Kirchheim

Fall Julia: Es war kein Verbrechen

Gewissheit Bei der gestern in Oberlenningen gefundenen Leiche handelt es sich um die 16-jährige Julia aus Remshalden. Dies hat die Polizei am Morgen bestätigt. Auf Grund der Gesamtumstände und des Ergebnisses der heute durchgeführten Obduktion ist von einem Suizid auszugehen. Fremdverschulden wird ausgeschlossen. Von Iris Häfner

Passanten haben zur Erinnerung an Julia in Oberlenningen eine Kerze aufgestellt. Foto: Marcel Heckel

Lenningen. Es ist traurige Gewissheit: Julia ist tot. Die ganze Region um die Teck trauert um die seit dem 24. Januar vermisste 16-jährige Jugendliche aus Remshalden. An ihrem Schicksal nahmen viele Menschen Anteil. Es war und ist Gesprächsthema nicht nur in Oberlenningen, sondern auch im gesamten Lenninger Tal und rund um Kirchheim und Weilheim – egal ob im Supermarkt, beim Frisör, auf der Straße oder in der Schule.

Am Waldrand auf dem Bol in Oberlenningen war am Donnerstag ein Leichnam gefunden worden. Vieles deutete darauf hin, dass es sich um die junge Frau handelt. Seit der Obduktion steht fest: Es ist die vermisste 16-jährige Jugendliche. Tagelang hatte die Polizei im Bereich Lenningen gesucht, nachdem sich Hinweise ergeben hatten, dass sie sich dort aufhalten könnte. „Im Rahmen der Suchmaßnahmen hatte ein Passant am Donnerstag, kurz nach 10 Uhr, in unwegsamen Gelände Gegenstände entdeckt und die Einsatzkräfte angesprochen. Eine Überprüfung ergab, dass es sich um Gegenstände aus dem Besitz der Vermissten handelt“, teilt die Polizei in ihrer Pressemitteilung mit. Schließlich wurde die tote Jugendliche in der Nähe aufgefunden. „Auf Grund der Gesamtumstände und des Ergebnisses der am Freitag durchgeführten Obduktion ist von einem suizidalen Geschehen auszugehen. Ein Fremdverschulden ist auszuschließen“, stellt die Polizei klar.

Aus diesem Grund löst sich auch die schnell gegründete 35-köpfige Sonderkommission der Polizeipräsidien Reutlingen und Aalen auf. Die Ermittlungen zu den Hintergründen und den genauen Todesumständen dauern jedoch noch an.

Wie fieberhaft die Polizei nach den Todesumständen des Mädchens gesucht hat, war im Ort nicht zu ignorieren. Scheinwerfer erhellten in der Nacht den gut sichtbaren Fundort am Hang. Tagelang wurde öffentlich nach der Jugendlichen gesucht. Das alles ging an Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorbei. „Die ganze Woche schon treibt das unsere Kinder um“, sagt Dunja Salzgeber, Rektorin der Karl-Erhard-Scheufelen Realschule in Lenningen. Die Schülerinnen und Schüler haben ihre Ängste artikuliert. In der ersten Stunde waren gestern alle Klassenlehrerinnen und -lehrer bei ihren Schülerinnen und Schülern, um Raum und Zeit zu geben für den Diskussionsbedarf. Erschwerend kam hinzu, dass von vielen Schulzimmern die Kinder und Jugendlichen die Aktivitäten der Polizei am Donnerstag am gegenüberliegenden Hang sehen konnten.

Die Julius-von-Jan-Kirchengemeinde Lenningen bietet am Freitag, 3. Februar, um 18 Uhr in der St. Martinskirche in Oberlenningen eine Andacht an.

 

Info In der Regel berichten wir nicht über Suizid – es sei denn, der Fall hat besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wer sich in einer Ausnahmesituation befindet und Hilfe sucht, kann sich rund um die Uhr an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 08 00/1 11 01 11 wenden.
Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei die Bahngleise im Lenninger Tal ab. Foto: Marcel Heckel