Kirchheim
Neues Leben im alten Gebäude

Nachnutzung Nachdem die Teck-Realschule aus ihrem angestammten Komplex an der Kirchheimer Aichelberg­straße ausgezogen ist, gibt es eine Vielzahl von Interessenten an den früheren Klassenzimmern. Von Andreas Volz

Leerstehende Räume sind nicht immer ein Problem: Im Fall der alten Kirchheimer Teck-Realschule hat sich recht schnell eine bunte Mischung an Nachnutzern gefunden, die den Gebäudekomplex gerne in Beschlag nimmt. Teils werden die einstigen Klassenzimmer weiterhin als Unterrichtsräume genutzt, teils belegen Vereine und Organisationen die alte Schule.

Zunächst einmal bleibt ­neben der Thomaskirche ein traditioneller Schulstandort erhalten: Auch wenn die Teck-Realschule das aktuelle Schuljahr bereits am neuen Standort in der Limburgstraße begonnen hat, bleibt die Teck-Grundschule weiterhin in der Aichelbergstraße. Einst eine Außenstelle der Raunerschule, ist die Teck-Grundschule mit der Umwandlung der ­Raunerschule zur Gemeinschaftsschule eigenständig geworden. Und nun ist sie als „Platzhirsch“ sogar die wichtigste Schule vor Ort - und nicht mehr die Schule, die es dort eben auch gibt, als eine Art „kleine Schwes­ter“ der Teck-Realschule.

Aber auch andere Schulen sind in der alten Teck-Realschule geblieben: Die Stiftung Tragwerk beispielsweise hat derzeit immer noch zwei Nautilusklassen an der Aichelbergstraße untergebracht. In den Nautilusklassen werden Kinder und Jugendliche der Klassenstufen 5 bis 10 unterrichtet, die wegen eines diagnostizierten Autismus nicht in Regelklassen unterkommen können. Trotzdem sollen diese Schüler Anschluss an Gleichaltrige bekommen. Deswegen waren die Klassen unter demselben Dach untergebracht wie die Teck-Realschule. Das soll langfristig auch so bleiben, weswegen die Nautilusklassen möglichst zum Schuljahr 2021/22 ebenfalls an den Raunercampus wechseln dürften.

Neu einziehen in den Gebäudekomplex zwischen Aichelbergstraße und Rambouilletplatz könnte indessen die Freie Evangelische Schule Kirchheim (FESK), die momentan in Dettingen untergebracht ist. Die Schule ist zwar auf der Suche nach ganz neuen Räumen, würde aber übergangsweise gerne bis 2025 in der alten Teck-Realschule unterkommen.

Ausweichquartier der Linde

Das ist insofern problematisch, als der Gebäudekomplex während der umfassenden Bauarbeiten am Mehrgenerationenhaus Linde eigentlich als Ausweichquartier für die Linde dienen sollte. Beides zusammen lässt sich dort allerdings nicht unterbringen: Das heißt also, dass Stadt und FESK entweder lange vor 2025 schon andere Räume finden oder dass die Linde erst nach 2025 an die ­Aichelbergstraße ausweichen könnte. Entsprechend lange würden sich die Arbeiten auf dem Areal zwischen Alleen- und Teckstraße verzögern.

Die Stadtkapelle ist ebenfalls in das alte Gebäude der Teck-Realschule eingezogen, um zwei Klassenzimmer für ihren Übungsunterricht zu nutzen. Zuvor hatten in denselben Räumen zwei Integrationskurse der ­Volkshochschule ihr vorübergehendes Domizil, weil die Corona-Abstandsregeln Ausweichräume erforderlich gemacht hatten.

Möglicherweise könnte auch die Frühförderstelle des Landratsamts Esslingen in der alten Teck-Realschule unterkommen. Das Brückenhaus will in dem Gebäude Lagerflächen sowie einen weiteren Raum für seine Angebote im Quartier nutzen. Der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein (MSSGV) wird von der ­Kornstraße ebenfalls an die Aichelbergstraße umziehen. Er soll in der ehemaligen Hausmeisterwohnung über der Sporthalle unterkommen.

Dauerhaft niederlassen will sich am Rambouilletplatz auch die Archäologie-AG, die der ehemalige Museumsleiter Rainer ­Laskowski vor über 30 Jahren gegründet hat. Langfristig soll die AG damit nur noch zwei Standorte haben - in der ehemaligen Bahnhofsunterführung sowie im ehemaligen Chemiesaal der ­Teck-Realschule. „Wir arbeiten immer noch an einem Zentralarchiv für die Archäologie-AG“, sagt Rainer ­Laskowski bei ­einer Besichtigung vor Ort und verweist auf viele Regalmeter mit Aktenordnern des ­Fundarchivs, auf den „Planschrank“ mit ­allen Plänen von Kirchheimer Grabun­gen, auf die rund 10 000 Dias der AG oder auf die archäologische Bib­liothek.

Er ist froh darüber, neue Räumlichkeiten gefunden zu haben, in denen er und seine AG-Mitglieder arbeiten können: „In der Bahnhofsunterführung dürfen wir nicht arbeiten, weil dort ein zweiter Fluchtweg fehlt.“ Und noch etwas anderes fehlt in der Unterführung, wo die AG zahlreiche Funde lagert: eine Lüftungsanlage: „Die Feuchtigkeit ist problematisch für die Paläontologie. Fossilien dürfen nicht zu lange zu feucht untergebracht sein.“ Ob es auch für die Fossilien der Archäologie-AG Platz in der alten Teck-Realschule gibt, ist allerdings fraglich.