Kirchheim

Ohne Punkt und Komma

Götz Frittrang listet eine „Wahnvorstellung“ nach der anderen im Kirchheimer Club Bastion auf

Vor begeistertem Publikum redet Götz Frittrang schnell, viel, direkt und zugespitzt.Foto: Sabine Ackermann
Vor begeistertem Publikum redet Götz Frittrang schnell, viel, direkt und zugespitzt.Foto: Sabine Ackermann

Kirchheim. Was Götz Frittrang in gut zwei Stunden von sich gibt, spricht vielen aus der Seele und hat einen großen Wiedererkennungswert. Kaum jemand in der gut gefüllten Bastion, egal ob weiblich oder

Sabine Ackermann

männlich, wo lachend feststellen musste: Ja, genau so war oder ist es. Klug gewählt, nennt der stattliche Anzugträger sein Programm „Wahnvorstellung“, ein Titel, aus dem man so ziemlich alles rausholen oder gar unterschieben kann. Insofern fehlt der rote Faden in Götz Frittrangs absonderlichen Welt der Menschen, Schwaben und Haustiere. Nicht von ungefähr hat der noch 39-Jährige etliche Preise und Auszeichnungen abgeräumt, darunter – wie passend – das Passauer Scharfrichterbeil.

Ob Kokolores, dummes Zeug, bitterböser Witz, gefälliger Humor bis hin zu tagesaktueller Politik, dem Kabarettisten graust es vor nichts, nicht mal vor dem „Gelben Sack“ oder Ökostrom. Dieser sei bei Weitem nicht so öko, wie man denkt. Besonders Vögel hätten es mit der Energiewende schwer: Windräder häckseln Vögel kaputt und Wasserturbinen schreddern Fische, habe er gelesen. Und bevor sie es merken seien die Piepmätze auf den Solarplatten verbrutzelt. Oder welche Maßnahme hinterlässt nun wirklich den kleinsten ökologischen Fußabdruck? Äpfel, die mit Tankern aus Neuseeland kommen, oder solche aus Deutschland, die unter hohem Energieaufwand monatelang bis zum Verkauf in künstlichem Kälteschlaf gelagert werden? Verlange man aber herrisch „deutttsche Äpfffel“ nach Diktator-Art, werde das auch wieder falsch verstanden.

Auch dachte er jahrelang, er tue Gutes, wenn er seine Klamotten in die Altkleidersammlung gebe. „Doch glaubt ihr wirklich, dass jemandem aus Afrika eure Klamotten passen oder sich ein Kindersoldat über den Spruch: „Bier formte deinen wunderschönen Körper“ freut? Und weiter geht’s mit dem Ausmisten der Isis-Zellen. Entlasten die deutschen Dschihad-Kämpfer immerhin die Hauptschulen, plädiert er für den Abwurf von Pornos statt Splitterbomben. So malt sich die studierte Plaudertasche in seiner Fantasie aus, anstelle 40 000 Euro teurer Raketen zum Beispiel Marzipanriegel über den Kampfgebieten auszustreuen oder mindestens 15 Jahre lang Pornohefte. Mache das eine glücklich und zufrieden, müssten sich die Kämpfer alle mit einer Sehnenscheidenentzündung rumplagen, könnten somit nicht mehr schießen, sorgt Götz Frittrang abermals für Lacher, um anschließend sofort wieder ernst zu werden: „Macht man allerdings in einer Fernsehdiskussion einen solchen Vorschlag, wird dieser als verrückt angesehen: Also werfen wir stattdessen lieber Splitterbomben.“

Dann widmet sich der in Friedrichshafen am Bodensee aufgewachsene Wahl-Bamberger einprägsamen Werbe-Filmchen, beschreibt präzise das unterschiedliche Verhalten von Katzen und Hunden und führt sein begeistertes Publikum selbstironisch in weniger anspruchsvolle, allerdings urkomische Humorregionen. Ob Hosenkauf mit Mutti, was angesichts seiner Übergröße kein leichtes Unterfangen sei, oder der Aufdruck auf der Toilettenpapier-Tasche, als wäre der weithin sichtbare Slogan „Dick und Durstig“ dem Träger gewidmet. Sich Luft zu machen, dafür gebe es Gründe genug. Ein Brüller auch „Werthers Echte“, von denen Oma immer welche „mit Fell“ in ihrer „Schwarzes-Loch-Tasche“ habe, da sie das Papier stets vorher entferne: „Dann knistert‘s nicht in der Kirche“. Oder sein Baby-Brei-Idol „Claus Hipp“, für ihn der ideale Bundespräsident. „Dafür stehe ich mit meinem Namen“, allein dieser Satz berechtige ihn für dieses Amt. Ein äußerst vergnüglicher Abend, weil Götz Frittrang viel Wahres zu berichten wusste.