Kirchheim
Nabern wählt Giacomo Mastro

Ortsvorsteher In der Gießnauhalle hat sich der Ortschaftsrat in öffentlicher Sitzung für den Nachfolger von Veronika Franco Olias als Rathauschef im südöstlichen Kirchheimer Ortsteil entschieden. Von Andreas Volz

Nabern hat einen neuen Ortsvorsteher gewählt: Der 32-jährige Giacomo Mastro hat sich auf Anhieb gegen seinen 54-jährigen Mitbewerber in der engsten Wahl durchgesetzt. Er tritt damit die Nachfolge von Veronika Franco Olias an, die Anfang Mai als Ortsvorsteherin in den Waiblinger Ortsteil Bittenfeld gewechselt war.

Giacomo Mastro wohnt in Jebenhausen. Geboren und aufgewachsen ist er in Geislingen, wo er in seiner Freizeit als Fußball-Schiedsrichter aktiv ist. „Mein Vater stammt ursprünglich aus Süditalien, aus Apulien“, sagte er in der öffentlichen Ortschaftsratssitzung, um die Herkunft seines Namens zu erklären. Zum Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaften zog es ihn nach Konstanz. „Ich hatte mich bewusst für ein Uni-Studium entschieden, weil es nicht nur der Berufsvorbereitung dient, sondern auch der Persönlichkeitsbildung.“

Im Frühjahr 2016 hat Giacomo Mastro eine Stelle als Flüchtlingsbeauftragter im Gemeindeverwaltungsverband Laichinger Alb angetreten: „Das ist eine Netzwerkekoordinationsstelle. Ich bin Ansprechpartner für alle Beteiligten am Prozess der Integration. Meine Kollegen im Landkreis und ich haben bei null angefangen und ganz neue Strukturen aufgebaut.“

„Kein reiner Bürojob“

Seine neue Stelle in Nabern ist in den wesentlichen Punkten seiner bisherigen Stelle ganz ähnlich: „Die Mischung aus Verwalten und Gestalten - mit einer gehörigen Portion Verantwortung - ist genau mein Ding. Ich freue mich auf einen regen Austausch mit den unterschiedlichsten Menschen.“ Was ihm vorschwebt, sei kein reiner Bürojob. Kommunikation und Dialog sind ihm wichtig.

In Nabern stünden „spannende Themen“ an, meinte Giacomo Mastro und führte den Kindergartenneubau mit gleichzeitiger Sanierung der Grundschule an: „Das kommt dem ganzen Ort zugute, beileibe nicht nur den Kindern.“ Ortsentwicklung, Bürgernetz, Wirtschaft nannte er ebenfalls als wichtige Themen - wie auch die Gießnauhalle, in der die Ortschaftsratssitzung stattfand. „Diese schöne Halle sorgt nicht nur für Freude“, spielte er auf undichte Stellen an. Auch die Ortsdurchfahrt sei ein Thema, das viele Naberner beschäftigt.

Letzteren attestierte Giacomo Mastro einen hohen Grad der Identifikation mit ihrem Ort. Diese Identifikation zeigte sich bei der Frage nach der unechten Teilortswahl. Die kenne er aus dem Studium, antwortete der künftige Ortsvorsteher. „Jetzt bin ich zum ers­ten Mal in der Praxis damit konfrontiert. Ich glaube, das Thema ist wichtig, weil es ohne unechte Teilortswahl sehr schwer wäre für einen Gemeinderatsbewerber aus Nabern, bei null zu starten und auf Anhieb gewählt zu werden.“ Die andere heikle Frage war die nach der beabsichtigten Dauer der Amtszeit. Giacomo Mastro: „Wenn ich jetzt sagen würde, ich will niemals irgendwo Bürgermeister werden, wäre ich der Falsche für den Posten als Ortsvorsteher.“ Vorerst aber sei die neue Stelle in Nabern der folgerichtige nächste Schritt in seiner Berufslaufbahn und deswegen nicht einfach nur ein Sprungbrett für höhere Aufgaben.

Giacomo Mastro wusste auf ganzer Linie zu überzeugen. Auch wenn die Stimmverteilung nicht bekannt gegeben wurde, ist davon auszugehen, dass der Ortschaftsrat ihn mit großer Mehrheit gewählt hat. Der unterlegene Bewerber wäre durchaus auch geeignet gewesen für die Aufgaben als Ortsvorsteher. Deswegen bedankte sich der stellvertretende Ortsvorsteher Rainer Kneile auch bei ihm noch einmal für die Bewerbung.

Selbstverständlich ist es nämlich nicht, geeignete Bewerber zu finden: Wie zuletzt schon in Jesingen, musste die Naberner Ortsvorsteherstelle ein zweites Mal ausgeschrieben werden - mangels qualifizierter Kandidaten nach der ers­ten Ausschreibung. Nun aber mangelte es in Nabern an nichts, außer - pandemie-bedingt - am Büffet und am Musikverein zur Ortsvorsteherwahl.