Kirchheim

„Mobbing an der Schule - nicht mit uns“

Projekt Ein neues Programm am Ludwig-Uhland-Gymnasium in Kirchheim zeigt erste Erfolge.

Kirchheim. Mobbing kommt in allen Schulformen vor, in der Stadt genauso wie auf dem Land. Schauplätze sind der Schulweg, der Pausenhof, der Flur, die Umkleide, das Internet - überall dort, wo Erwachsene nicht da sind. „Uns war klar, dass wir etwas machen müssen“, sagt Schulleiter Georg Braun vom Ludwig-Uhland-Gymnasium. „Die Schule ist ein Lebensraum. Deshalb ist es wichtig, dass sich alle in einem angst- und gewaltfreien Klima wohl und sicher fühlen. Wir Pädagogen wollten Verantwortung übernehmen, eine reflektierte Haltung zur Thematik entwickeln und uns selbst und unsere Schüler in ihrer Sozialkompetenz stärken.“

Seit über einem Jahr läuft nun an der Schule ein Anti-Mobbing-Programm, das sich zum Ziel setzt, bereits seine Wirksamkeit zu entfalten, bevor es überhaupt zu brisanten Fällen kommt. Dahinter steckt ein Konzept des skandinavischen Psychologen Dan Olweus aus den 80er-Jahren. Es nimmt alle am Schulleben Beteiligten mit auf den Weg: Lehrer, Eltern, Schüler, auch Sekretärinnen und Sozialarbeiter. Das LUG ist nun eine von 22 Schulen in Baden-Württemberg, die seit dem Schuljahr 2015/16 das Programm umsetzen, gefördert durch die Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Aktionsprogramms „Psychische Gesundheit von Jugendlichen“.

Angeleitet durch das Fachpersonal der Heidelberger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bildeten sich zwei Lehrkräfte des LUG direkt in Heidelberg fort und transportierten ihr Wissen daraufhin in die Schule. In einem nächsten Schritt wurden die Eltern mit ins Boot geholt und durch verschiedene Informationsangebote eingebunden, die auch ihnen ein geschärftes Auge und Fingerspitzengefühl vermitteln wollen. Bereits zweimal haben auch die Schüler an einer Online-Umfrage teilgenommen, die Aufschluss über die Situation an der Schule bringen sollte. Dabei kam heraus, dass das LUG in allen evaluierten Bereichen durchschnittliche Werte zeigt und nicht mehr oder weniger Mobbing aufweist als andere Schulen.

Seit diesem Schuljahr greift das Programm nun auch an der Basis, der Schülerebene: Einmal im Monat bekommt jede Klasse „ihre“ Olweus-Stunde. Ziel dabei ist, einerseits ein Bewusstsein zu schaffen, was Beleidigungen bei den Betroffenen auslösen können und andererseits bei den Schülern den Mut zu entwickeln, sich entweder selbst für die Betroffenen einzusetzen oder kritische Situationen bei Lehrern und Eltern anzuzeigen. Pädagogisch vermittelt wird dies, indem Umgangsregeln eingeführt werden, die Wahrnehmung der Schüler mittels Rollenspielen geschult wird oder ganz konkret Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Schulintern zeigt das Programm schon erste Erfolge: Beispielsweise wurde die Pausenaufsicht neu durchdacht und aufgestockt. Zudem bemühen sich alle Pädagogen verstärkt um genaueres Hinsehen - hierfür wurden eigens neue Kommunikationsformen eingeführt. Auch wurde im Kollegium durch regelmäßige Kleingruppenarbeit der interne Austausch gesichert. Weitere Schülerumfragen sollen folgen, um die Wirksamkeit des Programms zu testen.

Obwohl es auch kritische Stimmen unter den Kollegen gibt, überwiegt die Überzeugung, dass sich der Aufwand lohnt. Das schwierige Thema wurde aus dem Verborgenen geholt und erweitertes Handlungsrepertoire ermöglicht, angemessen zu reagieren.pm