Kirchheim

„Ohne solche Braut kann man keine Musik machen“

Veranstaltung Rudolf Guckelsberger liest über die „schwierige Liebe“ von Clara und Robert Schumann.

Kirchheim. Rudolf Guckelsberger in Kirchheim vorzustellen erübrigt sich. Der Sprecherzieher, Sprecher und Moderator ist regelmäßiger Gast in der Buchhandlung Zimmermann. „Sein Name allein garantiert ein volles Haus“, stellt Filialleiterin Sibylle Mockler bei der Begrüßung fest. Diesmal hat er Texte mitgebracht, die von der lange „verbotenen Liebe“ zwischen Clara und Robert Schumann handeln, gespickt mit Musik.

Das „Zusammenspiel“ zwischen Text und Musik hat Guckelsberger schon in früheren Programmen thematisiert. Bei Clara und Robert Schumann bekommt es einen besonderen Reiz: Es ist eine schwierige, leidenschaftliche, außergewöhnliche Liebesgeschichte. Dazu lieferte Guckelsberger zuerst die nötigen Hintergrundinformationen: Robert Schumann, geboren 1810 in Zwickau, fällt schon früh durch seine musikalische Begabung, vor allem am Klavier, auf. Beruflich war für ihn die Juristenlaufbahn vorgesehen. Doch er gerät immer wieder aus der Spur und sucht Trost im Alkohol. 1830 gibt er das Jurastudium auf und wird Schüler des renommierten Leipziger Musikpädagogen Friedrich Wieck.

Wiecks Tochter Clara ist zehn Jahre alt, als Robert bei der Familie einzieht, er ist 19. Sie tritt als Wunderkind schon solistisch auf und wird von Robert bewundert. Von Liebe kann in diesem Alter natürlich nicht die Rede sein. Er war mehr ihr Märchenonkel. Das sollte sich ändern: 1834 „geschieht“ dann der erste Kuss. Der Vater war heftig gegen diese Zuneigung und hatte gute Gründe dafür. Der Alleinerzieher hatte seine ganze Energie in die Solokarriere seiner Tochter gesteckt. Ein Schwiegersohn Robert Schumann war für ihn unvorstellbar: ein Mann ohne berufliches Ziel, dem Alkohol zugeneigt, kurzzeitiger Verlobter einer anderen Frau. Robert Schumann war frauen- wie männererfahren, eine Christel spielte eine große Rolle und auch eine homoerotische Freundschaft mit dem früh verstorbenen Pianisten Ludwig Schuncke, mit dem er die „Neue Zeitschrift für Musik“ gründete.

Clara scheint von allen Einwänden unberührt. Robert ist ihr Auserwählter. Die vom Vater bewirkte räumliche Trennung löst einen Briefwechsel der beiden Liebenden aus, der seinesgleichen sucht. Es sind nahezu 500 Briefe, aus denen Guckelsberger zitiert. Der Kampf mit Vater Wieck wird dann sogar juristisch ausgetragen, bis das höchste Gericht grünes Licht für eine Hochzeit gibt. Sie findet am 21. Geburtstag Claras statt. Es scheint so, als habe die erzwungene Trennung einen Kreativitätsschub bei Robert Schumann bewirkt. Im „Liederjahr“ 1840, in dem er wie im Rausch 150 Lieder schreibt, jubelt er: „Ohne solche Braut kann man auch keine solche Musik machen.“

Guckelsberger beweist wieder seine ganze Meisterschaft im Lesen. Der Briefwechsel, ein Höhepunkt romantischer Sprach- und Briefkultur, erblüht in voller Pracht. Aber auch Vater Friedrich Wiecks bitterböse Ausführungen vor Gericht gehen bei dieser Präsentation unter die Haut. Die eingestreuten Musikbeispiele sind Kommentar und Auflockerung zugleich.Ulrich Staehle