Kirchheim
Musik ist eine Sprache, die alle verstehen

Trompete Marc Oliver Bühler ist Hochschuldozent und Musikschullehrer und hat in seiner Karriere schon bei großen Opernproduktionen mitgewirkt. Von Rainer Kellmayer ​

Als Achtjähriger hatte Marc Oliver Bühler ein Schlüsselerlebnis: In der Pforzheimer Stadtkirche hörte er ein Konzert mit dem damals weltweit gefragten Trompeter Maurice André. „Nach dem begeisternden Konzert stand für mich fest: Ich werde Trompeter“, erinnert sich Bühler. Heute ist er selbst in der Blechbläserszene etabliert: 2009 wurde er in das „Große Buch der Trompete“ des Musikverlags Schott aufgenommen. Zudem ist er ein gefragter Pädagoge. Neben einer Dozentur an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe bringt Marc Oliver Bühler an den Musikschulen in Neuhausen und Denkendorf den Schülerinnen und Schülern die Trompetentöne bei.

Begonnen hatte alles jedoch auf kleiner Flamme. Zunächst erhielt Bühler Unterricht bei seinem Vater, der beim Musikverein seiner Heimatgemeinde Oberderdingen noch heute die erste Trompete spielt. Schon bald stand ein Wechsel an die Musikschule in Bretten an, wo der junge Musiker über mehr als ein Jahrzehnt einen hervorragenden Instrumentalunterricht genoss. Dass sich dieser ausgezahlt hat, zeigt die lange Liste von Bühlers Wettbewerbserfolgen. Bei „Jugend musiziert“ sammelte der Trompeter über die Jahre zehn erste Preise ein, dreimal war er sogar auf Bundesebene erfolgreich.

 

„Nach dem begeisternden Konzert stand für mich fest: Ich werde Trompeter.
Marc Oliver Bühler
über ein Konzert von Maurice André

Sein Weg führte jedoch nicht direkt zum Musikstudium. „Nach dem Schulabschluss habe ich zunächst eine Lehre zum Industriemechaniker gemacht“, erzählt Bühler. Gerne denkt er zurück an den anschließenden Wehrdienst im Luftwaffenmusikkorps in Karlsruhe. Nach erfolgreichem Probespiel war er dort als erster Trompeter eingesetzt worden. „Es war stressig, doch ich erhielt viel Lob für mein Spiel“. Das habe ihn ermutigt, nach dem Wehrdienst ein Trompetenstudium an der Stuttgarter Musikhochschule zu beginnen. Bereits während der Studienzeit war Bühler von 1998 bis 2001 Solotrompeter der „Jungen Oper“ des Staatstheaters Stuttgart. Und auch bei Opernproduktionen im Großen Haus wurde er immer wieder eingesetzt. „Es ist toll, im Orchester zu spielen, doch ebenso begeistert mich das Musizieren in kammermusikalischer Besetzung“, sagt Bühler. Er spielt in verschiedenen Ensembles und mit seinem Duopartner Timo Handschuh – Organist und ehemaliger Generalmusikdirektor des Ulmer Theaters – ist er regelmäßig in Kirchenkonzerten zu hören.

Die Musik ist für Marc Oliver Bühler jedoch nicht alles. Im Mittelpunkt steht für den in Stuttgart-Heslach wohnenden Musiker die Familie. Er ist stolzer Vater einer kleinen Tochter: „Die vierjährige Felizia Johanna ist unser Sonnenschein“. Zudem bereichern sportliche Aktivitäten sein Leben, vor allem das Stand-Up-Paddling.

Diese Aktivitäten machen ihn fit für den anstrengenden Arbeitsalltag. Neben den zahlreichen künstlerischen Einsätzen fordert ihn ein großes pädagogisches Pensum. „Mit meinen Studenten arbeite ich auf einem künstlerischen Niveau, bei dem neben der reinen Spieltechnik die persönliche Aussage der Interpretation einen hohen Stellenwert einnimmt“, gibt Bühler einen Einblick in seine musikalische Werkstatt. Doch ebenso wichtig sei für ihn die Arbeit mit den jungen Schülerinnen und Schülern an den Musikschulen. Die ruhige und ausgeglichene Art des Musiklehrers kommt bei Schülern und Eltern gut an, ebenso seine Vielseitigkeit: In den Bläserklassen der Denkendorfer Albert-Schweitzer-Realschule trainiert er nicht nur den Trompetennachwuchs – auch Waldhorn und Tenorhorn zählen zu seinem Unterrichtsspektrum.

Für Marc Oliver Bühler ist die Musik eine Sprache, die über sämtliche Kulturen hinweg von allen Menschen verstanden wird. Dieses universelle Vokabular zu vermitteln, ist für ihn überaus erfüllend: „Es ist wunderbar, dass man als Musiklehrer jungen Menschen einen Zugang zum unendlichen Kosmos der Töne ebnen kann“, schwärmt er.

 

Die Trompete​

Geschichte Die Trompete zählt zur Familie der Blechblasinstrumente. Schon 3500 Jahre v. Chr. wurde sie von den Ägyptern als Signalinstrument eingesetzt. Im Mittelalter war das Instrument, das später im Barock seine Blütezeit erlebte, in der Militärmusik zu finden. Über die Jahrhunderte hat sich die Bauform des Instruments sehr verändert. Eine entscheidende Verbesserung brachte um 1830 die Erfindung der Ventile: Seither können auf dem Instrument, das bis dahin nur in Naturtonreihen verwendbar war, alle zwölf Halbtöne gespielt werden.

Spieltechnik Wie bei allen Blechblasinstrumenten wird der Trompetenton über die Lippenspannung erzeugt: Beim Ausblasen der Luft werden die Lippen in Schwingung gebracht. Über das Mundstück übertragen sich die Schwingungen auf das Instrument: Ein Ton entsteht. Die Tonhöhe wird durch eine Kombination von Ansatz und dem Drücken von (meist drei) Ventilen variiert. Entscheidend für die Tonqualität sind die Körperspannung des Bläsers und das kontrollierte Führen der Luftsäule.

Interpreten Im Barock galt Gottfried Reiche als prominentester Vertreter der Trompeterzunft. Für den in der Wiener Klassik berühmten Hoftrompeter Anton Weidinger schrieb Joseph Haydn 1796 sein bekanntes Trompetenkonzert D-Dur. Im 20. Jahrhundert prägte der Franzose Maurice André die Trompetenszene. Und aktuell ragen Reinhold Friedrich und Hakan Hardenberger aus der Gilde der zahlreichen Trompetensolisten heraus. Im Jazz setzten Trompeter wie Louis Armstrong, Dizzy Gillespie und in neuerer Zeit Till Brönner markante Akzente. kel