Kirchheim
Mitreißende Musizierfreude trifft auf flinke Finger

Musik Das Ensemble „Spark“ brilliert mit einer Hommage an Bach, Berio und die Beatles.

Kirchheim. Das international renommierte Ensemble „Spark“ entfacht schon nach wenigen Takten Begeisterungsstürme in der Kirchheimer Stadthalle durch mitreißende Musizierfreude, hohe Virtuosität und perfektes Zusammenspiel. Die Echo-Klassik-Preisträger sprengen Grenzen zwischen den Genres und lassen drei Ikonen der westlichen Musik in kreativen Arrangements im Crossover-Stil miteinander verschmelzen: Johann Sebastian Bach als Urvater der klassischen Kunstmusik, Luciano Berio als Vertreter der Avantgarde des 20. Jahrhunderts und die Beatles als Titanen der Popmusik.

Das Quintett, das bereits 2019 in Kirchheim konzertierte, besteht aus zwei Blockflöten (Andrea Ritter, Daniel Koschitzki), Viola/Violine (Stefan Balazsovics), Violoncello (Victor Plumettaz) und Klavier (Christian Fritz). Die sympathischen Künstler sind großartige Interpreten, allesamt Preisträger bei großen internationalen Wettbewerben, schenken dem Kirchheimer Publikum einen Konzertabend der Extraklasse. Als ruhiger Auftakt erklingt Johann Sebastian Bachs bekannter Choral „Zion hört die Wächter singen“ aus der Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, dessen Arrangement sich weitgehend ans Original hält, durch die ungewohnte Instrumentation aber reizvoll und neu wirkt. Die Gruppengründer Daniel Koschitzki und Andrea Ritter spielen ihre Blockflöten mit einer unglaublicher Verve. So virtuos, so expressiv, so furios hat man Blockflöten wohl selten gehört. In Bachs Bourée und Badinerie aus der h-Moll-Suite glänzen die beiden in schwindelerregenden Tempi durch brillante Fingerfertigkeit. „Eigentlich ist es gar nicht möglich, so schnell zu spielen“, kommentiert Koschitzki, der mit lockerer Moderation Informationen zu den Werken gibt.

Im „Triple B“ gelingt den Künstlern eine Vermischung von Berios Klangsprache mit dem Beatles-Hit „Hey Jude“. Stücke von Paul McCartney und John Lennon in klassischen Arrangements wie „Michelle“ und „Eleanor Rigby“ sind Offenbarung und Hörgenuss zugleich. „Honey Pie“ wirkt amüsant durch die typische Stride-Pianotechnik von Christian Fritz, die der Ragtime-Musik ähnelt. In „Norwegian Wood“, „Help“ und „Lucy in the Sky With Diamonds“ erweisen sich die klassisch ausgebildeten Musici als wahre Rocker.

Das Experimentieren mit klanglichen Möglichkeiten der Instrumente ist ein zentrales Anliegen des Avantgarde-Komponisten Luciano Berio. In seiner Komposition „Sequenza“ für Violoncello schlägt Victor Plumetazz auf die Saiten, klopft in wechselnden Rhythmen auf den Korpus seines Instruments und verzaubert das Publikum mit exotischen Tonfolgen. Andrea Ritter demonstriert Berios postmodernen Klänge auf ihrer Altflöte mit Luftgeräuschen, gurrenden Lauten und stufenlosem Auf- und Abgleiten. Der Geiger Stefan Balazsovics versetzt das Publikum in Erstaunen in einer Komposition von Berio mit technisch schwierigen Passagen. Mit seiner von Bach inspirierten Eigenkomposition „Neo Largo“ spielt Pianist Christian Fritz mit großer Bandbreite des Ausdrucks und samtweichem Anschlag. Lang anhaltender Applaus und zwei Zugaben beenden den außergewöhnlichen Konzertabend. Hans-Günter Driess