischer und emotionaler. Konsens herrscht darüber, dass es einen weiblichen und einen männlichen Führungsstil gibt, was vermutlich nicht alle gern hören, weil es das Klischee bedient. Männer handelten wettbewerbsorientierter und weniger emotional.

Kathrin Hepperle aus einem Familienbetrieb mit Gasthaus und Metzgerei findet den weiblichen Führungsstil besser, weil sie sich über Probleme mehr Gedanken machten und deshalb die Mitarbeiter großes Vertrauen aufbauten. Als sie vor über 30 Jahren in den Familienbetrieb eingeheiratet habe, sei sie ins kalte Wasser gesprungen. Erst die Erfahrung im Laufe der Zeit ließ sie zum eigenen Stil finden. „Wahrscheinlich ist es wohl eine Frage der richtigen Mischung von emotional und sachlich“, vermutet sie.

Waltraud Lenhart von der Firma Leki würde niemals einen Führungsstil kopieren. Sie findet, dass jeder seine eigenen Stärken zum Wohl der Firma einbringen soll. Ihr Mann war der Techniker und Visionär, sie hingegen habe auf Stimmungen und auf das Klima in der Firma geachtet. Sie setzt auch heute auf Kommunikation und ein gut funktionierendes Team. Entscheidend für den Erfolg ist die Frage der Fachlichkeit und wie sich das Team ergänzt. Das letzte Wort müsse immer der Chef haben, damit die Gruppendynamik stabil bleibt. „Manchmal ist es wichtig, dass jemand die vielen Alpha-Tiere im Team einfängt, erst das gibt einer Mannschaft die nötige Sicherheit“, fügt sie an. Viele Konflikte ließen sich durch klare Aufgabenteilung vermeiden. In guter Teamarbeit stecke der Schlüssel zum Erfolg, darüber sind sich alle einig.

Angelika Matt-Heidecker setzt auf Vielfalt im Team. Je diverser es sei, umso besser für das Ergebnis. Ein gutes Team würde sich aufein­ander zubewegen und miteinander die beste Lösung für ein Problem finden. Helga Single