Kirchheim
Rudy Giovannini singt sich in die Herzen seiner Fans

Konzert Ob aus Luxemburg, Sachsen oder aus Jesingen: Die Anhänger des Tenors halten ihm seit 20 Jahren die Treue. Der „Caruso der Berge“ liebt die Nähe zum Publikum. 300 Fans kamen in die Gemeindehalle. Von Sabine Ackermann

Lange haben seine Freunde, wie Rudy Giovannini seine Fans aus nah und fern nennt, auf ihn gewartet. Nicht nur aus Jesingen waren die vorwiegend älteren Besucher gekommen, auch aus unterschiedlichen Nachbargemeinden, aber auch aus Stuttgart, Sachsen und Luxemburg sind einige angereist. „Ich komme direkt von zu Hause, aus Südtirol, das liegt zwischen Kirchheim und Afrika“, begrüßt Rudy Giovannini gutgelaunt die knapp 300 Besucher in der Jesinger Gemeindehalle. Man kennt
 

„Ich komme direkt aus Südtirol, das liegt zwischen Kirchheim und Afrika.
Rudy Giovannini

 

sich, man mag sich, da passt das schwungvolle „Bella Italia“ zur Einstimmung richtig gut.

Darauf folgen „Hör mein Lied Elisabeth“ sowie „La Montanara“, wunderschön intonierte Stücke, bei denen seine klassische Gesangsausbildung ganz besonders zum Tragen kommt. Die belegte der Tenor aus Südtirol an den Konservatorien von Bozen, Verona sowie bei Maestro Arrigo Pola in Moderna. Der italienische Opernsänger war vor allem als Lehrer von Luciano Pavarotti bekannt. Doch Rudy Giovannini gefällt auch, wenn er Geschichten und Witze erzählt und frei und frank ohne Starallüren mit dem Publikum plaudert. Da berichtet er zum Beispiel vom wochenlangen Dauerregen in der Toscana und scherzt: „Ein Mann ist deprimiert und guckt ständig durchs Fens­ter. Seine Frau befürchtet, wenn es so weiter regnet, muss sie ihn reinlassen.“ Humorvolles für zwischendurch – das kommt prima an. Nicht minder abwechslungsreich gestaltet er sein Musikprogramm, kündigt mit „Come on and dance“ etwas Schwungvolles an und sagt: „Jetzt schau’n wir mal, ob es euch gefällt.“ Immer in Bewegung mit kleinen Choreografien hakt er bei seinem aufmerksam zuhörenden Gegenüber nach, ob er seine Jacke ausziehen darf. Logisch, Rudy darf alles – schließlich kommt so seine neue maßgeschneiderte rote Wes­te besser zum Vorschein.

Die Verlobte sitzt im Publikum

Seine weiblichen Fans nehmen ihm nicht einmal den Titel krumm, der da heißt: „Ich such dringend eine Frau“. Eine nette Zuschauerin, die den Sänger durch und durch kennt, verrät wissend: „Das muss man nicht ernst nehmen, Rudy ist ja mit Franca verlobt, und die sitzt da vorne.“ Na, dann ist ja alles im grünen Bereich. „Wie geht’s euch mit der Müdigkeit? Darf ich noch was singen?“, möchte der Künstler immer wieder von seinem Publikum wissen. Was für ein Schlitzohr, ist er doch mitunter selbst ganz froh, dadurch ein bisschen runterkommen zu können.

Ballade für die Mama

Sehr zu Herzen gehen natürlich besondere Balladen wie „Warum bist du gekommen“, „Angel blue“ oder das berührende „Mama Rosa“. Das letztgenannte Lied hat er seiner Mutter Rosa, die seit vielen Jahren an Demenz leidet, gewidmet. Sehr persönlich, was er dann erzählt. Weitere Glanzlichter waren das Operetten-Medley, darunter Titel aus der Csárdás­fürstin, „Lagunenwalzer“, „Wolga­lied“ sowie sein neuester Ohrwurm „In mir lebt Amore“.

 

Fanclub Neckar-Alb

Für ihren „Caruso der Berge“ kommen sie nicht nur aus Jesingen oder den Nachbarkreisen, sondern auch aus Sachsen, Österreich, Luxemburg und Australien. Rund 55 Mitglieder zählt mittlerweile der Rudy-Giovannini-Fanclub Neckar-Alb, der am Sonntag, 2. April 2023, mit einem nächsten Konzert seines Idols in der Jesinger Gemeindehalle sein 20-jähriges Bestehen feiern möchte.
Marietta Reiß ist Fan der ersten Stunde. Es war 2002, als sie mit Freundinnen auf einem Konzert der Kastelruther Spatzen war, bei dem auch Rudy Giovannini einen Auftritt hatte. „Als ich ihn da zum ersten Mal hörte, war ich sofort total weg von seiner Stimme“, verrät die Kirchheimerin, die es begrüßt, dass der Südtiroler Sänger und Tenor aus Bozen auf seinen Konzerten immer live singt. „Es ist aber auch sein Charakter, seine natürliche Art und sein enger Bezug zum Publikum, der mir gefällt“, verrät Marietta Reiß, die ihn 2003 bei einem Konzert im Schwarzwald persönlich kennenlernen durfte. „Die Chemie zwischen uns hat sofort gepasst. Mittlerweile war ich auf über 400 seiner Konzerte, ich weiß genau, wann er welches Lied singt und kenne alle Texte auswendig.“ Mit zum harten Kern des Fanclubs gehören außerdem Carmen Reinold, Jutta Etzel sowie Marianne Ehler. Mit weiteren Mitwirkenden richten und schmücken sie die Jesinger Gemeindehalle und verwandeln die Bühne aus eigener Kasse in ein buntes Blumenmeer.
Sebastian Depling aus Neukieritzsch bei Leipzig singt jeden Titel seines Idols mit. Dem 37-Jährigen, der seit 2005 im Fanclub ist, gefällt alles von Rudy. Er sei mit ihm sogar schon gemeinsam auf der Bühne gestanden. „Der beste Sänger, den es gibt“, sagen Christine Söntgen und Heidrun Novak, die beide aus Pirna kommen und ebenfalls im schwäbischen Fanclub sind. ack