Kirchheim
Queens macht zu: Nach vielen „besten Tagen“ ist Schluss

Gastronomie Das Kirchheimer Restaurant schließt Ende des Jahres, bis Ende März gibt es noch Essen to go. Als Caterer und Foodtrucker bleiben Martin und Claudia Lehmann der Stadt aber erhalten. Von Thomas Zapp

Dem kanadischen Rockbarden Bryan Adams haben Claudia und Martin Lehmann etwas voraus: Adams hatte „The best Days of my life“ – die besten Tage seines Lebens – nur in diesem legendären Sommer ‘69. Das Kirchheimer Gastronomen-Ehepaar hatte die besten Tage ihres Lebens immerhin über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahre verteilt. So lange waren sie mit ihrem Restaurant „Queens“ in der Dettinger Straße in Kirchheim und mit diesen Worten verabschieden sie sich nun auf einer „Extra-Karte“ von Ihren zahlreichen Stammgästen. Die haben vor allem die Cocktails und das „Schwäbische Allerlei mit Roastbeef“ geliebt. 

Am 31. Dezember schließen die beiden den Restaurantbetrieb des Queens und am 31. März endgültig seine Türen. „In diesem Zeitraum gibt es bei uns noch Mittagstisch zum Mitnehmen“, sagt Martin Lehmann.

 

 Keiner sieht seine Kinder so viel und hat so wenig Zeit für sie.
 Martin Lehmann

 

Die drei Monate brauchen sie aber auch, um das Restaurant leer zu räumen und Platz für die Nachfolger zu schaffen. Die stehen mit den Betreibern des indischen Restaurants Ganesha in der Alleenstraße bereits fest. 

Für das Ehepaar und ihrer drei Töchter ist es aber mehr als eine Geschäftsaufgabe. Direkt über dem Restaurant hat die Familie anderthalb Jahrzehnte auch gewohnt, für die Kinder war der Gastraum gewissermaßen das erweiterte Wohnzimmer. „Wenn die mittags reinkamen, war die erste Frage: Gibt es Pommes?“, erinnert sich Claudia Lehmann lachend. Kein Wunder also, dass es mehr als „ein tränendes Auge“ gegeben hat, als der Entschluss feststand, das Lokal und die Wohnung darüber aufzugeben. „Wir sind von Herzen gerne Gastgeber“, sagt sie. Zumal immer wieder Stammgäste kommen und das Ende des Queens bedauern.

Die Gründe für diesen tiefen Schnitt im Familienleben haben auch mit den Preisentwicklungen der vergangenen Jahre und den aktuellen Energiepreisen zu tun. „Ab Januar zahle ich hier jeden Tag 130 Euro mehr für die Nebenkosten. Wie soll man das stemmen?“, sagt Martin Lehmann. Die Inflation kann er an seinen Preisen anschaulich machen. Als er und seine Frau 2009 mit dem Queens starteten, konnten sie das Mittagsmenü für 4,90 Euro anbieten. Heute nimmt er zehn Euro, und eigentlich sei das nicht genug, sagt der gelernte Koch. Hinzu kommt noch der leergefegte Arbeitsmarkt: Seit Monaten suchen sie vergeblich nach einem Koch oder einer Köchin.

Natürlich war da auch die Corona-Zeit, die alle Gastronomiebetriebe belastet hatte. Als der Pachtvertrag 2021 auslief, stellten sich die beiden erstmals die Frage, ob man noch weitermachen will. So richtig erholt hat sich das Geschäft auch in diesem Jahr nicht. 

Was die Entscheidung außerdem erleichtert hat, ist das Lebensmotto der Lehmanns: Sich alle fünf Jahre neu zu erfinden. „Nach fünf Jahren kam das Catering dazu, nach zehn Jahren der Foodtruck und jetzt nach weiteren fünf Jahren muss wieder irgendetwas Neues kommen“, sagt der 52-Jährige. Die Events, auf denen die Lehmanns mit dem „Wok Me“-Truck oder ihren Poffertjes-Stand, den holländischen Pfannkuchen, stehen, haben sich vom Rettungsanker zur Haupteinnahmequelle gemausert. Abgesehen davon haben sie auch eine Menge Spaß gebracht, etwa mit dem Gastspiel der „Goodbye-Deutschland“-Auswanderer Tommy und Kathrin Mermi-Schmelz. „Das können wir uns nochmal vorstellen“, sagt Martin Lehmann, dem dabei ein Lächeln über das Gesicht huscht. 

Lager mit Kochmöglichkeit

Dass die Trucks und das Restaurant parallel laufen, hat sich mit der Zeit jedoch als schwierig erwiesen: „Wir müssen auch im Lokal präsent sein“, sagt Claudia Lehmann. Die 44-Jährige freut sich für das kommende Jahr vor allem auf eins: Einen gemeinsamen Familienurlaub im Sommer. „Das kennen unsere Kinder gar nicht“, sagt sie. Aber als Familie seien sie immer zusammen gewesen. „Keiner sieht sich so viel und hat so wenig Zeit füreinander.“ Aber bereut haben sie beide nichts, da sind sie sich einig.

Der Teckstadt wird die Familie aber erhalten bleiben, der Umzug ins kleine Häuschen ist schon geplant. „Das war für unsere Kinder die Voraussetzung“, sagt der gebürtige Beurener lachend. Das Thema Catering und Foodtruck werden die beiden Gastronomen fortsetzen, dafür suchen sie noch eine Location mit Koch- und Lagermöglichkeiten im Raum Kirchheim. „Wir bleiben präsent“, sagt Martin Lehmann. Denn hier sollen noch viele „beste Tage“ folgen.​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​