Kirchheim
Nicht alle Schulen staffeln den Beginn

Corona Weil in den Bussen vor allem morgens Gedränge herrscht, hat Landrat Heinz Eininger einen entzerrten Unterrichtsstart empfohlen. Manche Schulen tun sich mit der Umsetzung schwer. Von Anke Kirsammer

In den Schulen wird peinlich auf Abstand und Hygiene geachtet und darauf, dass sich die verschiedenen Klassen in den Pausen nicht mischen. Doch vor und nach dem Unterricht drängen sich die Jugendlichen aus allen Schulen dicht an dicht in den Bussen. Auf neun Linien, darunter die Verbindung von Kirchheim nach Nürtingen, setzt der Landkreis Esslingen wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus nun sogenannte Verstärkerbusse ein. Vom Land werden sie erst gefördert, wenn in den Schulbussen sämtliche Sitz- und 40 Prozent der Stehplätze belegt sind. Um die Schülerströme zu entzerren, empfehlen Landrat Heinz Eininger und das Regierungspräsidium die Prüfung eines gestaffelten Unterrichtsbeginns ab der neunten Klasse. Das kommt vor Ort sehr unterschiedlich an.

„Ein Teil der Schulen hat das gleich zu Beginn des Schuljahrs so gemacht“, sagt Dr. Corina Schimitzek, Leiterin des Staatlichen Schulamts in Nürtingen. „Uns allen liegt daran, dass die Infektionszahlen wieder runter gehen.“ Wenn allerdings sofort nach dem Ausstieg aus dem Bus und in engen Unterführungen die Maske am Kinn hänge, brächte auch ein unterschiedlicher Unterrichtsstart nichts. Vor allem Gemeinschafts- und Realschulen im Landkreis setzen den gestaffelten Schulbeginn laut Corina Schimitzek um. „Man muss bei jeder Schule gucken, was machbar ist“, sagt sie. Es gibt unterschiedliche Modelle: Manche lassen Gruppen im 14-tägigen Wechsel in der ersten beziehungsweise zweiten Stunde beginnen. In Esslingen, wo es einen eng getakteten ÖPNV gibt, kommt ein Teil der Klassen beispielsweise um 7.35 Uhr, der nächste um 7.50 Uhr.

Ähnlich pragmatisch handhabt es die Kirchheimer Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule (JFS): Vom kommenden Montag an beginnt der Unterricht dort 20 Minuten später als sonst. „Das ist kein riesiges Problem“, sagt die Schulleiterin Ulrike Hauke-Kubel. Entsprechend verschieben sich auch die Pausen und das Unterrichtsende. Schon diese Woche kommen die Eingangsklassen später als seither. Abgesprochen hat sich die JFS mit der benachbarten Max-Eyth-Schule. Sie behält ihren Beginn bei, damit nicht alle Schüler zur gleichen Zeit kommen.

Keine Möglichkeit, den Beginn zu staffeln, sieht der stellvertretende Schulleiter des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums, Dr. Frank Hugelmann. Die Schule habe es zwar geprüft. „Wir haben aber Schüler mit einer sehr langen Anfahrt. Da bringt ein Verschieben um 45 Minuten nichts.“ Viele, die zur zweiten Stunde Unterricht haben, kämen trotzdem schon zur ersten, weil sie anders nicht pünktlich wären. Wenn, dann müsste der Beginn um anderthalb Stunden verschoben werden. Das aber hätte gravierende Auswirkungen auf die Lehrer, die dann von der ersten Stunde bis zum späten Nachmittag an der Schule wären. „Sie müssen auch Familie und Beruf vereinbaren.“ Frank Hugelmann hat beobachtet, dass Eltern ihre Kinder zurzeit häufig zur Schule fahren, damit sie nicht in einem überfüllten Bus sitzen müssen.

Dafür hat auch der stellvertretende Schulleiter des Schlossgymnasiums, Hans-Ulrich Lay, Verständnis. Weniger allerdings für die Forderung des Landrats, den Unterricht versetzt beginnen zu lassen. „Unser Stundenplan ist am Anfang der Sommerferien fertig. Da stecken vier Wochen Arbeit drin.“ Das komplexe System wird um die 100 individuellen Kurspläne der Jahrgangsstufe 1 gebaut, von denen manche mit dem LUG gekoppelt sind. Zudem wird in der Mensa derzeit in vier Zeitschienen gegessen. Gehe es darum, Stunden ausfallen zu lassen, brauche er die Unterstützung des Kultusministeriums. „Soll der ÖPNV entlastet werden, muss ich erst einmal die Schülerströme analysieren“, so Hans-Ulrich Lay. Er regt an, mehr Busse einzusetzen. „Es gibt doch Reisebusse, die zurzeit nicht fahren und die Fahrer dazu.“

An der Lenninger Realschule, wo mehrere Klassen in Quarantäne sind, stellt sich die Staffelung des Unterrichtsbeginns coronabedingt fast von selbst ein. „Wir haben zurzeit so viele Lehrer, die sich immer wieder auf das Virus testen lassen, dass oft Randstunden ausfallen“, sagt die Rektorin Dunja Salzgeber. Eine organisierte Staffelung des Unterrichtsbeginns ist für sie indes keine Option. Zum einen weichen die Taktzeiten der Busse auf die Alb von denen im Tal ab, zum anderen sind die Kinder in den bilingualen Zügen schon jetzt bis zu drei Nachmittage in der Schule. Einen oder zwei draufzusatteln würde ohne das Okay der Eltern in einer gebundenen Ganztagsschule münden. Den Unterricht bis spät in den Nachmittatg zu schieben, hätte wiederum Folgen für Aktivitäten außerhalb der Schule.