Kirchheim

Nicht alle hüpfen gleich vor Freude

Klosterwiese Ein Hüpfburgspektakel soll kleinen Kindern großes Vergnügen bereiten. Die Kirchheimer Verwaltungsspitze ist eher missvergnügt. Von Andreas Volz

Auf der Kirchheimer Klosterwiese stehen derzeit mit Luft gefüllte Gebilde, die zur sichtbaren Freude der Kinder kurzfristig erri
Auf der Kirchheimer Klosterwiese stehen derzeit mit Luft gefüllte Gebilde, die zur sichtbaren Freude der Kinder kurzfristig errichtet wurden und ab 6. August wieder der gewohnten grünen Wiese weichen werden. Foto: Carsten Riedl
Der westliche Teil der Klosterwiese ist eine Baustelle mit längerfristiger Wirkung. Dort entstehen gerade zwei Gebäude für die A
Der westliche Teil der Klosterwiese ist eine Baustelle mit längerfristiger Wirkung. Dort entstehen gerade zwei Gebäude für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Foto: Carsten Riedl

Auf der Kirchheimer Klosterwiese tut sich was - mitunter sogar sehr viel mehr, als manchem lieb ist. Im westlichen Teil haben die städtischen Bauarbeiten zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen begonnen. Eine ortsansässige Bürgerinitiative hat sich wegen dieses Baus allerdings bereits an den Petitionsausschuss des baden-württembergischen Landtags gewandt.

Weniger langfristig geplant - dafür aber kurzfristig stärker auffallend - sind die Aktionen auf dem mittleren Teil der Wiese: Dort wurde gestern ein privater Hüpfburgenpark eröffnet, der bis Sonntag, 6. August, täglich von 14 bis 19 Uhr für Familien, vor allem natürlich für die Kinder, Spaß und Spiel garantieren will. Nicht ganz so spaßig fand das die Kirchheimer Verwaltungsspitze jetzt im Gemeinderat.

Aufgeschreckt wurden Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und Bürgermeister Günter Riemer von Andreas Kenner, Landtagsabgeordnetem und Stadtrat für die SPD und außerdem Anwohner der Klosterwiese. Ihn wiederum hatten entsetzte Nachbarn angerufen, die sich darüber wunderten, dass auf der grünen Wiese außer Baufahrzeugen plötzlich auch Wohnwagen angerückt waren.

„Das war ein absoluter Fauxpas“

Bürgermeister Riemer begann daraufhin mit Nachforschungen, wie es kommen konnte, dass die Organisatoren des Hüpfburgenspektakels überhaupt eine Genehmigung für die Klosterwiese bekamen - für einen Zeitraum, der sich mit Auf- und Abbau auf insgesamt 15 Tage erstreckt. Ergebnis: „Bei einer solchen privatwirtschaftlichen Vermietung der Klosterwiese handelt es sich um eine äußerst seltene Angelegenheit bei uns.“ Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sei die amtliche Genehmigung erteilt worden, ohne dass die Verwaltungsspitze jemals etwas von dem gesamten Vorgang erfahren hat.

Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker betonte in diesem Zusammenhang: „Wäre die Anfrage auf einem unserer beiden Schreibtische gelandet, wäre es sicher nicht genehmigt worden.“ An den Gemeinderat, indirekt aber auch an die Anwohner der Klosterwiese gewandt, fügte sie hinzu: „Das ist ein absoluter Fauxpas. Wir entschuldigen uns dafür.“

Was die Verwaltungsspitze so in Rage bringt, ist die Tatsache, dass es sich bei der Klosterwiese um ein ausgesprochen sensibles Thema handelt. Gerade bei den städtischen Bauarbeiten hat sich das von Anfang an als Schwierigkeit gezeigt - bis hin zur laufenden Petition.

Ein zusätzliches Problem stellt beim Hüpfburg-Ereignis aus Sicht der Verwaltung auch das aktuelle Wetter dar, das nicht unbedingt den Erwartungen an die Jahreszeit entspricht. Die Klosterwiese ist also ziemlich aufgeweicht, sodass nicht nur die Hüpfburgen, sondern auch die Besucher Spuren hinterlassen dürften - vor allem aber die Wohnwagen und die Lastwagen, die zusätzlich noch auf die nasse Wiese gerollt sind.

Problem gelöst

Ein Problem aber scheint in der Zwischenzeit gelöst zu sein. Günter Riemer hatte im Gemeinderat berichtet, dass die eingezäunte Hüpfburgenfläche zunächst fast doppelt so groß war wie die Fläche, die in der Genehmigung festgeschrieben ist. In der Ratssitzung verwies er auf die mündliche Zusicherung, dass die Fläche noch vor Eröffnung des Spaßparks verkleinert werde. Diese Zusage haben die Betreiber eingehalten, wie es gestern aussah.

Was nun noch bleibt, ist die Hoffnung auf besseres Wetter. Das käme sowohl dem Untergrund auf der Wiese zugute als auch den Betreibern des Hüpfparks - und vor allem den Kindern, die ihr Eintrittsgeld „abhüpfen“ wollen und sich wegen aller weiteren Details wohl keinen allzu großen Kopf machen. Und irgendwann wird zumindest auf diesem Teil der Klosterwiese wieder Gras über die Sache gewachsen sein.