Kirchheim
Rosenmontagssingen kommt gut an

Gaudi Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kenner hat zum Singen ins Kirchheimer Wachthaus eingeladen. Bei zahlreichen Party-Hymnen kennt die gute Stimmung keine Grenzen. Von Anja Schulenburg

Bunte Luftschlangen hängen von der Decke des altehrwürdigen Gebäudes, der Duft nach Essen liegt in der Luft, und jeder Platz ist belegt. Nach zweijähriger Corona-Pause hat der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kenner wieder zum beliebten Rosenmontagssingen ins Wachthaus eingeladen. Wüsste man es nicht besser, könnte man annehmen, in einer der schwäbischen Fastnachtshochburgen gelandet zu sein. Die Stimmung ist gut, die Gäste sind in Unterhaltungen vertieft und stärken sich noch mit Pizza und Rostbraten. Restaurantbetreiber Daniel Rau grinst zufrieden und zapft, als Mönch verkleidet, hinter der Theke. Seine Mitarbeiterinnen sorgen freundlich und schnell für die Besucher, sie scheinen den Trubel gewohnt zu sein.

In seiner Verkleidung als Kirchheimer Nachtwächter begrüßt „Anne“ Kenner schließlich seine Gäste und stellt das Ehepaar Sach vor, das er für die Musikauswahl sowie die musikalische Begleitung des Abends gewinnen konnte. Kenner verteilt Liedtexte und Rhythmusinstrumente und mit den Sätzen „Heut spara mr Energie, Heizung brauch mr heut koina. Ond denkad droa, wenns Personal nemme schaffa will, könnts au an de Gäschd liega, also sen freindlich ond singad laud mit“, gibt der beliebte Politiker den Startschuss zum Abheben: „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, ertönt Reinhard Meys Hymne, und dann schmettern die Anwesenden in der ehemaligen Polizeistube voller Inbrunst Songs von den Beatles über Conny Froboess bis hin zu Wolfgang Petrys Wahnsinn.

Eingespieltes Team

Schnell wird klar, dass Profis am Werk sind: Chorleiter und Bezirkskantor Ralf Sach und seine Frau Heike, die den Rosenmontag in Kirchheim dem Kölner Karneval vorzogen, treiben die Sänger und Sängerinnen in mehrstimmigen Passagen zu Höchstleistungen an. Das eingespielte Team, verkleidet als Blumenwiese, unterstützt mit witzigen Ansagen am Piano, aber auch eine Gitarre und ein Akkordeon kommen zum Einsatz.

Sabine und Jasmin aus Kirchheim, die die letzten beiden Sitzplätze ergattern konnten, sind begeistert. Die Stimmung kocht und einige schwingen sogar das Tanzbein. Zwischendurch gibt es immer wieder Pausen, in denen fleißig gelüftet wird. „Ihr könnt Euch übrigens sicher fühlen, denn wir haben unglaublich viele Gäste der Polizei und der Feuerwehr hier“, sagt Kenner lachend und deutet auf einige Polizisten im Lokal. Auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Rainer Arnold, der die Rosenmontags-Veranstaltung 2015 von Berlin nach Kirchheim brachte, ist vor Ort und singt begeistert mit.

„Bei dem folgenden Song muss ich immer an unseren Ministerpräsidenten denken“, grinst Kenner und stimmt „Mein kleiner grüner Kaktus“ von den Comedian Harmonists an. Auch Sach verbindet persönliche Vorstellungen mit einigen Songs, wie zum Beispiel das Heimkommen in „Country Roads“ von John Denver. „Immer, wenn ich nach einer langen Reise über den Rübholzer Hügel fahr, muss ich an diesen Song denken“, erklärt er augenzwinkernd und sorgt für zustimmende Lacher bei den Gästen, die den Text sogleich mitgrölen. Denn je später der Abend, desto lauter singt manch einer, und die Sachs zaubern einen Hit nach dem anderen aus ihrem Repertoire.

Drei Stunden Gaudi

Doch nach über drei Stunden gemeinsamen Singens hat dann doch alles ein Ende: Nach „Marmor, Stein und Eisen bricht“ und Marianne Rosenbergs Zugabe „Er gehört zu mir“ kehrt langsam Ruhe ein in der alten Kirchheimer Polizeistube. Tausendsassa Kenner, der, durch Events wie das Rosenmontagssingen, schon lange nicht mehr aus Kirchheims Kultur-, Jugend- und Musikszene wegzudenken ist, kündigt lachend das 12-Stunden-Rosenmontagssingen 2024 an und entlässt seine Gäste mit dem Nachtwächtersong in den Abend.