Kirchheim

„Nicht nur die Sonne macht‘s“

Wein An den Rebhängen von Egelsberg und Limburg in Weilheim wird frühestens Anfang September gelesen.

TraubenObst
Symbolfoto

Region. Die Weingärtner gehören zu jenen, die sich über den Jahrhundertsommer besonders freuen. Dennoch warnt Werner Kauderer, Wengerter aus Weilheim: „Nicht nur die Sonne macht‘s!“ Was fehlt, ist Wasser. Deshalb war man rund um Egelsberg und Limburg ausgesprochen froh über die ergiebigen Regengüsse vom Montagabend. Frühestens Anfang September, so schätzt der langjährige Experte, könne man mit der Lese früher Trauben, nämlich der Sorte Acolon, am Egelsberg loslegen. Auch das ist deutlich früher als sonst üblich.

Regen sei gut, aber Starkregen und Hagel könnten den zurzeit „super Bestand“ auch schnell zunichtemachen, gibt Wengerter Adolf Bayer zu bedenken. Er betreibt ein Weingut in Esslingen-Rüdern. Die Trauben könnten nämlich aufplatzen und im schlimmsten Fall faulen. Wespen, Essigfliegen und Pilze hätten freien Zugang zur Frucht, die normalerweise durch die starke Beerenhaut geschützt ist.

Etwas Vergleichbares wie heuer hat es nach Angaben der Weinbauern zuletzt im Jahr 2003 gegeben, als eine extreme Hitzewelle Europa im Griff hatte. „Die Lese kommt immer früher“, beschreibt Hans Kusterer von den Esslinger Weingärtnern den allgemeinen Trend. Die Trauben seien dieses Jahr wahnsinnig gewachsen, das sei „erschreckend“, im positiven wie im negativen Sinne: „Es ist negativ, denn Ende August kann es auch noch 30 Grad haben, dann sind die Trauben so warm, dass die Maische zu schnell gärt.“

Momentan allerdings herrscht weitgehend Optimismus: Einen guten bis sehr guten Jahrgang erwarten die Weingärtner rundum. Die Lese wird an den Esslinger Steillagen voraussichtlich Ende August, Anfang September beginnen - sehr viel früher als die vergangenen Jahre. Hans Kusterer erklärt, warum: „Warten wir mit der Lese zu lange, dann steigen die Oechslegrade und somit steigt auch der Alkoholgehalt zu stark an. Den Wein können wir dann nicht oder nur sehr schlecht verkaufen.“ So wie die Oechsle steigen, so fällt der Säuregehalt. „Der darf nicht zu sehr sinken, sonst schmeckt der Wein fad - wir sagen immer: ,wie eingeschlafene Füße’“. Irene Strifler und Pia Hemme