Kirchheim
Prosit Neujahr: Von Sinn und Unsinn im Umgang mit Feuer

Silvester Zum Jahreswechsel gab es in und um Kirchheim die Kunst der Pyrotechnik zu bewundern. Die Unvernunft einzelner Menschen hielt aber auch zu die Besatzungen von Einsatzfahrzeugen auf Trab. Von Andreas Volz

Man hätte wieder einmal die Uhr stellen können nach Kirchheims Feuerwerkern: Pünktlich zur Mitternachtsstunde ging das ganz große Feuerwerk los. Alles, was sich bis kurz zuvor abspielte, fällt unter die Kategorien „Vorgeplänkel“ und „Warmschießen“. Vom erhöhten Beobachtungsposten aus war eine merkliche Zunahme an Raketen erst zu verzeichnen, als das alte Jahr in seine letzten drei Minuten ging. Es war also noch später als die sprichwörtlichen fünf Minuten vor zwölf.

Was es auch zu konstatieren gibt: Die Menge der Raketen scheint etwas nachgelassen zu haben – auch wenn es beim Verkauf keine Einschränkungen mehr gab. Dafür aber hat die Qualität stark zugenommen. Was da an Leuchtkörpern in den Himmel stieg, ergoss sich anschließend in allen möglichen Farben und Formen. Leuchtkugeln, Funkenregen, riesige Feuerbälle – alles, was die Pyrotechnik hergibt, war an Kirchheims Nachthimmel zu bewundern. Immer mehr scheint die Welt des Feuerwerks auch zu glitzern und zu funkeln. Selbst bei der Geräuschkulisse gab es Veränderungen zu beobachten. Das traditionelle Knallen und Heulen wird zunehmend flankiert von einer Art Knistern, das sich für die Ohren als weitaus wohltuender erweist.

So schön kann Feuerwerk sein: Das zeigt dieses Foto, das in Weilheim entstanden ist.     Foto: Markus Brändli

Wenn es ums „Anschießen“ des Jahres 2024 geht, war die Pünktlichkeit der Kirchheimer auch für das Ende der großen Show bemerkenswert: Nach nicht einmal einer halben Stunde ebbte das Geschehen am Nachthimmel merklich ab, sodass auch das „natürliche Feuer“ wieder in aller Pracht zu sehen war: das Licht der Sterne. Weder Wolken noch Nebel noch der Pulverdampf behinderten die freie Sicht auf den Sternenhimmel.

Das Feuerwerksverbot innerhalb des Alleenrings schien – wie schon den vergangenen Jahren – weitgehend beachtet zu werden: Dort, wo die Innenstadt in all dem Feuerwerkstreiben zu vermuten war, blieb es überwiegend bei einem „schwarzen Loch“ inmitten des ganzen Lichterglanzes.
 

Bilanz von Feuerwehr und Polizei

Trotzdem war auch wieder einiges an Unvernunft zu verzeichnen: Zwar berichtet die Feuerwehr von einem „ruhigen Jahreswechsel“. Aber die Einsatzzahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 50 Feuerwehreinsätze gab es in 18 Kommunen im Landkreis – darunter auch in Kirchheim, Notzingen, Owen und Weilheim. Die meisten Einsätze habe es in Kirchheim und in Nürtingen gegeben. Die Feuerwehren im Kreis Esslingen „rückten zu brennenden Bäumen, Hecken, Feuerwerkskörperverpackungen, Papierhaufen sowie weiteren Kleinbränden aus“. Meistens hätten die Brände „Müllbehälter und Müllablagerungen“ betroffen. Auch „kleinere Hilfeleis­tungen“ hätten die Feuerwehren abzuarbeiten gehabt.

Die Polizei meldet rund 400 Einsätze für die Landkreise Esslingen, Reutlingen, Tübingen und den Zollernalbkreis: „Bei der überwiegenden Mehrzahl der Einsätze handelte es sich um Ordnungsstörungen teils erheblich alkoholisierter Personen, Ruhestörungen, Streitigkeiten und zur Anzeige gebrachte Sachbeschädigungen.“

In Weilheim, Wernau und Esslingen sind Einsatzkräfte der Polizei mit Feuerwerkskörpern beworfen worden, ohne dass es dabei zu Verletzungen kam. Über den Einsatz in Weilheim heißt es im Polizeibericht: Ab 0.15 Uhr „störte eine etwa zehnköpfige Personengruppe die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch vermehrte Böllerwürfe, unter anderem in Richtung eines Wohnhauses in der Brunnenstraße.“ Weil sie auf Platzverweise nicht reagierten, „wurden ein 17-Jähriger und zwei Heranwachsende in Gewahrsam genommen“. Dabei sei auch ein 13-Jähriger aufgefallen, der „eine Silvesterrakete gezielt in Richtung einer Streifenwagenbesatzung abfeuerte“. Während die Jugendlichen ihren jeweiligen Eltern übergeben wurden, verbrachten ein 18- und ein 20-Jähriger die Nacht in Arrestzellen.

Ein besonders prcähtiger Feuerball, wie es zum Jahreswechsel häufig zu beobachten war: Die Qualität des Feuerwerks hat zugenommen.      Foto: Andreas Volz

In der Ötlinger Halde kam es zu einem Schwelbrand in einem Altkleidercontainer, vermutlich durch Böller verursacht. In Notzingen wiederum machten sich unbekannte Täter an Silvester bereits gegen 20 Uhr an einem Altglascontainer im Falkenweg zu schaffen, den sie sprengten und dabei komplett zerstörten. Die Polizei schreibt dazu: „Durch die Wucht der Explosion wurde durch umherfliegende Teile eine mehrere Meter entfernte Gebäudefassade beschädigt. Der Gesamtschaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt.“ Das Polizeirevier Kirchheim hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht unter der Telefonnummer 0 70 21/50 10 Zeugen, die insbesondere Hinweise zu einem roten Kleinwagen geben können, der sich unmittelbar nach der Explosion in Richtung Ötlingen entfernt haben soll.