Kirchheim will Gas geben. Streng genommen handelt es sich zwar nicht um die Stadt, sondern um die „Energie Kirchheim“ (EnKi). Und streng genommen will die EnKi auch nicht das Gas liefern, sondern nur die Gasanschlüsse. Aber unter dem Strich bleibt die Botschaft für alle Schafhofbewohner: In knapp zwei Jahren könnte erstmals eine Gasleitung in ihr Wohngebiet führen. In sieben bis acht Jahren soll der Schafhof sogar flächendeckend über Gas verfügen.
Das war zumindest die Aussage der EnKi-Vertreter beim Informationsabend „Gasversorgung Schafhof“ im evangelischen Gemeindehaus. Das Angebot, eine Infrastruktur für Gas zu schaffen, ist allerdings an eine wesentliche Bedingung geknüpft: an die Wirtschaftlichkeit. Den beteiligten Unternehmen diese Wirtschaftlichkeit in Aussicht zu stellen, ist wiederum Sache der Einwohner.
Martin Zimmert, als Geschäftsführer der Stadtwerke auch Kaufmännischer Geschäftsführer der EnKi, rechnete den Schafhöflern vor, was von ihnen erwartet wird: „Wenn 50 Prozent der Bewohner in Betracht ziehen, sich in den kommenden 20 Jahren einen Gasanschluss legen zu lassen, dann rechnet sich das für die Netze BW.“
So klar diese Aussage ist, so unklar war den Schafhof-Bewohnern die praktische Bedeutung. Sie wollten wissen, wie verbindlich eine Interessensbekundung ausfällt. Daraufhin wurde Martin Zimmert deutlicher: „Der eine sagt jetzt vielleicht, er will den Gasanschluss sofort, für den anderen wäre es in zwei bis drei Jahren interessant, und wieder andere sagen, sie können sich das in fünf bis zehn Jahren vorstellen. Aus diesen Aussagen berechnet die EnBW die Wahrscheinlichkeit, in 20 Jahren auf 50 Prozent zu kommen.“
Zur Verbindlichkeit sagte Stefan Herzhauser, Technischer Geschäftsführer der EnKi und hauptamtlich bei der EnBW tätig: „Sie verpflichten sich erst dann verbindlich, wenn Sie einen Vertrag unterzeichnen.“ Auch der Vertrag über einen Anschluss würde lediglich dazu verpflichten, diesen Anschluss legen zu lassen und dafür zu bezahlen. Als einmalige Kosten für einen Hausanschluss werden derzeit etwas mehr als 2 100 Euro genannt. Der Anschluss selbst verpflichtet aber nicht zur Abnahme von Erdgas. Ist er gelegt, entstehen keine weiteren Kosten, solange man nicht auch tatsächlich Gas bezieht, wie Hans-Jörg Ziegler (Netze BW) mehrfach betonte.
Sowohl vom Podium als auch aus dem Publikum kamen Argumente für einen Gasanschluss. Eines der wichtigsten: „Dadurch steigert sich auf jeden Fall der Wert des Hauses. Wenn ein Haus nur mit Strom geheizt werden kann, ist die Wertminderung um ein Vielfaches höher als die Kosten für den Gasanschluss.“ Ein weiteres Argument ist die Kostenfrage im Verbrauch. Stefan Herzhauser: „Bei Erdgas zahlen Sie höchstens die Hälfte dessen, was Sie jetzt für eine Stromheizung zahlen.“ Ob das auf Jahre hinaus gilt, könne freilich niemand sagen: „Die künftige Entwicklung des Strom- und des Gaspreises kennen wir nicht.“
Was der Verbraucher mit einberechnen muss, sind die Kosten für die Umstellung der Heizung. Hans-Jörg Ziegler sprach von „mindestens 15 000 Euro“. Letztlich sei der Preis vom Installateur abhängig, der mit dem Umbau beauftragt wird. Auch 17 000 oder 18 000 Euro seien realistisch. Außerdem kommt es darauf an, wie bis jetzt geheizt wird. Hans-Jörg Ziegler: „Wer bereits mit Flüssiggas heizt, muss nicht mehr ganz so viel umstellen.“ Zudem sei Flüssiggas „in der Regel immer ein wenig teurer als Erdgas“.
Am Ende der Veranstaltung konstatierte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker „Aufbruchstimmung auf dem Schafhof“. Wenn genügend Hauseigentümer bereit sind zu investieren, lasse sich auch die EnKi schneller darauf ein, die Gesamtkosten von rund drei Millionen Euro bis 2025 oder 2026 zu stemmen, um auf dem ganzen Schafhof Erdgasanschlüsse anbieten zu können.
Endpunkt der Leitung in Kirchheim ist derzeit noch das Schlossgymnasium. Von dort aus soll die Trasse zunächst der Straße entlang und anschließend parallel zu den Treppen auf den Schafhof führen. Deshalb sieht der Plan eigentlich vor, zunächst Steinriegelweg, Laubersberg, Fuchsweg und Bussardweg mit Erdgas zu versorgen. Aber auch das hängt vom Interesse der Anwohner ab, wie Angelika Matt-Heidecker betonte: „Wenn die Abfrage ergeben hat, wo das größte Interesse besteht, wird genau dort angefangen.“