Kirchheim

Ohne Schultüte geht es nicht

Schulanfang Jetzt geht es für viele Kinder zum ersten Mal in die Schule. Dabei werden die Abc-Schützen von ihren bunten, oft selbst gebastelten Zuckertüten begleitet. Von Anna-Leah Gebühr

Der große Tag ist da: Viele Kinder sitzen heute mit ihren bunten Schultüten erwartungsvoll bei der Einschulungsfeier.Archiv-Bild
Der große Tag ist da: Viele Kinder sitzen heute mit ihren bunten Schultüten erwartungsvoll bei der Einschulungsfeier. Archiv-Bild: Carsten Riedl

Was hilft besser, aufgeregte Kinder zu beruhigen, als etwas Süßes? - Eine ganze Tüte voller Süßigkeiten. Bei einem spannenden ersten Schultag werden sie auch sicher gebraucht.

Während im Internet so manche Luxus-Tüten mit Filzüberzug und patentiertem Design angeboten werden, bleibt in Kirchheim und Umgebung der Hang zum Selbermachen. Karin Doll vom Schreibwarengeschäft Wall am Markt erzählt, dass viele sich als Starthilfe den „Korpus“ der Tüte kaufen. Denn aus Pappe eine schöne Tüte zu formen, ist gar nicht so einfach. Manche haben schon oben den Filzrand, mit dem sich die Tüte verschließen lässt, andere warten noch auf den bunten Filz- oder Krepppapierverschluss. Verziert und gebastelt wird dann aber selbst, oft zusammen mit den Kindern im Kindergarten. Die Tüte muss bunt sein. Mit ausgeschnittenen Motiven und Aufklebern wird aus der schlichten Form ein Prinzessinnenschloss, ein Schiffswrack mit einem tollen Schatz oder eine fröhliche Blumenwiese.

Außerdem beliebt sind Schultüten, die zum neuen Schulranzen passen. Dann geht es mit dem vollständigen und glänzenden Set morgens los. Und damit sich niemand am großen Tag der Einschulung alleine fühlt, gibt es kleinere „Geschwistertüten“. Auch sie werden gerne gekauft. So können die kleinen Brüder und Schwestern sich ein bisschen auf den Tag freuen, obwohl es dann zu Hause in Zukunft langweiliger wird.

Insgesamt habe sich der Trend über die letzten Jahre hinweg nicht wesentlich geändert, erzählt Karin Doll. Die meisten Kirchheimer scheinen die klassische Süßigkeitentüte zu bevorzugen.

Auch Ulrike Lörintz vom Schafhof-Kindergarten beobachtet das. Viele Eltern basteln gemeinsam im Kindergarten. Dabei bleibt es bei der klassisch-spitzen Schultütenform. Die Motivtrends sind jedoch „von Jahr zu Jahr anders“. Dieses Jahr geht es öfter auch in Fantasiewelten: Neben den bewährten Motiven mit Pferden und Rittern sind auch schillernde Einhörner und starke Drachen beliebt. Mit diesen Begleitern kann man dann jede Schwierigkeit am ersten Schultag meistern.

Im Rauner-Kindergarten beobachtet man allerdings einen Wandel der Schultüten-Trends. Früher gab es mal Schultüten-Bastelkurse, jetzt treffen sich nur noch einige Eltern zum gemeinsamen Basteln. Der Kindergarten organisiert die Treffen nicht mehr. Obwohl selbst gebastelte Tüten toll sind, kaufen viele die bunten Gefährten für ihre Kinder. Vor allem die Zeitersparnis ist ein wichtiger Grund dafür. Und wenn man Schultüten im Internet bestellt, geht es noch schneller.

Zuckertüten gibt es schon ziemlich lange, vermutlich seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie kommen aus Thüringen und Sachsen, heute gibt es sie in ganz Deutschland. Nach und nach breiteten sie sich auch nach Österreich und in die Schweiz aus. Bekannt wurden die bunten Kostbarkeiten unter anderem durch ein im Jahr 1852 erschienenes Kinderbuch. Der Geschichte zufolge pflückten Lehrer die Tüten für brave Schüler, und zwar von einem besonderen Zuckertütenbaum, der in der Schule wächst.

Seitdem hat sich die Form der Schultüten nur wenig verändert. Trotzdem gibt es Innovationen, wie etwa spezielle Spitzen, die das Abknicken der Tüte verhindern. Manche Tüten haben auch blinkende Lichter. Aber solange Süßigkeiten drin sind, sind alle super.