Kirchheim
Puzzles gehen durch die Decke

Trend Seit Beginn der Corona-Pandemie wird in vielen Haushalten gepuzzelt wie noch nie. Die Spielwarengeschäfte in Kirchheim berichten von anhaltenden Lieferschwierigkeiten der Herstellerfirmen. Von Heike Siegemund

Puzzeln ist seit Corona so beliebt wie nie: Sowohl Kinder als auch Erwachsene hat seit der Krise das Puzzle-Fieber gepackt. Diesen Trend spüren auch die Spielwarengeschäfte in Kirchheim. „Puzzles gehen durch die Decke. Der Markt ist annähernd leergefegt“, sagt beispielsweise Matthias Berny, Einkaufsleiter bei Spielwaren Heiges.

Die Lieferanten hätten deutliche Engpässe, seit der Puzzle-Boom mit dem ersten Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres ausgebrochen ist. Bei Spielwaren Heiges sind aktuell zwar noch Puzzles erhältlich, aber die Auswahl ist geringer als sonst. „Normalerweise haben wir sechs bis acht Regalmeter. Jetzt sind es noch zwei, und die Puzzles stehen relativ locker drin“, sagt Berny.

Vom vierjährigen Kind bis zum erwachsenen Profi, der sich an einer 3000 Teile umfassenden Version versucht, seien alle Altersklassen begeistert von dem Geduldsspiel. In der Krise „haben sich die Leute Alternativen einfallen lassen“. Auch Gesellschaftsspiele wie „Pictures“, das Spiel des Jahres 2020, seien besonders gefragt. „Hier sind die Stückzahlen unglaublich nach oben gegangen. Es wird einfach mehr gespielt“, ergänzt der Einkaufsleiter. Der Cocooning-Effekt, wonach man sich in das häusliche Privatleben zurückzieht, mache sich bemerkbar. Um sich in den eigenen vier Wänden zu beschäftigen, setzten die Familien nicht nur auf elektronische Medien, sondern verstärkt auch auf klassische Brettspiele wie zum Beispiel „Monopoly“.

Der Vorteil eines Puzzles im Vergleich zum Gesellschaftsspiel sei für viele, dass man sich damit alleine beschäftigen kann, während für ein Brettspiel mehrere Teilnehmer notwendig sind. Schließlich müssen die Kinder bei Laune gehalten werden, während die Eltern im Homeoffice arbeiten. Besonders gefragt sind bei Heiges Puzzles mit 1000 bis 1500 Teilen. Bei den Motiven hat Berny keinen speziellen Trend ausgemacht: Von Comicfiguren über Landschaftsmotive, Babybilder, Motive aus dem künstlerischen oder Fantasybereich bis hin zu Tierbildern sei alles vertreten. „Bis kurz vor Weihnachten und dem Lockdown ging alles. Da wurde das verkauft, was noch da war“, erzählt Berny - ganz nach dem Motto: „Hauptsache, ich habe noch ein Puzzle ergattert.“ Die Nachfrage nach dreidimensionalen Puzzles sei zwar auch stark gewesen, aber schwächer als bei den normalen Flachpuzzles.

Dies war auch im Kirchheimer Spielwarengeschäft Schad der Fall, wie Inhaberin Annette Schad bestätigt. Sie kann ebenfalls vom anhaltenden Puzzle-Trend berichten. Vor allem sogenannte Exit-Puzzles, die zusätzlich noch mit Rätseln versehen sind, werden in ihrem Geschäft stark nachgefragt. „Am besten liefen bei uns vor Weihnachten Puzzles mit 500 bis 1000 Teilen.“ Annette Schad kann die Puzzle-Welle absolut nachvollziehen: „Im Winter ist man sowieso verstärkt ans Haus gebunden - und jetzt in der Krise noch mehr. Was macht man, wenn man nicht groß rauskommt? Irgendwie muss man die Kinder ja beschäftigen“, betont sie. Ein Puzzle biete zu Hause einen schönen Zeitvertreib.

Brettspiele boomen auch

Einen Boom haben auch in ihrem Geschäft Brettspiele erlebt, ebenso Kartenspiele und Produkte von Lego. Auch mit Letzterem spielen nicht nur Kinder, sondern ebenso Erwachsene, sagt Annette Schad und verweist hier zum Beispiel auf spezielle Technikmodelle, die die Herzen vieler höherschlagen lassen. „An der Spitze stehen aber ganz klar die Puzzles“, verdeutlicht Annette Schad. „Im ersten Lockdown war es ganz extrem. Firmen wie Ravensburger waren ausverkauft. Ich selbst habe noch nie so viele Puzzles verkauft und hatte kaum mehr was da“, erinnert sie sich. Aktuell habe sie ein paar Neuheiten im Puzzle-Bereich erhalten; Lieferschwierigkeiten gebe es trotzdem noch.

Kirchheim bringt’s

Auch nach der Schließung des Einzelhandels Mitte Dezember hat Annette Schad noch Puzzles und weitere Spielwaren verkauft - einerseits über den Lieferservice „Kirchheim bringt’s“ des City Ring, andererseits hat sie auch selbst ausgeliefert. „Die Aktion ist wirklich eine gute Sache“, lobt Annette Schad das Engagement der Kirchheimer Einzelhandelsgemeinschaft. Trotzdem hatte sie Einbußen. „Die Situation ist nicht einfach“, konstatiert sie.

Bleibt die Frage: Hält der Puzzle-Trend weiterhin an? ­Annette Schad rechnet damit. Matthias Berny meint indes: „Wenn wir wieder öffnen und ein bisschen Alltag einkehrt, wird sich das Ganze auf normalem Niveau bewegen. Bei den Gesellschaftsspielen hält der Trend eher an.“