Kirchheim

Nachhilfe in Heimatkunde

Symbolfoto Deutschland: Foto: Carsten Riedl
Symbolfoto Deutschland: Foto: Carsten Riedl

Randnotiz Die Sommerferien haben ihren Zenit erreicht, in den Ferienhäusern ist Bettenwechsel, am Arbeitsplatz Schichtwechsel. An der Kaffeemaschine im Betrieb kreisen die Gespräche ­ebenso wie beim Zufallstreff auf dem Markt um den Urlaub. Wie immer im Hochsommer - und doch ganz anders. Wer vorhat, ins Ausland zu fahren, ist nicht selten von Zweifeln geplagt und wird kaum nach Details über den Zielort gefragt. „Geht das denn?“, „Habt ihr euch sicher gefühlt?“, lauten allenfalls die Kommentare. Dahinter mögen unausgesprochene Gedanken stecken, bestenfalls ein „Ihr traut euch was!“.

Auf großes Interesse ­stoßen heuer nicht etwa Berichte von überstandenen Abenteuern, ­Bungee-Jumping in ­Australien oder ein Treffen mit dem Yeti im Himalaya. Nein, was zählt, ist Detailkenntnis vor Ort als ­Beweis gelebter ­Heimatliebe. Da geht’s ans Eingemachte. Die kinderreichen Kollegen ­quartieren sich auf Bauernhöfen ein, die nicht einfach „im Allgäu“ ­liegen. Nein, da wird ganz ­exakt von Wertach oder Memhölz ­gesprochen. Wer in den Harz fährt, berichtet von Katlenburg-­Lindau, und die Ferien­wohnung auf ­Usedom liegt übrigens „am ­Achterwasser“. Aha, alles klar.

Der coronadominierte Sommer entwickelt sich zur großen Heimatkundestunde. Da erfährt man, aus welcher deutschen Stadt man direkt zum Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald wandern kann (Detmold), lässt sich vom See mit dem wärmsten Wasser des Allgäus vorschwärmen (angeblich der Schwaltenweiher bei Oy) und wird Zeuge von Fachsimpeleien über die Bude mit den besten Fischbrötchen auf Sylt (am südlichsten Zipfel in Hörnum, schwört der Kollege).

Irgendwie erinnert das Ganze an „Deutschlandreise“, das Spiel, das früher eher der langweilige kleine Bruder von ­„Europareise“ war. Hier reiste man zum Bestellen einer Tonne Kaviar ohne Skrupel mal eben nach Sewas­topol. Wohl dem, der damals auf dem Spielbrett schon lieber zu Hause blieb und die kürzeste Verbindung zwischen ­Aurich und Neustrelitz austüftelte. Der ist diesen Sommer klar im Vorteil, denn er weiß längst, dass Deutschland viel mehr zu bieten hat als zwei Meere, den Bodensee und die Zugspitze. Für alle anderen gibt’s jede Menge Nachhilfe in Heimatkunde. Irene Strifler zur großen „Deutschlandreise“