Kirchheim. Das „Kirchheimer Modell“, das ab 6. April Öffnungen in Verbindung mit negativen Schnelltests vorgesehen hätte, liegt vorerst auf Eis. Aufgeben ist für Oberbürgermeister Pascal Bader deswegen aber noch lange keine Alternative: „Wir dürfen da nicht den Kopf in den Sand stecken und sagen, Mist, jetzt klappt es doch nicht.“ Er geht davon aus, dass es nach Ostern eine Neufassung der Corona-Verordnung gibt und dass dort auch Klauseln für Öffnungen zu finden sein werden: „Wenn es das gibt, können wir sofort auf den Zug aufspringen. Wir müssen dann nämlich nicht bei null anfangen.“ Die Test-Infrastruktur bestehe bereits und werde weiter ausgebaut.
Für Pascal Bader gehört beides nach wie vor zusammen: Öffnen und Testen. Das eine geht nicht ohne das andere. Dass Läden und Gaststätten kaum öffnen können, wenn ihre Kunden nicht zuvor getestet sind, liegt auf der Hand. Dass aber auch das Testen ohne das Öffnen nicht funktioniert, ist für den Oberbürgermeister ebenso naheliegend: „Wann lässt man sich testen? Wenn man einen Vorteil davon hat. Wenn man den negativen Test also vorzeigen kann, um dann einkaufen zu dürfen oder einen Kaffee in der Sonne genießen zu können.“ Ohne solche Vorteile würden sich alle fragen, warum sie sich testen lassen sollten. Also sorge das Öffnungs-Modell dafür, dass möglichst viele Menschen zum Testen gehen.
Das Ergebnis ist eine Win-Win-Situation: Läden und Gaststätten können öffnen, also auch wieder Umsätze erwirtschaften. Und die gesamte Gesellschaft profitiert in ihrem Kampf gegen das Virus von den massenhaften Tests: „So gelingt es uns, frühzeitig ansteckende Personen rauszuziehen, die positiv getestet sind, aber noch keinerlei Symptome aufweisen.“
Solange die ganz große Öffnung nicht möglich ist, möchte Pascal Bader die vorhandenen Testmöglichkeiten in Kirchheim trotzdem nutzen und dafür sorgen, dass die Leute schon durch kleinere Vorteile einen Anreiz bekommen, einen Schnelltest zu machen: „Das könnte auch schon das Angebot sein, mit negativem Testergebnis weiterhin ,click and meet‘-Termine wahrnehmen zu dürfen - also Vereinbarungen zu treffen, um zu einem bestimmten Termin einen Laden aufsuchen zu können.“
Kirchheim ist mit seinem Wunsch nach einem Modellversuch nicht alleine. Pascal Bader berichtet vom regen Austausch mit Nürtingen sowie mit allen weiteren Großen Kreisstädten im Landkreis. Mit im Boot ist das Landratsamt: „Wenn wir etwas erreichen wollen, brauchen wir dazu das Gesundheitsamt.“ Letztlich sollen die vielen „Modelle“ auch dazu beitragen, den Tübinger Versuch zu unterstützen: „Wenn wir das in möglichst vielen Städten anbieten können, nehmen wir den Druck weg, der jetzt gerade auf Tübingen lastet.“ Andreas Volz