Jo Müller ist nicht zu bremsen. Die Begeisterung über seine dreiteilige Dokufiktion „Rauhnächte - Wilde Jagd und stille Zeit“ im SWR ist durchs Telefon spürbar. Erst vor zwei Jahren hat der Regisseur, der in Nabern lebt, von dieser besonderen Zeit „zwischen den Jahren“ erfahren - und war sofort elektrisiert. „Ich bin ein sehr intuitiver Mensch“, sagt er über sich. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis das Konzept für die Sendung stand und umgesetzt wurde. Prominente ...
Mystische Drehorte direkt vor der Haustür entdeckt
Fernsehen Der Naberner Regisseur Jo Müller hat eine Dokufiktion über die geheimnisvollen Rauhnächte für den SWR gedreht. Die Pappel-Allee bei Beuren hat einen bleibenden Eindruck bei der Crew hinterlassen. Von Iris Häfner
Rauhnächte - Wilde Jagd und stille Zeit
Die „Rauhnächte“ - zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag - gelten seit Menschengedenken als Schwellenzeit zwischen Dunkel und Licht, Vergänglichem und Ewigkeit, Altem und Neuem. Gerade im süddeutschen Raum hat sich ein starker Volksglaube gehalten. Der Naberner Filmemacher, Autor und SWR-Redakteur Jo Müller setzt in der dreiteiligen Reihe Sagengeschichten aus der Zeit „zwischen den Jahren“ in Szene. Das SWR-Fernsehen zeigt sie am 28., 29. und 30. Dezember jeweils ab 18.15 Uhr und als 90-Minuten-Fassung am Sonntag, 3. Januar, von 12 bis 13.30 Uhr. Der Dreiteiler steht ein Jahr lang in der ARD-Mediathek.
Von Hexen, Schurken und der Wilden Jagd: Der Legende nach geschehen in den Rauhnächten zwischen dem 25. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar viele unerklärliche und geheimnisvolle Dinge. Frau Perchta - auch bekannt als Frau Holle - geht um und segnet die, die ihr Geschenke bringen. Doch wehe, man versucht sie zu beobachten. Auch die Wilde Jagd treibt in diesen Nächten ihr Unwesen. Deshalb darf man keine Wäsche aufhängen, sonst verfangen sich die Geister darin. Wer sich Haare und Fingernägel schneidet, wird mit Kopfschmerzen bestraft, wer pfeifend aufsteht, muss Unglück fürchten. In den Rauhnächten treiben Hexen ihr Unwesen, Tiere können sprechen und ledige Mädchen ihren Bräutigam im Traum sehen. Alles ist aus der Ordnung geraten, die Arbeit soll ruhen.
Ruhe „zwischen den Jahren“ - gerade in diesem Jahr, in dem sich viele Menschen wegen der Corona-Krise ins Private zurückziehen, scheinen die Rauhnächte eine Renaissance zu erleben. Neben Räucherkursen boomt auch die Literatur über diese mystische Zeit. Wie ein roter Faden ziehen sich die Gespräche mit dem Schauspieler Harald Krassnitzer durch die drei Teile des Films. Krassnitzer beschreibt die Faszination der Rauhnächte in seinem Buch „Wunderbares für eine besondere Zeit“. Auch bei dem Autor und Brauchtumsforscher Wolfgang Wiedenhöfer in Waiblingen und der Fantasy-Autorin Birgit Jaeckel in Krün begibt sich der Film auf Spurensuche. ih