Kirchheim
Personalmangel: Viel Frust bei Kita-Eltern

Betreuung In den Kitas der Stadt Kirchheim kommt es wegen Personalmangels immer wieder zu Teilschließungen. Viele Eltern sind mit ihrer Geduld am Ende. Von Antje Dörr

„Tut uns leid, wir können die nächsten Freitage nur 15 statt 30 Kinder betreuen“. Solche oder ähnliche Sätze können viele Kirchheimer Kita-Eltern allmählich nicht mehr hören. Personalmangel zwingt die Stadt immer wieder zu Teilschließungen ihrer Kindertagesstätten, um den Mindestpersonalschlüssel nicht zu unterschreiten. „Seit der Pandemie kommt es gehäuft vor, aber das gab es auch schon vorher“, sagt Janina Dusza, zweite Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Kirchheimer Kitas (GEB). Durch Corona sei ein Problem, das schon lange vorherrsche, ans Tageslicht gekommen. „Es klemmt, und das schon über Jahre hinweg.“

Warum es klemmt, dafür gibt es unterschiedliche Erklärungen. Eine Erklärung, die der GEB und auch andere Beobachter vorbringen, lautet: Es fehlt der „Puffer“, um Krankheitsausfälle und ähnliche unvorhersehbare Ereignisse abzufedern. „Die Stadt Kirchheim liegt beim Personalschlüssel relativ am unteren Ende“, sagt Janina Dusza und bezieht sich damit auf die Zahl der Personalstellen, die vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) vorgeschrieben sind. „Es ist natürlich eine Kostenfrage, mehr als das Mindeste einzustellen“. Leisten sich Städte oder Gemeinden mehr Erzieherinnen, als vom KVJS gefordert, greift die Landesfinanzierung nicht. Der „Puffer“ muss also aus eigener Tasche bezahlt werden. Auf Anfrage teilt die Stadt mit, der geforderte Mindestpersonalschlüssel werde aktuell in allen Einrichtungen erreicht, unter anderem durch den Einsatz von Springkräften. Von einer Überschreitung ist nicht die Rede.

Eine weitere Erklärung lautet: Es gibt einfach zu wenig Erzieherinnen. In einem Brief an Eltern des Reußensteinkindergartens schreibt Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader im Juli, die Stadt Kirchheim spüre den Fachkräftemangel in den pädagogischen Tätigkeitsfeldern. Eine Ganztagsgruppe im Käppele-Kindergarten kann voraussichtlich erst im November an den Start gehen, weil vorher nicht genügend Erzieherinnen vorhanden waren. Aktuell müssen sich die Eltern dort mit Verlängerten Öffnungszeiten begnügen. „Eltern, die ihre Kinder woanders ab- und dort angemeldet haben, um mehr Betreuungszeit zu bekommen, gucken jetzt in die Röhre“, sagt eine Mutter.

Dass es pandemiebedingt Teilschließungen gegeben hat und gibt, bestreitet die Stadt nicht. Von 19 Kindertageseinrichtungen sei es in sieben aufgrund des Regelbetriebs unter Pandemiebedingungen zur Kürzung von Öffnungszeiten gekommen, sagt der Sprecher der Stadt Kirchheim, Robert Berndt. Mittlerweile erfolge jedoch nach und nach die Rückkehr zu den ursprünglichen Öffnungszeiten. Anders als in einigen Umlandkommunen habe die Stadt jedoch nicht flächendeckend Betreuungszeiten kürzen müssen. Auch habe die pandemiebedingt erlaubte Unterschreitung des Mindestpersonalschlüssels nicht in Anspruch genommen werden müssen. 

Für die Eltern ist das ein schwacher Trost. Die Auswirkungen des Personalmangels für Eltern, Kinder und Erzieherinnen seien gravierend, sagen Janina Dusza und Simone Demir vom GEB. Was den Eltern am meisten aufstoße, seien die kurzen Zeitspannen, sagt Janina Dusza. „Wenn ich die E-Mail über die Teilschließung morgens um 7 bekomme, und ich muss um 7.30 Uhr arbeiten, habe ich ein Problem“. Teilweise seien Eltern an der Tür abgefangen und gefragt worden, ob sie ihr Kind wieder mit nachhause nehmen können. Für das bestehende Personal in den Kitas sei die Belastung enorm, nicht zuletzt deshalb, weil die Kitas reine Aufbewahrungsorte geworden seien, sagt Simone Demir. „Die Bildung gerät völlig in den Hintergrund. Schulbesuche, Projekte mit den Vorschulkindern, es wurde alles zurückgefahren“, sagt die GEB-Vorsitzende. 

Ins gleiche Horn stoßen auch Eltern aus dem Reußensteinkindergarten, die sich im Juli nach einem „massiven personalen Engpass“ in einem Brief an Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader gewandt haben. „Gemeinsame Ausflüge, altersspezifische Arbeitsangebote und -schwerpunkte, außergewöhnliche Aktivitäten oder pädagogische Arbeit mit Einzelnen sind für die Mitarbeiterinnen kaum realisierbar, wenn so massiv Stellenanteile fehlen“, heißt es in dem Brief. Die Sorge der Eltern gilt neben der Förderung ihrer Kinder auch der Gesundheit der Erzieherinnen. Der Kindergarten brauche dringend festangestelltes pädagogisches Personal.