Kirchheim
PCR-Test gesucht – und in Kirchheim gefunden

Corona Wenn der Schnelltest positiv ist, ein Familienmitglied erkrankt ist oder die Warn-App auf Rot schaltet, haben Betroffene Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test. Den gibt es an verschiedenen Stellen. Von Bianca Lütz-Holoch

Es ist eine kleine Odyssee, die eine Mutter aus Kirchheim auf der Suche nach einem PCR-Test für ihren Sohn zurückgelegt hat. Dabei lag die Lösung quasi vor der Haustür.

Angefangen hat alles damit, dass auf dem Kindergarten-Schnelltest ihres Vierjährigen ein zweiter Strich aufgetaucht ist. Klar war deshalb: Ein PCR-Test muss her. Ihr erster Gedanke war,  den Kinderarzt anzurufen. „Dort bin ich ewig nicht durchgekommen“, berichtet die Mutter. Per Mail bekam sie dann die Info, dass die Praxis keine PCR-Tests durchführt. Stattdessen erhielt sie einen Code und den Hinweis, sie solle damit zum Corona-Abstrichzentrum (CAZ) nach Wernau fahren. „Nach den Horrorgeschichten über mehrstündige Wartezeiten hatte ich da aber größte Bedenken“, gibt die Mutter zu. Denn sie hätte nicht nur ihren Vierjährigen im Auto bei Laune halten müssen, sondern auch die beiden jüngeren Kinder.

 

„Wir sind ebenso wie das CAZ in Wernau vom Gesundheitsamt zur Durchführung von PCR-Tests beauftragt.
Walter Brackenhammer
Mitbetreiber des „CoviMedical“-Testcenters in Kirchheim
 

Es folgten Internet-Recherchen und Ausharren in diversen Telefon-Warteschleifen. „Irgendwann wurde ich aufgefordert, eine Corona-Schwerpunkt-Kinderarztpraxis aufzusuchen“, berichtet die Mutter. Dort kassierte sie jedoch eine weitere Absage. „Es hieß, dass sie dort nicht auch noch fremde Kinder testen können.“

Eine Nachbarin hatte schließlich den rettenden Tipp. Denn kostenlose PCR-Tests laut Corona- Testverordnung nimmt nicht nur das CAZ in Wernau vor. Angeboten werden sie von insgesamt zwölf privaten Testanbietern im Kreis Esslingen – unter anderem vom „CoviMedical“-Testcenter in Kirchheim in der Paracelsusstraße und in der Kornstraße.

„Wir sind ebenso wie das CAZ in Wernau vom Gesundheitsamt zur Durchführung von PCR-Tests beauftragt“, sagt Mitbetreiber Walter Brackenhammer. Das heißt: Wer beispielsweise einen positiven Schnelltest oder eine rote Corona-Warn-App vorweisen kann, bekommt dort einen kostenlosen PCR-Test. Bei Schülern sei es ideal, wenn Lehrer im Fall eines positiven Schnelltests gleich einen Handzettel mitgeben, schlägt Haydar Barcin, ebenfalls Mitbetreiber des Testcenters, vor. Eine unkomplizierte Lösung wünscht er sich  für die Zukunft auch von den Arztpraxen. „Mit den Codes, die viele Ärzte aktuell vergeben, können wir nichts anfangen“, bedauert er.

Kürzere Wartezeiten im CAZ 

Unter den gleichen Voraussetzungen, zusätzlich aber auch mit dem von Ärzten vergebenen Code, nimmt das CAZ in Wernau kostenlose PCR-Tests vor. „Ein Großteil der Menschen kommt zu uns, weil ihr Schnelltest positiv war“, sagt Marc Lippe, 

Was die langen Wartezeiten angeht, hat Marc Lippe gute Nachrichten. „Wir haben gewaltig an der Organisation geschraubt“, sagt er. Zum einen würden Formulare jetzt schneller per QR-Code erfasst. Außerdem gibt es zu Spitzenzeiten drei Testlinien statt zwei. „Damit verkürzen wir die Wartezeiten enorm.“ Rund 30 bis 40 Autos stehen in der Regel in der Warteschleife. „Das entspricht etwa 30 bis 40 Minuten Wartezeit.“ Zu Spitzenzeiten müsse man zurzeit ungefähr eine Stunde warten.

 

„Leider sind bei uns aktuell fast 50 Prozent der PCR-Tests positiv.
Marc Lippe
Geschäftsführer der Malteser Bezirk Neckar-Alb, die das CAZ in Wernau betreiben.
 

Auf ein System mit Anmeldung umsteigen möchte Marc Lippe nicht. „Wir sind die einzigen im Kreis Esslingen ohne Terminvergabe. Das macht unser Angebot so niederschwellig“, sagt er. Nach stundenlangem Warten abends ohne Testung heimgeschickt wird übrigens niemand. „Wenn die Kapazitäten zu Ende gehen, schließen wir das Tor“, erläutert er. „Das kann auch schon um 15 oder 16 Uhr sein.“ Rund 200 bis 300 Tests gehen im CAZ pro Tag über die Bühne. „Leider sind aktuell fast 50 Prozent positiv“, sagt Marc Lippe.

Für die Mutter und ihren Sohn ist alles gut ausgegangen. Eineinhalb Tage nach dem Abstrich im Testcenter in der Paracelsusstraße lag das Ergebnis vor: negativ. Die Aufregung davor würde die Kirchheimerin anderen aber gerne ersparen. „Es wäre schön, wenn man auch beim Kinderarzt oder über andere Kanäle entsprechende Infos erhielte“, sagt sie.

 

Wer bekommt einen kostenlosen PCR-Test?

Personen ohne Symptome haben nach der Coronatestverordnung Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test, wenn sie Kontaktpersonen von Infizierten sind, eine rote Warnung durch die Corona-Warn-App erhalten haben, einen positivem Schnelltest hinter sich haben oder sie vor der Aufnahme in eine Rehaklinik, in ein Pflegeheim oder vor einer ambulanten Operation stehen. Entsprechende Nachweise müssen vorgelegt werden, etwa eine Bescheinigung der Schule, ein positiver Schnelltest oder den Befund eines Familienmitglieds.

Bei Symptomen können sich Betroffene kostenfrei einem PCR-Test in einer von über 40 Corona-Schwerpunktpraxen im Kreis sowie bei Haus- und Kinderärzten unterziehen. Oftmals sind die Praxen aber überlastet.

Ins CAZ nach Wernau dürfen diejenigen, die Corona-Symptome haben streng genommen nicht fahren. „Offiziell muss man sich dann an eine Corona-Schwerpunktpraxis wenden“, sagt Marc Lippe. Wirklich kontrollieren lässt sich das aber nicht.

Auch bei „CoviMedical“ in Kirchheim sind allein Symptome kein Grund, um einen kostenlosen Schnelltest zu bekommen. „Aber man kann ja erst einen Schnelltest machen – und wenn der positiv ist, folgt der PCR-Test“, so Mitbetreiber Walter Brackenhammer. Von den Hygienestandards her sei das kein Problem.

Alle anderen müssen ihre PCR-Tests selbst bezahlen. Das ist etwa der Fall, wenn jemand ungeimpft ist und eine Dienstleistung wahrnehmen möchte. Je nachdem, wie schnell das Ergebnis vorliegen soll, fallen dafür Kosten zwischen 55 und 150 Euro an. bil

Weitere Infos zu den Testanbietern gibt es online unter www.landkreis-esslingen.de