Kirchheim
Musical in Maria Königin: Den Blick aufs Wesentliche lenken

MusicalDie Geschichte „Der kleine Prinz“, als Singspiel vertont, haben der Kinder- und Jugendchor der katholischen Gesamtkirchengemeinde und ein Mütterprojektchor auf die Bühne gebracht. Von Katja Eisenhardt

Die katholische Kirche Maria Königin ist brechend voll. Im Publikum warten viele Kinder ebenso gespannt wie ihre Eltern und Großeltern auf den Auftritt des Kinder- und Jugendchors der katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, der gemeinsam mit einem eigens für das Stück gegründeten Mütterprojektchor sowie dem sechsköpfigen Instrumental­ensemble unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Thomas Specker und der Regie von Monika Znaimer die weltberühmte Geschichte „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry auf die Bühne bringt. „Der kleine Prinz“ steckt voller zentraler Lebensfragen und lehrt die Erwachsenen, sich einen kindlichen Blick auf die Welt zu bewahren. Werte wie Freundschaft, Vertrauen, Menschlichkeit und Achtsamkeit werden dabei großgeschrieben.

Eine ichbezogene Welt

Erzählerin Katrina Bodlée nimmt das Publikum mit auf die lehrreiche Reise des kleinen Prinzen (Nils Hienerwadel), der selbst von einem kleinen Asteroiden stammt, der „kaum größer als ein Haus“ ist. Sein soziales Umfeld besteht einzig aus einer sprechenden Blume (Shayla Semmler), die er tagein, tagaus gießt. Eines Tages beschließt der kleine Prinz, seine kleine Welt zu verlassen und sich auf die Suche nach weiteren Freunden zu begeben, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellt.

Bei seinen Stationen von Asteroid zu Asteroid begegnet er sehr ichbezogenen Personen. Da ist der König (Nora Munz), der glaubt, über alles und jeden zu herrschen. Und das, obwohl er ganz alleine ist auf seinem Planeten. „Die gro­ßen Leute sind sehr sonderbar“, bemerkt der kleine Prinz. Dieser Eindruck verstärkt sich, als er auf den Eitlen trifft (Luzia Heck), der sich auf seinem Planeten für etwas ganz Besonderes hält – wenngleich außer ihm ebenfalls niemand dort ist. Auch die Logik des einsamen Säufers (Noah Köhler) erschließt sich dem Reisenden nicht, schämt sich dieser fürs Trinken, trinkt aber, um zu vergessen, dass er sich schämt. Ein Geschäftsmann (Theo Wagner) verbringt seine Zeit damit, akribisch Millionen von Sternen zu zählen, um sie als seinen Besitz zu deklarieren. Die Sinnhaftigkeit wird vom Prinzen kritisch hinterfragt, denn „du bist für die Sterne zu nichts nütze“.

Da keimt die Erkenntnis, dass das bei ihm selbst und seiner Blume anders ist, er gießt sie, erhält sie so am Leben, das macht Sinn. Einzig der ebenso pflichtbewusste Laternenanzünder (Marla Heitel) hätte ihm ein neuer Freund werden können, wäre genug Platz für zwei auf dessen Planeten. Er erscheint dem Prinzen nicht lächerlich, da er als Einziger nicht mit sich selbst beschäftigt ist.

Ein Geograf (Ronja Frey) schickt den Reisenden schließlich auf die Erde. Dort angekommen trifft der kleine Prinz auf eine Schlange (Clara Dittmann) und einen Fuchs (Ida Munz). Während Erstere ihn lehrt, dass man auch unter den Menschen einsam sein kann, erklärt ihm der noch ungezähmte Fuchs die Bindung zwischen zwei Wesen: „Wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ Dann verrät er noch ein Geheimnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Der kleine Prinz begreift, dass er für seine Blume ebenjene Verantwortung trägt und zu ihr zurück muss. Mit großem Applaus werden die Chöre und Musiker am Ende dieser lehrreichen Reise vom Publikum bedacht.

Sich ändernde Besetzungen

Seit 2008 werden Musicals des Kinder- und Jugendchors der katholischen Gesamtkirchengemeinde aufgeführt. Nach vierjähriger Pause ist die Freude über den großen Zuspruch bei allen Beteiligten groß, bestätigt Thomas Specker. Im September letzten Jahres begannen die Proben für das Stück. „Während der Corona-Jahre wurde viel online geprobt, manche kamen erst in dieser Zeit dazu, die Älteren sind teils gegangen, die Besetzung hat sich so etwa zur Hälfte geändert“, schildert der musikalische Leiter die Herausforderungen. Dazu kam ein neuer Mütterprojektchor. Die Geschichte des kleinen Prinzen behandle „altersübergreifende Themen“, so Specker und passe gut in einen kirchlichen Rahmen. Begleitet wurden die Chöre von Irina Hornung, Saskia Frey und Hanna da Silva (Violinen), Tim Hienerwadel (Cajon) sowie Agnes Gindele (Flöte) und Kirchenmusikdirektor Thomas Gindele (Klavier). Für die Tontechnik war Ulrich Thelen verantwortlich.