Kirchheim

Probleme mit der EDV führen erneut zum Super-GAU

Auszählung Kirchheim kann die Ergebnisse der Gemeinderatswahl erst im Lauf des heutigen Dienstags liefern.

Kirchheim. „Warten auf Godot“ ist seit bald 70 Jahren der Inbegriff für Untätigkeit und lähmende Ungewissheit. Eins aber ist sicher: Die Theaterbesucher wissen, dass Godot niemals erscheinen wird. Im absurden Theater des irisch-französischen Nobel-Preisträgers Samuel Beckett hilft da auch der zweite Akt nicht wirklich weiter. Der ist eine Art „Déjà-vu“ des ersten Teils. Godot taucht beim zweiten Durchspielen ebenfalls nicht auf - wieder einmal.

Beim Warten auf Wahlergebnisse sieht das ganz anders aus: Im Gegensatz zu Godot, auf den man verlässlich vergebens wartet, hat man bei den Wahlergebnissen die Gewissheit, dass sie irgendwann eintreffen. Nur wann? So vertrödelt man in der Zeitungsredaktion wertvolle Zeit mit Untätigkeit, bis zu dem Moment, an dem Godot doch noch eintrifft.

Wer genau aber ist jener Godot? Bei Beckett wird das nie so richtig klar. Am Sonntag dagegen war die Antwort auf diese Frage in der Teckboten-Redaktion ganz eindeutig: Gewartet wurde auf die Europawahlergebnisse aus Kirchheim. Bis sie ankamen, lagen die Ergebnisse aus allen anderen 43 Kommunen im Landkreis schon vor. Grund für die Verzögerung in der Teckstadt war ein Briefwahlbezirk, dessen Auszählung nicht schnell genug vorankam.

Für Kirchheims Wahlamtsleiter Jochen Schilling war das jenes „Déjà-vu“, das er im Vorfeld unbedingt vermeiden wollte. Vor fünf Jahren war es ebenfalls ein Briefwahlbezirk gewesen, der für den größten anzunehmenden Unfall sorgte: Damals konnte das Ergebnis der Kirchheimer Gemeinderatswahl erst mit einem Tag Verspätung verkündet werden.

Insofern wäre Kirchheim für dieses Mal mit dem Schrecken vom Sonntag noch beinahe gut davongekommen. Dann aber folgte am gestrigen Montag umgehend das zweite „Déjà-vu“ für den Wahlamtsleiter. „Wir haben massive EDV-Probleme“, sagte Jochen Schilling gestern Nachmittag. „Seit 9 Uhr werden wir alle zehn Minuten vom Server getrennt. Das wirft uns sehr stark zurück.“

An den Auszählern lag es gestern also nicht, sondern an der Elektronik: „Die Stimmzettel sind alle geprüft. Wir müssen die Stimmen nur noch ins System eingeben, aber dafür sind wir auf das Programm angewiesen.“ Immerhin war es nicht komplett ausgefallen, sondern lief zumindest mit halber Kraft. Das wiederum führte zur offiziell angeschlagenen Meldung an der Tür zum großen Sitzungssaal: „Aufgrund von EDV-technischen Problemen ist vor 20 Uhr nicht mit Zwischenergebnissen zu rechnen.“ Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Was bleibt als Trost? Kirchheim hat den Beweis für die Gültigkeit von „Murphy’s Law“ erbracht. Dieses „Gesetz“ besagt: „Alles, was nur irgendwie schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“

Wichtig ist dabei auch, dass niemand so richtig was dafür kann. Jochen Schilling sagt dazu: „Wir haben ein halbes Jahr lang alles vorbereitet und getestet - und dann gibt es am entscheidenden Tag Probleme mit dem lokalen Server.“ Dieses Problem führte schließlich noch vor 20 Uhr zur endgültigen Mitteilung: „Ergebnisse gibt es erst am Dienstag.“ Der Super-GAU von 2014 hat sich also wiederholt.

Folglich hilft allen, die wissen wollen, wie sich der neue Gemeinderat zusammensetzt, nur noch das deutsche Liedgut weiter, wo es - in Bezug auf unsere heutige Dienstagsausgabe wie auch auf das Kirchheimer Gemeinderatswahlergebnis - leicht abgewandelt heißt: „Einmal werden wir noch wach, dann ist’s unter Dach und Fach.“ Andreas Volz